G#97 Krisenfeste Energie-Wende für den Mittelstand 🥛🥛
Shownotes
🎉 100 Folgen ENERGIEZONE – Wir feiern LIVE mit euch! 🎉 Seid dabei, wenn wir am 4. September unsere 100. Podcast-Folge live beim Berlin Energy Meetup aufzeichnen! Hier bei uns im onu.energy office und der European Energy Collective laden wir euch zu einem Abend voller Networking, Drinks und zukunftsweisender Gespräche ein. Egal, ob ihr Gründer, Investorin oder einfach nur energiebegeistert seid – das ist eure Chance, euch mit der Berliner Energie-Szene zu vernetzen. Türen öffnen um 17:00 Uhr, die Live-Aufnahme startet um 17:30 Uhr. Wir freuen uns riesig auf euch!
kostenlose Anmeldung: https://lu.ma/bi2mqdx2
Ich spreche diesmal mit Sebastian Stürzl, dem Einkaufsleiter der Molkerei Rücker in Aurich, einem Traditionsunternehmen, das seit 1890 besteht und sich auf die Produktion von Käse sowie anderen Milchprodukten spezialisiert hat. In einem persönlichen Gespräch vor Ort im Käsehaus der Molkerei tauchen wir ein in die Herausforderungen und Chancen, die die Energiekrise für den Mittelstand bedeutet.
Sebastian erzählt, wie die Molkerei Rücker als Reaktion auf die gedrückte Marktlage in den Jahren 2021 und 2022 ihre Energieeinkaufsstrategien neu überdenken musste. Wir diskutieren die Notwendigkeit einer langfristigen, krisenfesten Energiebeschaffung und wie sie mit Unterstützung von onu.energy Risiken managen und ihre Einkaufsprozesse optimieren konnten. Die Molkerei hat nicht nur eine beeindruckende Menge von 700 Millionen Kilogramm Milch pro Jahr verarbeitet, sondern auch alternative Energieträger und moderne Technologien in ihren Produktionsprozess integriert.
Ein wesentlicher Punkt unserer Unterhaltung ist die Notwendigkeit der Transformation und Anpassung an neue Marktbedingungen. Sebastian teilt seine Erfahrungen über die Insolvenzen von Energieversorgern und die Auswirkungen, die dies auf die Versorgungs- und Kostenstrukturen der Molkerei hatte. Wir beleuchten die strategische Planung im Energieeinkauf, wie der Einsatz von flexiblen Tranchenmodellen und die Suche nach erneuerbaren Energiequellen durch PPAs (Power Purchase Agreements) dabei helfen, die Energiekosten kalkulierbarer zu machen und die Versorgungssicherheit zu erhöhen.
Darüber hinaus sprechen wir über die Bedeutung regionaler Wertschöpfung und nachhaltiger Produktionsmethoden. Sebastian hebt hervor, wie lokale Milchbauern die Hauptlieferanten der Molkerei sind, wodurch lange Transportwege vermieden werden und gleichzeitig die Regionalität gefördert wird. Es wird offensichtlich, dass sich die Molkerei nicht nur den marktwirtschaftlichen Herausforderungen stellt, sondern auch Verantwortung in der breiteren Diskussion um Nachhaltigkeit und ökologische Fußabdrücke übernimmt.
Die Themen gehen über den reinen Einkauf hinaus. Wir diskutieren, wie sich die Branche in einem volatileren wirtschaftlichen Umfeld behaupten kann und welche innovativen Ansätze verfolgt werden, um die Energiewende aktiv mitzugestalten. Essenzielle Fragen, wie das Management von Versorgungssicherheit und die Schaffung eines diversifizierten Energieportfolios, sind angesichts geopolitischer Unsicherheiten relevanter denn je.
Abschließend lässt sich festhalten, dass der Dialog zwischen traditionellem Mittelstand und moderner Energiewirtschaft nötig ist, um gemeinsam Fortschritte zu erzielen. Sebastians Einblicke in die Strategie der Molkerei Rücker zeigen, dass mit dem richtigen Partner und der richtigen Technologie auch mittelständische Unternehmen die Möglichkeit haben, nicht nur durch Krisen zu navigieren, sondern aktiv einen positiven Beitrag zur Energiewende zu leisten.
Webseite: https://www.energiezone.org Community: https://forum.energiezone.org Feedback: team@energiezone.org Alexander Graf: https://www.linkedin.com/in/alexandergraf/ Ilan Momber: https://www.linkedin.com/in/imomber/
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Music:
Speaker1: Moin zusammen und herzlich willkommen, liebe Energie-Nerds, Zukunftsgestalter
Speaker1: und alle, die es noch werden wollen.
Speaker1: Hier ist Ilan und das ist die Energiezone, euer Podcast, in dem wir die Stromrechnung
Speaker1: von morgen schon heute knacken.
Speaker1: Man könnte ja fast meinen, die große Energiekrise, zur Erinnerung an alle,
Speaker1: es war ja eine fossile Gaspreiskrise, ist vorbei, oder?
Speaker1: Die Gasspeicher sind voll, die Panik in den Nachrichten ist ein bisschen leiser geworden.
Speaker1: Aber wisst ihr was? Das ist nur die Spitze des Eisbergs.
Speaker1: Gerade jetzt in einer Welt, wo wir uns wieder langfristige LNG-Abnahmeversprechungen
Speaker1: aus den USA begeben und in einer Zeit voller geopolitischer Fragezeichen,
Speaker1: ist die Frage nach einer smarten, langfristigen und krisenfesten Energiebeschaffung
Speaker1: für uns alle wichtiger als je zuvor oder genauso wichtig wie denn je.
Speaker1: Und genau deshalb habe ich heute einen ganz besonderen Gast,
Speaker1: einen dessen Geschichte sinnbildlich für den deutschen Mittelstand steht,
Speaker1: der die Krise 2021, 2022 voll abbekommen hat und jetzt die Weichen für die Zukunft stellt.
Speaker1: Ich freue mich riesig auf Sebastian, Sebastian Stürzel, den Einkaufsleiter der
Speaker1: Molkerei Rücker in Aurich, in Ostfriesland
Speaker1: Und es wird auch wieder ein bisschen persönlich, Leute, denn diese Folge ist
Speaker1: für mich und das ganze Team von ONU Energy was Besonderes, denn die Molkerei
Speaker1: Rücker, also Rücker war einer unserer allerersten Kunden.
Speaker1: Sie waren sowas wie die mutigen Pioniere, die mit uns in eine ganz frühe Pilotphase
Speaker1: gegangen sind und da hatten wir ja noch recht wenig Produkt vorzuweisen.
Speaker1: Sie haben uns also einen riesigen Vertrauensvorschuss gegeben,
Speaker1: als ONU Energy noch eher eine Vision als eine fertige Software war.
Speaker1: Und die Geschichte ist der ultimative Beweis dafür, was passiert,
Speaker1: wenn man Tradition aus dem ländlichen Raum, aus Ostfriesland in dem Fall,
Speaker1: Auf Innovation, aus Berliner urbane Innovation und Vertrauen auf Daten treffen lässt.
Speaker1: Wir haben Sebastian übrigens nicht in irgendeinem sterilen Büro getroffen,
Speaker1: sondern direkt vor Ort an einem geschichtsträchtigen Haus für Käseproduktion,
Speaker1: das sogenannte Käsehaus in Aurich.
Speaker1: Wer jetzt Bilder im Kopf hat, wie Käse, Laibe, Reifen und im Hintergrund die
Speaker1: Energie für alles gemanagt wird, da liegt ihr gar nicht so falsch mit, ziemlich richtig.
Speaker1: Und für alle, die es ganz genau wissen wollen, ihr könnt auf unserer Webseite,
Speaker1: auf onu.energy, also onu.energy, gibt
Speaker1: es so ein Referenzvideo mit genialem Bewegtbildmaterial aus dem Käsehaus.
Speaker1: Unbedingt mal reinschauen.
Speaker1: Aber ja, wir haben diese Folge direkt nach der OMR und unserem Energiefrühstück
Speaker1: Anfang Mai aufgenommen, weil da waren wir schon in Hamburg und dann konnten
Speaker1: wir leichter nach Nordwestdeutschland.
Speaker1: Und ich kann euch sagen, die Insights sind so frisch wie der Weißkäse bei Rücker.
Speaker1: Also schnallt euch an, wir tauchen tief ein in die Welt von PPAs,
Speaker1: Risikomanagement und der Frage, wie so ein Traditionsunternehmen wie Rücker
Speaker1: die Energiewende trotzdem rockt.
Speaker1: Ganz viel Spaß dabei. Auf geht's, ab geht's, let's roll!
Speaker1: Moin Sebastian, herzlichen Dank für die Einladung hier nach Aurich.
Speaker0: Ja, moin Ilan, sehr, sehr gerne. Herzlich willkommen.
Speaker0: Freut mich sehr, dass du gemeinsam mit dem Team den Weg zu uns nach Aurich gefunden hast.
Speaker1: Stimmt, wir sind ja diesmal ein richtiges Team. Normalerweise komme ich alleine,
Speaker1: aber diesmal haben wir Unterstützung von Felix und Olivia auch.
Speaker1: Und wir sitzen hier im Käsehaus in Aurich.
Speaker1: Vielleicht ist es doch eigentlich ein ganz guter Einstieg. Was ist das Käsehaus in Aurich?
Speaker0: Ja, total gerne. In der Planung des Termins habe ich mir ein paar Gedanken gemacht,
Speaker0: wo wir uns am besten austauschen können, wo wir passende Räumlichkeiten haben.
Speaker0: Nimmt man jetzt einen klassischen Besprechungsraum und habe mich dann aber dafür
Speaker0: entschieden, den Besprechungsraum in das Käsehaus der Molkerei Rückert zu nutzen.
Speaker0: Weil ich den Ort einfach total super finde. Es ist das ehemalige Wohnhaus der Familie Rücker,
Speaker0: was mittlerweile als Ort genutzt wird, um die Unternehmensgeschichte vor allen
Speaker0: Dingen in Bildern und in Abbildungen von Dokumenten eben interessierten Besuchern,
Speaker0: darzulegen und auch die Möglichkeit zu geben,
Speaker0: Produkte aus der gesamten Produktpalette des Unternehmens, sowohl aus Aurich
Speaker0: wie auch aus Wismar, hier zu erwerben und zu verkosten.
Speaker1: Und die Molkerei Rücker ist ein Traditionsunternehmen, gerade gelernt bei der
Speaker1: Führung seit 1890 gibt es euch schon, verarbeitet ihr Milch,
Speaker1: so glaube ich muss man es allgemeiner sagen, unter anderem auch zu Käse.
Speaker0: Genau, richtig. Schwerpunktmäßig zu Käse. Das Unternehmen wird in der vierten
Speaker0: Generation von Klaus Rücker geführt.
Speaker0: Ist ein inhabergeführtes Familienunternehmen.
Speaker0: Hauptsitz ist im ostfriesischen Aurich. Es gibt noch einen zweiten Produktionsstandort in Wismar.
Speaker0: In Aurich produzieren wir Hirtenkäse.
Speaker0: Kuhmilchfeta dürfen wir nicht sagen. Es ist aber ein kuhmilchbasierter Weißkäse,
Speaker0: den wir hier herstellen in zwei unterschiedlichen Produktionsverfahren und mit
Speaker0: unterschiedlichen Endprodukten.
Speaker0: Klassische Hirtenkäsescheibe oder in größeren Gebinden, eine Kilo Dose oder
Speaker0: auch in Bechern gewürfelt, mit Oliven und Kräutern mariniert.
Speaker0: Also relativ viel Variation, relativ viele verschiedene Verpackungsmaterialien.
Speaker0: Darüber hinaus werden in Aurich dann noch weitere Produkte hergestellt.
Speaker0: Das ist zum einen Butter, sowohl für den Endverbraucher, klassisches 250 Gramm
Speaker0: Stück, wie man das aus dem Handel oder aus dem Discount kennt und darüber hinaus noch Milchpulver.
Speaker0: Aber das ist dann wirklich eher für den industriell weiterverarbeitenden Bereich
Speaker0: und dementsprechend auch die Gebindeform.
Speaker0: Und als letzten Punkt stellen wir in Aurich auch unsere veganen Produkte her,
Speaker0: die unter der Marke Röckerweger Lecker vermarktet werden.
Speaker1: Röckerweger Lecker, verstanden. Ja, wir sind ja hier jetzt angereist.
Speaker1: Wir waren gerade auf der OMR gestern. Energiefrühstück.
Speaker1: Kennen die Hörerinnen und Hörer dann auch schon. Wahrscheinlich in der Reihenfolge,
Speaker1: wie es ausgestrahlt wird, würde ich jetzt mal schätzen.
Speaker1: Und sind mit dem Auto angereist und hier durch die wunderschöne ostfriesische Landschaft.
Speaker1: Olivia, die gefahren ist, während ich noch so vorbereitet habe,
Speaker1: kam gar nicht aus dem Staunen raus und gesagt, wie schön es hier ist.
Speaker1: Also für alle, die noch nicht hier waren, kann man total empfehlen.
Speaker1: Ist immer eine Reise wert, auch Käsehaus angucken und so weiter.
Speaker1: Aber wir wollen euch als Unternehmen ja heute vorstellen, weil ihr einfach relevanter
Speaker1: Player in dem Markt seid und weil wir auch, und das können wir, glaube ich,
Speaker1: offen sagen, weil ihr auch unser Produkt ONU bei euch im Energieeinkauf nutzt.
Speaker1: Aber nur um das Unternehmen noch weiter vorzustellen, also diejenigen,
Speaker1: die jetzt nicht herkommen, also nicht zufällig in Aurich im schönen Ostfriesland
Speaker1: vorbeikommen, könnten die eventuell trotzdem schon Berührungspunkte mit euren
Speaker1: Produkten gemacht haben?
Speaker1: Weil ihr seid ja, du hast ja Discounter gerade erwähnt, wo gibt es euch zu kaufen?
Speaker1: Wo könnte man euch finden?
Speaker0: Genau, also ich bin mir relativ sicher, dass Konsumenten und Konsumentinnen,
Speaker0: die Käseprodukte kaufen,
Speaker0: sicherlich schon mal in Berührung mit uns gekommen sind, auch vielleicht ohne,
Speaker0: dass sie es bewusst so wahrgenommen haben.
Speaker0: Wir produzieren neben unseren eigenen Markenprodukten sehr, sehr viel Private-Label-
Speaker0: und Handelsmarkenprodukte für diverse Lebensmitteleinzelhändler und Discounter
Speaker0: in Deutschland und Europa.
Speaker0: Da ist es ganz normal und gehört zum ganz normalen Geschäft dazu,
Speaker0: dass man mal ein halbes Jahr beim einen stärker vertreten ist,
Speaker0: dafür beim anderen vielleicht ein bisschen weniger. Und da sind wir auch mit
Speaker0: ganz unterschiedlichen Produkten vertreten.
Speaker0: Das fängt an bei Butter, geht über ganz klassische Hirtenkäsescheibenprodukte
Speaker0: bis hin zu veganen Produkten,
Speaker0: die wir auch für Discounter unter Private Label hier herstellen oder auch unsere
Speaker0: Grill- und Pfannenkäseprodukte, die eben auch dafür produziert werden.
Speaker0: Genau, also die Wahrscheinlichkeit, dass der ein oder andere schon mal Produkte
Speaker0: aus dem ostfriesischen Aurich oder auch aus Wismar, die bei uns in den Werken hergestellt werden,
Speaker0: verzehrt hat, ist durchaus gegeben.
Speaker1: Kann man uns was sagen zur Größe? Also wie viele Leute seid ihr?
Speaker1: Wie viel Absatz habt ihr? Oder so ganz grob?
Speaker0: Ja, klar. Kann ich total gerne machen. Das Unternehmen erwirtschaftet einen
Speaker0: Umsatz von ungefähr 500 Millionen Euro.
Speaker0: Wir sind über beide Werke ungefähr 580 Mitarbeitende, davon rund 38 Auszubildende
Speaker0: in ganz unterschiedlichen Ausbildungsberufen, absoluter Schwerpunkt von uns.
Speaker0: Und wir verarbeiten, und das ist so eine Kennzahl in der Milchindustrie,
Speaker0: die verarbeitete Rohmilchmenge.
Speaker0: Wir verarbeiten rund 700 Millionen Kilogramm Rohmilch.
Speaker1: 700 Millionen Kilogramm.
Speaker0: Genau.
Speaker1: Also ihr rechnet nicht in Litern. Ich denke immer in Litern.
Speaker0: Genau, man kauft die Milch als Liter, aber gerechnet, abgerechnet wird in Kilogramm.
Speaker0: Und das sind eben die 700 Millionen, das verteilt sich ungefähr zugleichermaßen
Speaker0: auf die beiden Standorte.
Speaker0: Der Unterschied ist halt, dass wir ganz unterschiedliche Produkte auch in unterschiedlichen
Speaker0: prozestechnologischen Schritten daraus herstellen.
Speaker0: Ja, genau. Und wenn wir jetzt rein
Speaker0: auf die Mengen schauen, was wir daraus herstellen, dann sind das in...
Speaker0: In Aurich rund 35.000 Tonnen Weißkäseprodukte.
Speaker0: Weißkäse ist eben alles das, was unter dem bereichierten Käse fällt.
Speaker0: Darüber hinaus dann noch 20.000 Tonnen Milchpulver und 15.000 Tonnen Butter jedes Jahr.
Speaker0: Also ganz stattliche Menge an Endprodukten, wenn man sich das jetzt einfach
Speaker0: mal gemessen an den Tonnagen vorstellt.
Speaker0: In Wismar sind es 35.000 Tonnen Gelbkäse,
Speaker0: die eben aus der Hälfte der Gesamtrohstoffmenge da produziert werden.
Speaker0: Und beim Gelbkäse muss man da noch Unterscheidungen vornehmen,
Speaker0: dass wir einmal den foliengereiften Gelbkäse haben. Und dahinter verbergen sich
Speaker0: tendenziell eher mildere Sorten, sowas wie Edama oder auch Gouda.
Speaker0: Und dann die naturgereiften Käsespezialitäten,
Speaker0: die wir auch in Wismar produzieren, noch ganz klassisch.
Speaker0: Also wirklich noch auf Holzbrettern reiben, aber gleichzeitig in einer hochgradig
Speaker0: automatisierten und modernen Fertigung.
Speaker0: Also viele Prozessschritte, die dort weitestgehend automatisiert mit Robotern
Speaker0: und fahrerlosen Transportsystemen eben vonstatten gehen.
Speaker1: Cool, ja. Wir haben ja so eine kleine Werksführung gerade übers Gelände bekommen.
Speaker1: Und dann ist es schon beeindruckend, wenn man da sieht, was für Riesenanlagen
Speaker1: das sind und wie da die Milchlaster ankommt. Vielleicht können wir dazu noch was sagen.
Speaker1: Lieferanten sind lokale Milchbauern hier aus der Gegend, habe ich auch gelernt.
Speaker1: Die müssen 80 Kilometer in der Nähe von der Küste sein?
Speaker0: Richtig, genau. Also das ist unser Einzugsgebiet, 80 Kilometer von der Nord-
Speaker0: bzw. aus der Küste entfernt.
Speaker0: Dafür bürgen wir auch auf unseren Markenprodukten mit dem Küstenbauern-Siegel, was wir aufbringen.
Speaker0: Ist uns eben ganz wichtig, auch im Sinne nachhaltigen Wirtschaftens,
Speaker0: unseren Hauptrohstoff möglichst regional um unsere Fertigungsständen herum,
Speaker0: einzusammeln und nicht gigantisch lange Transportwege dafür in Kauf zu nehmen.
Speaker0: Wir sind ja keine Genossenschaft, wir sind eine Privatmolkerei.
Speaker0: Das unterscheidet uns sicherlich von ganz vielen anderen Molkereien, auch in Deutschland.
Speaker0: Und haben aber dennoch natürlich langfristige Beziehungen zu unseren Milcherzeugern. Genau.
Speaker0: Und auch ganz wichtig, Rohmilch als solches, als Hauptrohstoff,
Speaker0: ist nicht klassische Einkaufssache, sondern wird in einer Molkerei ganz häufig
Speaker0: in einer separaten Abteilung auch abgehandelt.
Speaker1: Ja, okay, das ist eine gute Überleitung, denn du bist ja der Leiter des Einkaufs hier.
Speaker1: Und deswegen vielleicht fangen wir da auch nochmal an. Also Rücker ganz grob
Speaker1: verstanden können wir gerne nochmal tiefer reingehen in die einzelnen Themen.
Speaker1: Ich finde es ultra spannend.
Speaker1: Aber innerhalb von Rücker, wer bist du und was machst du hier? Was ist deine Aufgabe?
Speaker0: Ja, gerne. Mein Name ist Sebastian Stürze.
Speaker0: Ich bin 39 Jahre alt und ziemlich genau sieben Jahre jetzt bei der Molkerei
Speaker0: Rücker als verantwortlicher Einkaufsleiter hier in Aurich tätig.
Speaker0: Wir sind ein fünfköpfiges Team und kümmern uns sowohl um den strategischen wie
Speaker0: auch um den operativ-dispositiven Einkauf.
Speaker0: Zwei der fünf Personen sind strategisch tätig, drei operativ-dispositiv.
Speaker0: Wir machen das mittlerweile aus Aurich heraus sowohl für den Aurich-Standort
Speaker0: als auch für den Standort in Bismarck.
Speaker0: Das heißt gebündelte Beschaffungsaktivitäten an einem Ort und beschäftigen uns
Speaker0: eben mit vielfältigsten Warengruppen und Themen.
Speaker0: Ganz klarer Schwerpunkt sind die Warengruppen rund um Verpackungsmaterialien,
Speaker0: das ist absolutes Fokusthema.
Speaker0: Durch die vielen verschiedenen Produkte, die wir herstellen,
Speaker0: haben wir natürlich auch ganz unterschiedliche Verpackungsmaterialien zu handeln.
Speaker0: Das geht los von Folien über Glasverpackungen, Weißkäseverpackungen.
Speaker0: Und ganz viele Verpackungen sind eben Materialien, die in deren Kontakt mit Lebensmitteln stehen.
Speaker0: Das sieht immer so einfach aus. Besondere Anforderungen. Genau,
Speaker0: aber schlussendlich sind das sehr funktionelle Materialien auch.
Speaker0: Also gerade im Foliensegment, gerade wenn man dann über Monokunststoffverpackungen
Speaker0: auch spricht, was ja gerade vor dem Hintergrund aktuell gesetzlicher Regulierung
Speaker0: ein großes Fokusthema auch ist,
Speaker0: sind das funktionelle Verpackungen, die müssen Barriereigenschaften aufweisen,
Speaker0: denn nichts ist ja weniger nachhaltiger als eine Verpackung,
Speaker0: die zu einem vorzeitigen, verderbtes Lebensmittel führt.
Speaker0: Und das müssen wir halt vermeiden und so klassische in der Vergangenheit eingesetzten
Speaker0: Materialien aus verschiedenen Kunststoffen mit viel Barriere-Schichten,
Speaker0: die kriegen das ganz gut hin.
Speaker0: Aber die Aufgabe ist es jetzt natürlich, gemeinsam mit Lieferanten innovative
Speaker0: Lösungen zu entwickeln, die zum einen bezahlbar bleiben,
Speaker0: weil auch das muss ja klar sein, am Ende des Tages muss der Konsument an der
Speaker0: Kasse ja immer noch die Bereitschaft haben, die Produkte eben zu dem aufgerufenen Preis zu kaufen.
Speaker0: Es müssen bezahlbare Verpackungsmaterialien sein.
Speaker0: Gleichzeitig sollen sie aber nachhaltig sein. Jetzt ist immer die Frage,
Speaker0: wie definieren wir Nachhaltigkeit?
Speaker0: Wir haben uns, was Verpackungsmaterialien angeht, irgendwann mal dazu entschieden
Speaker0: zu sagen, Nachhaltigkeit bemessen wir an dem Grad der Recyclingfähigkeit einer Produktverpackung.
Speaker0: Und dann sind wir eben ganz schnell im Bereich der Monoverpackungslösung.
Speaker0: Und da haben wir ganz viele verschiedene Warengruppen zu handeln,
Speaker0: eben mit den sehr hohen gesetzlichen, aber auch internen Anforderungen und darüber
Speaker0: hinaus dann natürlich noch Sekundärverpackungen.
Speaker0: Also jedes Produkt ist in irgendeinem Karton noch verpackt. Also wenn ich mir
Speaker0: alleine die Menge an Kartonagen anschaue, ich habe das gerade gestern zufälligerweise
Speaker0: getan, dann kaufen wir stückzahlmäßig 30 Millionen Kartons jedes Jahr ein.
Speaker0: Ganz unterschiedliche Ausprägungen, aber wenn man sich das so vorstellt,
Speaker0: 30 Millionen Kartons, irre große Zahl, fand ich irgendwie ganz spannend.
Speaker0: Etiketten. Jedes Produkt, fast jedes Produkt hat ein Etikett in der aller Regel
Speaker0: mit Deklarationen, also mit erlebensmittelrechtlichen Deklarationen drauf.
Speaker0: Auch da kommen Stückzahlen zusammen, die übertreffen das nochmal,
Speaker0: weil ich meine irgendwo im Bereich 50, 60 Millionen Einheiten oder sowas,
Speaker0: was wir da jährlich kaufen, wenn nicht sogar noch mehr.
Speaker0: Und losgelöst von Verpackungsmaterialien beschäftigen wir uns dann eben ganz
Speaker0: viel mit Zutaten und Zusatzstoffen.
Speaker0: Hat bei uns intern die Warengruppenbezeichnung Hilfs- und Betriebsstoffe,
Speaker0: ich finde die aber ehrlicherweise nicht ganz so treffend, weil wenn ich an Hilfs-
Speaker0: und Betriebsstoffe denke und ich komme ursprünglich mal aus dem Siemens-Konzern,
Speaker0: habe da mal irgendwann gelernt,
Speaker0: und wenn ich an Hilfs- und Betriebsstoffe denke, dann bin ich irgendwie bei Ölen.
Speaker0: Schmiermitteln, genau, auf irgendwelche Anlagen und deswegen sträubt sich da
Speaker0: irgendwie in mir ganz viel Wenn wir über Zutaten und Zusatzstoffe sprechen,
Speaker0: finde ich das deutlich besser, weil es sind eben alles die Komponenten,
Speaker0: die in die Produkte reinkommen.
Speaker0: Da sprechen wir über Salz, da sprechen wir über Öle und Fette.
Speaker0: Also wenn ich an unsere Gläser mit Hirtenkäse würfeln denke,
Speaker0: die sind im Rapsöl liegen die.
Speaker0: Also Rapsöl ist so ein Pflanzenfett, was wir kaufen.
Speaker0: Wir sprechen über Kulturen, die überhaupt für den Käserei-Prozess erstmal notwendig sind. Medien.
Speaker0: Wir sprechen über ganz viele Gewürze, Kräuter, Marinaden. Also alles das,
Speaker0: was wir so im Bereich Grillkäse haben zum Beispiel.
Speaker0: Da haben wir ja eine Chili-Marinade, da haben wir eine Barbecue-Marinade,
Speaker0: eine Kräuter-Marinade.
Speaker0: Das sind ja alles Eigenentwicklungen mit Partnern, die dann eben aber auch natürlich
Speaker0: fortlaufend beschafft werden müssen, bis hin zu Oliven.
Speaker0: Also ich fände ich immer super spannend, Oliven einzukaufen.
Speaker0: Auch da spannende Menge, da irgendwo dann direkt aus Spanien oder woher man
Speaker0: die dann eben bezieht. das zu machen, ist auf jeden Fall cool.
Speaker0: Genau, und das ist eben eine Warengruppe, die.
Speaker0: Hochgradig anspruchsvoll ist, weil so divers und wo natürlich auch alle Zutaten,
Speaker0: Zusatzstoffe, die sich in unseren veganen Produkten wiederfinden, da anspielen.
Speaker0: Denn bei allen anderen Produkten haben wir den Hauptrohstoff Milch,
Speaker0: der wie gesagt außerhalb des klassischen Einkaufsscope.
Speaker0: Bei den veganen Produkten ist anders, weil alles das, was da drin ist,
Speaker0: wird auch über den Einkauf beschafft, ob das jetzt,
Speaker0: die Hanfsamen sind oder Flohsamensamen sind und da merkt man schon,
Speaker0: also da haben wir mit Themen zu tun, die wir so bisher auch noch gar nicht kannten,
Speaker0: und was für uns ganz spannend war, so in den letzten Jahren,
Speaker0: sich in diese Richtung auch zu entwickeln, Expertise aufzubauen,
Speaker0: Lieferantennetzwerk aufzubauen,
Speaker0: das war halt super spannend.
Speaker1: Und bist du dann, also jetzt könnte man vermuten, um das gut zu machen,
Speaker1: müsstest du entweder Biologe, Chemiker, Wertstofftechniker, Koch,
Speaker1: was qualifiziert dich, was ist dein Hintergrund?
Speaker1: Also du hast Siemens erwähnt, vielleicht bist du jetzt auch Techniker.
Speaker1: Erzähl mal, wo kommst du eigentlich her, was ist dein Werdegang um hier?
Speaker0: Nichts von dem, was du genannt hast. Ah, schade. Genau, also ich habe ganz klassisch
Speaker0: nach dem Abitur eine Industriekaufmannlehre gemacht.
Speaker0: Und das war aber auch eher so ein bisschen irgendwie zufällig.
Speaker0: Ich war so nach dem Abitur, ja, okay, was will ich werden?
Speaker0: Möchte ich Medizin studieren oder doch irgendwie in die Bankenwelt gehen?
Speaker0: Oder ach, Jura wäre ja auch nicht verkehrt.
Speaker0: Und die einzige Konstante war, ich möchte mal raus aus Marburg.
Speaker0: Da bin ich aufgewachsen, wunderschöne Stadt.
Speaker0: Freue mich heute jedes Mal, wenn ich da zurückkomme und meine Eltern besuche,
Speaker0: Freunde besuche von damals.
Speaker0: Aber damals so mit 19 Jahren hatte ich irgendwo ein Schwerer,
Speaker0: okay, 19 Jahre hier gewesen, jetzt mal was anderes sehen.
Speaker0: Und meine Vorgehensweise war tatsächlich so, dass ich dann irgendwann klar hatte,
Speaker0: okay, mit so einem langen Studium, ob jetzt Jura oder Medizin,
Speaker0: weiß ich jetzt gar nicht, ob das irgendwie langfristig das ist, was ich wirklich will.
Speaker0: Ich mache erstmal eine Ausbildung. Irgendwas, zwei, drei Jahre Aufwand und dann
Speaker0: kann ich ja immer noch gucken, kann die Zeit nutzen, ein bisschen überlegen.
Speaker0: Und habe mich dann bei allen großen Tech- und Industrieunternehmen in Deutschland,
Speaker0: von Nord nach Süd, von Ost nach West beworben.
Speaker0: Und hatte am Ende dann die Wahl zwischen der Deutschen Telekom und dem Siemens-Konzern.
Speaker0: Und der Siemens-Konzern hatte halt den Reiz, dass sie gesagt haben,
Speaker0: ja, haben sich hier auch Industriekaufmann beworben, aber was halten sie nur
Speaker0: von der Stammhauslehrer?
Speaker0: Dann ist ihre Ausbildung von drei auf zwei Jahren verkürzt.
Speaker0: Und das ist halt so ein... Fast Track. Genau, Fast Track sozusagen.
Speaker0: Man besucht eine Siemens-interne Berufsschule mit staatlicher Zulassung.
Speaker0: Das Ganze ist in Berlin-Siemensstadt angesiedelt. Ach so, dann warst du auch mal in Berlin. Genau.
Speaker0: Ich war von den zwei Jahren etwas über ein Jahr in Berlin verteilt auf einzelne Slots.
Speaker0: Und irgendwie klang das alles gut und super schwand. Und dann habe ich gesagt,
Speaker0: ja, alles klar. Und das war in Bremen, da war damals noch ein Siemens Werk.
Speaker0: Da war ich angesiedelt und habe dort eben die praktische Ausbildung größtenteils
Speaker0: erfahren, so Personal und Vertrieb.
Speaker0: Hat Siemens dann eben in den Zentralen in Amberg und Nürnberg vollzogen und
Speaker0: die Berufsschule, wie gesagt, in Berlin.
Speaker0: Und dann war ich nach zwei Jahren fertig und hatte aber während meiner Ausbildung
Speaker0: schon das große Glück, auch in den strategischen Einkauf im Berg in Bremen reinzuschnuppern.
Speaker0: Und da habe ich Blut geleckt. Also da habe ich irgendwie gemerkt,
Speaker0: ey, cool, also Einkauf, Da habe ich richtig Spaß dran.
Speaker1: Da wurde dann aber wahrscheinlich weniger Milch und Kräuter und Oliven eingekauft.
Speaker1: Aber Energie vielleicht auch.
Speaker0: Tatsächlich auch nicht. Wobei ich dir nicht sagen könnte, wo es damals eingekauft wurde.
Speaker0: Ich würde mal darauf tippen, dass das Zentral aus Nürnberg oder wo der Energiezentraleinkauf
Speaker0: möglicherweise des Konzernsatzes gemacht wurde. Aber ich glaube nicht aus Bremen heraus.
Speaker0: Und das Bremer Werk hat halt Transformatoren, Drosseln, Filter,
Speaker0: diese Unterflurelektrocontainer für die Züge, also ICE,
Speaker0: Belarus, also alles das, was irgendwo dann auch in Deutschland und Europa und
Speaker0: auf der ganzen Welt eben an Bahntechnik verkauft wurde, hat ja irgendwie so
Speaker0: Unterflurelektrocontainer, wo die ganze Elektrogeschichte untergebracht ist.
Speaker0: Und diese Komplettsysteme wurden da gebaut.
Speaker0: Darüber hinaus dann auch noch Industrie, Axial- und Radialventilatoren,
Speaker0: teilweise so Schiffscontainer-Pros und so. Also echt beeindruckend.
Speaker0: Genau. Und da hatte ich während meiner Ausbildung eingeschnuppert und eben so
Speaker0: gemerkt, okay, da möchte ich hin.
Speaker0: Das Unternehmen wollte eigentlich gerne, dass ich ins Vertriebscontrolling gehe.
Speaker0: Da habe ich auch eingeschnuppert und war mir ganz klar, da möchte ich nicht hin.
Speaker0: Und habe es dann am Ende des Tages darauf ankommen lassen, weil ich gesagt habe,
Speaker0: nee, also da möchte ich ganz sicher auch nicht hin, aber ich möchte ganz sicher
Speaker0: in den Einkauf und meine damalige Chefin bzw.
Speaker0: Die Abteilungsleiterin des strategischen Einkaufs seiner Zeit,
Speaker0: die wollte das auch gerne erreichen und dann habe ich so diesen obligatorischen
Speaker0: Brief kurz vor Ablauf der Ausbildung gekommen, da tut uns fürchterlich leid,
Speaker0: wir können Ihnen keinen Platz bei uns anbieten,
Speaker0: und am letzten Tag kam dann eben der Andro Färbe, Freundin uns dann mitteilen
Speaker0: zu können, dass sie im strategischen Einkauf bei uns starten können.
Speaker0: Genau und so bin ich dann also als Berufseinsteiger im strategischen Einkauf
Speaker0: gekommen und seitdem auch noch nicht wieder weggekommen.
Speaker0: Ich war dann noch eine Zeit lang in Bremen im Siemens-Konzern tätig, hab dann aber 2010.
Speaker0: Den Umzug nach Ostfriesland gewagt, noch ein Stückchen weiter nach Norden. Gräben war cool.
Speaker0: War auch wirklich, wirklich schön. Wir sind davon, dass wir einen guten Fußballverein haben. Ja.
Speaker0: Und bin dann aber noch aus Friesland gezogen und dort dann in die Tiefkühl-Logistik
Speaker0: gewechselt und habe acht Jahre lang eine
Speaker0: super spannende Zeit bei der Nordfrost-Unternehmensgruppe erleben dürfen.
Speaker0: War dort vordergründig zuständig für den Aufbau eines technisch geprägten Zentraleinkaufs.
Speaker0: Das Unternehmen hatte seinerzeit knapp 40 Niederlassungen, schwerpunktmäßig in Deutschland.
Speaker0: Und jede Niederlassung hat bei ganz vielen Sachen so für sich selber eben die
Speaker0: Beschaffung übernommen.
Speaker0: Sei das jetzt nur Förderfahrzeuge oder Ersatzteile dafür, Regaltechnik etc.
Speaker0: Verpackungsmaterial, also an der Stelle eher Ladungssicherungsfolien.
Speaker0: Und da gab es dann also viel Potenzial und genau, insofern dort acht super spannende
Speaker0: Jahre gehabt, eine Abteilung aufgebaut.
Speaker1: Energie? Hast du da Energie angekauft?
Speaker0: Nee, habe ich nicht, aber Energie ist da natürlich ein Riesenthema gewesen.
Speaker1: Also diese Kühllogistiker, die haben ja einen total riesen Case jetzt für so
Speaker1: Flexibilitätsthemen, ob du die, was weiß ich, tiefkühle Erbsen auf minus 22
Speaker1: Grad hast oder auf minus 17, sage ich jetzt mal.
Speaker1: Weißt du nicht, wer jetzt nicht drauf festgenagelt werden, aber ist ja denen
Speaker1: egal. Und dann können sie sozusagen vorkühlen oder nachkühlen,
Speaker1: je nachdem, wie die Preise am Spotmarkt gerade sind.
Speaker0: Ja, genau. Also es ist ja so ein bisschen ein gut gefülltes Kühlhaus ist ja
Speaker0: wie ein Akku im Grunde genommen.
Speaker0: Also wenn ich das einmal kalt habe und das, was da drin lagert,
Speaker0: eben auch im Kern auf die Temperatur gebracht habe, dann kann ich ja für eine
Speaker0: gewisse Zeit, trotz sogar relativ hoher Außentemperaturen, kann ich ja die Kühlung auch wegschalten.
Speaker0: Und die Temperatur wird aber weitestgehend gehalten.
Speaker0: Also der Temperaturanstieg im Inneren, wenn Kühlhaus dicht und Türöffnung irgendwie
Speaker0: vernünftig auf ein Minimum reduziert, dann hält das ja echt lange.
Speaker0: Und das war schon damals ein Thema. Also zum einen war das ganze Thema BHKWs.
Speaker0: Bei Neuerweiterungsbaumaßnahmen ist fast immer irgendwo ein BHKW dann mit entstanden.
Speaker0: Und die direkte Kopplung natürlich an die Strombörse und daran ausgerichtet
Speaker0: eben auch die Fahrweise der Kühlhäuser, um dann eben genau von eben den schwankenden Strompreisen,
Speaker0: die ja seinerzeit, also 2010 fortfolgend, aus heutiger Sicht noch überhaupt
Speaker0: nicht schwankend waren.
Speaker0: Also da gab es irgendwie, ja und zwischen Weihnachten und Neujahr kann es auch
Speaker0: mal eine Phase geben, wo es zu negativen Strompreisen kommt.
Speaker0: Ja genau, also gab es so ein, zwei Mal im Jahr so einen Punkt,
Speaker0: wo es mal irgendwie den Überschuss gab, der dann eben auch noch vergütet wurde, wenn man ihn abnimmt.
Speaker1: Ich weiß noch, ich war ins VRZ, habe ich promoviert und dann so das erste Mal
Speaker1: negative Preise irgendwie verstehen als Konzept und erklären irgendwelchen Leuten,
Speaker1: die sich für den Strommarkt interessieren.
Speaker1: Ja, das war genau, da gab es sie zum ersten Mal. Das war so die Zeit.
Speaker1: Okay, aber dann bist du von Nordfrost vor sieben Jahren hier in Schöne-Aurich
Speaker1: gekommen und hast Energieeinkaufsleitung übernommen und damit auch sozusagen
Speaker1: indirekten Einkauf Strom und Gas oder alles,
Speaker1: was sozusagen Energie bedeutet für Rücker.
Speaker0: Genau, richtig. Also ich hatte ja schon so ein bisschen ausgeführt,
Speaker0: mit welchen Themen wir uns befassen.
Speaker0: Den sogenannten direkten Materialien, darüber hinaus haben wir aber halt auch
Speaker0: viel Indirektes und Dienstleistungen, sei es Unterhaltsreinigung,
Speaker0: Transportdienstleistungen,
Speaker0: Wäsche-Service, also alles große Themen innerhalb von lebensmittelproduzierenden
Speaker0: Unternehmen und unter anderem eben auch das Thema Energieeinkauf.
Speaker0: Und das war tatsächlich, wenn ich so an die Anfänge zurückdenke,
Speaker0: da haben wir ja rein mengenmäßig unwesentlich weniger Energie verbraucht, als wir es heute tun.
Speaker0: Also ja, vielleicht ein bisschen weniger, wenn mittlerweile die Milchmenge etwas
Speaker0: höher ist und der Energieverbrauch schon auch stark mit der Milchmenge korreliert.
Speaker0: Aber es war trotzdem irgendwie die ähnliche Größenordnung.
Speaker0: Wenn wir von der Größenordnung sprechen, dann sprechen wir irgendwo von roundabout
Speaker0: 40 GWh im Strom und irgendwo 95 GWh im Erdgas, die wir so jährlich irgendwie
Speaker0: einkaufen. Aber damals war das halt ein Thema.
Speaker1: Unter Fernaniefen.
Speaker0: Ja, genau. Also wir hatten so ein Energieberatungsunternehmen an der Hand.
Speaker0: Und da wurde dann irgendwie alle zwei Jahre, hat man dann schon mal,
Speaker0: ja, wir könnten mal irgendwie für übernächstes Jahr irgendwie in die Ausschreibungsphase gehen,
Speaker0: ja, machen wir wieder horizontalen Tranchenvertrag, ja, machen wir Jahresbedarf
Speaker0: geteilt durch vier, schön vier Tranchen, so, und die Bewirtschaftung,
Speaker0: die war dann halt auch irgendwie so völlig easy,
Speaker0: dann rief irgendwann mal immer der Energieansprechpartner da von dem Beratungshaus
Speaker0: und dann sagt, Ja, Herr Stützel, wie wäre es, heute vielleicht mal irgendwie eine Tranche kaufen?
Speaker0: Von den Preisen her sieht das eigentlich gerade gar nicht schlechter aus.
Speaker0: So, okay, ich stimme das mal eben intern ab. Ja, warum eigentlich nicht, können wir machen.
Speaker0: So, harten Hinter. Das war Energieerkauf bei Strom und Gas.
Speaker0: Und wenn man sich dann natürlich irgendwie vergegenwärtigt, wie das heute ist
Speaker0: und wie die Entwicklung der letzten Jahre ist, dann sind wir ja in einer völlig
Speaker0: anderen Welt angekommen.
Speaker0: Also 2021 auf 2022 war ein Jahreswechsel,
Speaker0: der für uns als Unternehmen unter Energiebeschaffungsaspekten eine extreme Herausforderung
Speaker0: darstellte, weil kurz vor Jahresende der Erdgasversorger,
Speaker0: den wir vor 2021 und 2022 hatten,
Speaker0: die Hand gehoben hat und gesagt hat, ich kann dich in 2022 nicht versorgen. Insolvent.
Speaker0: Genau. Und.
Speaker1: Weil das wissen ja auch viele nicht, also Überfall auf die Ukraine war Februar
Speaker1: 2022, aber die Gaspreise sind ja schon, also da ist ja ganz viel vorher schon
Speaker1: passiert, ein halbes, dreiviertel Jahr vorher, oder? Also du weißt es vielleicht
Speaker1: noch besser als ich, weil ich war noch nicht so nah am Gaspreis dran.
Speaker1: Aber ich weiß noch, wie ich irgendwie im Oktober oder so zum ersten Mal mit
Speaker1: Leon Hürth drüber geredet habe,
Speaker1: dass da hat er sich schon angefangen irgendwie mit Gaspreisen zu gewassen,
Speaker1: dass da irgendwie eine gewisse Verknappung war und die Speicher nicht befüllt
Speaker1: wurden von damals noch Gaspaum jetzt Sefe.
Speaker1: Und genau, also sozusagen, das hat dann schon, das hat ja dann ultimativ bei
Speaker1: sowohl Gasversorgern als auch Stromversorgern zu Riesenproblemen geführt,
Speaker1: die nicht Back-to-Back abgesichert waren und sozusagen die Liefermengen,
Speaker1: die sie versprochen hatten,
Speaker1: schon eingekauft hatten zu den entsprechenden Preisen, die dann da irgendwie
Speaker1: schief lagen von den Risikopositionen, die sie selber hatten.
Speaker1: Und da gab es einige Insolvenzen.
Speaker1: Und einer davon war dann eben auch euer Versorger.
Speaker0: Genau, den hat es auch erwischt. Ist ja immer die Frage, verschuldet oder nicht
Speaker0: verschuldet ist, aber unterm Strich auch egal, zumindest aus heutiger Sicht.
Speaker0: Fakt war halt, der sagt, wir können nicht liefern.
Speaker0: Die Beschaffungskosten, also die Begründung war, die Beschaffungskosten sind
Speaker0: derart gestiegen, dass eine wirtschaftliche Belieferung nicht möglich ist.
Speaker0: Und das haben wir erst überhaupt gar nicht verstanden.
Speaker0: Und daran merkt man aber auch, auf welchem Stand man eigentlich Energieeinkauf betrieben hat.
Speaker0: Also wir sind ja immer davon ausgegangen, wir greifen zum Hörer und sagen unserem
Speaker0: Energieberatungshaus, ja, macht Sinn, macht das mal.
Speaker0: Der hatte eine Vollmacht, hat dann beim Versorger angerufen und hat eben die
Speaker0: Mengen gefixt und wir haben eine Bestätigung bekommen und dann haben wir gesagt,
Speaker0: 25 Prozent irgendwie für einen Haken.
Speaker0: Und haben aber gedacht, okay, die Menge, die ist auch tatsächlich gefixt,
Speaker0: dass es aber die Möglichkeit gibt,
Speaker0: eben genau das nicht zu tun, also dem Kunden zu sagen, ja, okay,
Speaker0: ich habe das zu dem Preis, über den wir gerade gesprochen haben,
Speaker0: habe ich die Menge gekauft,
Speaker0: aber tatsächlich kaufe ich sie nicht, sondern ich spekuliere darauf,
Speaker0: dass zum Belieferungszeitpunkt oder in diesem zeitlichen Gap,
Speaker0: was zwischen Kunde ruft an und Belieferung ist,
Speaker0: dass ich da einfach noch Preise erfahre, die weitaus niedriger sind,
Speaker0: um dann meine eigene Marge damit zu optimieren.
Speaker0: Das wussten wir halt gar nicht, dass das überhaupt möglich und zulässig ist.
Speaker0: Haben wir dann aber halt schmerzlich erfahren müssen, weil alles das,
Speaker0: was wir glaubten, was irgendwie sicher wäre, an Struktur, also an Menge,
Speaker0: passend zu unserer Struktur eben für uns beschafft.
Speaker0: Ja, das war halt das Papier nicht wert, auf dem diese Zahlen standen.
Speaker0: Es war nämlich nichts mehr. Also es war auf einen Schlag weg und dann kommt
Speaker0: ja noch hinzu, das war irgendwo um den,
Speaker0: 17. und 18. Dezember rum. Das heißt, die Fristen für Netzanmeldungen von leistungsgemäßenen
Speaker0: Abnahmestellen war auch hinfort.
Speaker0: Und ich meine, du weißt es, leistungsgemäßen Abnahmestellen,
Speaker0: du hast keinen Anspruch auf Grundversorgung.
Speaker0: Klar, weil dafür ist die Menge, die da auch durchrauscht, ja auch viel zu groß.
Speaker0: Das heißt, du hattest erstmal die Grundvoraussetzung zu schaffen,
Speaker0: dass du überhaupt ab dem 01.01. noch irgendwas tun kannst.
Speaker1: Und du kannst ja gar nicht, wie lange kannst du handeln, bis 20.
Speaker1: 22. Dezember oder so? 15. Achso. Und am 17. und 18. war der Weg?
Speaker0: Ja, also es war tot. Also die Frist für Netzanmeldung wäre der 14.
Speaker0: Gewesen. Es war drei Tage nach Frist Netzanmeldung. Das war futsch.
Speaker0: So, und betraf natürlich beide Werke.
Speaker0: Und dann, genau, hast du irgendwie vor Weihnachten richtig Stress.
Speaker0: Also dann ist irgendwie Geschenke organisieren, ist Haken hinter.
Speaker0: Sondern du musst ja dann erstmal irgendwo dich sortieren, Die Situation ganz
Speaker0: rasch begreifen und dann die richtigen Leute um dich scharen,
Speaker0: die dich ruhig und auf einem sachlichen Niveau dann irgendwo unterstützen können.
Speaker0: Und das hieß in erster Linie, wir haben eine Versorger-Fragestellung zu klären,
Speaker0: finden wir einen Versorger, der bereit ist, diese gigantischen Mengen oder großen
Speaker0: Mengen, die es ja nun mal sind,
Speaker0: auch irgendwie anzubieten und zu handeln.
Speaker0: Und finden wir Netzbetreiber in Aurich und Wismar, die sagen,
Speaker0: obwohl die Anmeldefristen schon durch sind, machen wir das mal außerhalb des
Speaker0: Protokolls und auf der Schnellspur, sodass sichergestellt ist, dass am 1.1.
Speaker0: Auch noch die Energie, Erdgas und Strom eben auch bereitsteht.
Speaker1: Also Pragmatismus war gefragt von allen.
Speaker0: Und also das ist so das Ereignis gewesen, wo wir das erste Mal gemerkt haben,
Speaker0: hoppala, okay, Energieeinkauf ist halt irgendwie gar nicht so.
Speaker0: Und wir haben uns noch irgendwie ein paar Wochen vorher die Hände gerieben,
Speaker0: weil wir natürlich gesehen haben, was der Erdgaspreis gemacht hat in diesen
Speaker0: ganzen Monaten, du hast es gerade selber angesprochen, irgendwo ab zweiter Jahreshälfte
Speaker0: 21 ging es da ja schon tüchtig nach oben.
Speaker0: Und wir hatten aber unsere Mengen vermeintlich gesichert und waren durch.
Speaker0: Das war auf dem Preisniveau, wo wir ja außerhalb, ich sage immer umgekehrt,
Speaker0: vor Lachen nicht in den Schlaf kommen.
Speaker0: Nichts mehr so, also auch völlig klar wir haben,
Speaker0: Netzbetreiber gefunden, die bereit waren und wir haben Versorger gefunden der
Speaker0: auch gesagt hat ja, wir unterstützen euch in dieser Situation,
Speaker0: mega gut richtig großes Glück wir haben dann noch zwischen den Jahren die Verträge
Speaker0: alle durchverhandelt und,
Speaker0: Es ist gar nicht anders möglich, weil du hast ja keine Chance mehr auf dem Terminmarkt
Speaker0: irgendwas zu machen, zumindest nicht, wenn du über horizontale Produkte sprichst.
Speaker0: Das heißt, wir mussten auch irgendein Konzept entwickeln, dass wir nicht ein
Speaker0: Jahr jetzt Spot kaufen müssen. Genau.
Speaker0: Und das Konzept sah eben dann so aus, dass wir gesagt haben,
Speaker0: okay, wir gehen weg von Jahresbändern, wir gehen hin zu Quartalsprodukten für
Speaker0: dieses Jahr 2022 und haben dann im Grunde genommen nur, in Anführungsstrichen,
Speaker0: das erste Quartal gehabt,
Speaker0: wo wir über einen Spot gehen mussten, weil es nicht anders möglich war.
Speaker1: War auch teuer, aber der Termin war dabei auch teuer. Richtig, genau.
Speaker0: So, und dann hat man eben angefangen, wieder das Terminbuch zu füllen.
Speaker0: Und genau, dann kommt ja die übliche Entwicklung noch hinzu.
Speaker0: Dann haben wir Ende Februar den erfolgreich zivilergen Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine.
Speaker0: Wir haben dann Ende, wann war es?
Speaker0: September, Sabotageangriff auf Nord Stream Pipeline. Alles eben Ereignisse,
Speaker0: die ja dazu geführt haben, dass der Energiemarkt sich einfach dramatisch entwickelt hat.
Speaker0: Und wir eben gemerkt haben, also nochmal zusätzlich gemerkt haben,
Speaker0: okay, also so funktioniert es nicht.
Speaker0: Wir hatten uns zwischenzeitlich dann viel mehr selber mit dem ganzen Thema Energiebeschaffung
Speaker0: auch auseinandergesetzt.
Speaker0: Wir haben eine interne Taskforce gegründet, wo wir in der Anfangszeit mehrmals
Speaker0: die Woche zusammengesessen haben, wirklich engmaschig über die ganzen Themen
Speaker0: gesprochen haben. Was ist zu tun?
Speaker0: Was können wir tun? Was müssen wir tun?
Speaker0: Kurz, mittel, langfristig mit Geschäftsführung, mit CFO, mit technischer Leitung,
Speaker0: Einkaufsleitung und dann eben sehr kleinteilig abgestimmt haben,
Speaker0: was sind die nächsten Schritte,
Speaker0: die dann halt häufig alles, was Beschaffung ist, dann irgendwo logischerweise
Speaker0: bei mir auf dem Tisch liegt.
Speaker0: Und genau, so haben wir das dann irgendwie voneinander bekommen und mittlerweile
Speaker0: oder eine Zeit lang war es dann einfach so, dass ich so das Gefühl hatte,
Speaker0: du machst vom 10-Stunden-Tag machst du 7 Stunden jeden Tag, beschäftigst du dich nur mit Energie.
Speaker0: Du liest jeden Marktbericht, du telefonierst mit 100 Leuten am Tag,
Speaker0: nur um irgendwie alles aufzusaugen und jede Nachricht möglichst frühzeitig mitzubekommen,
Speaker0: um die richtigen Entscheidungen für die Zukunft zu treffen.
Speaker0: Ja, und also wahnsinnig komplex das Ganze, wahnsinnig schnelllebig,
Speaker0: vorbei die Zeiten, wo es irgendwie einfach war.
Speaker1: Ja, und auch man muss dann halt die Komplexitäten von so einem Großhandel durchsteigen,
Speaker1: die Preistreiber, die Korrelate.
Speaker1: Man guckt ja nicht nur auf Strom und Gas, man guckt irgendwie vielleicht auch
Speaker1: nochmal auf Öl oder auch.
Speaker1: Genau, okay, also ihr habt seit sehr voll sozusagen Energiekrise mitgenommen.
Speaker1: Also Energiekrise, Gaspreiskrise, die dann natürlich auch übergeschraubt ist
Speaker1: auf den Strommarkt, habe eine Versorgerinsolvenz mitgenommen und uns dann aber
Speaker1: irgendwie geschafft, wieder in einigermaßen ruhiges Fahrwasser zu kommen.
Speaker1: Und wir kennen uns ja auch jetzt schon zwei Jahre oder sowas.
Speaker1: Du hast, glaube ich, mit Tobi, meinem Mitgründer, zum ersten Mal,
Speaker1: ich habe nochmal nachgeguckt, auf dem Procurement Summit 2023,
Speaker1: das ist ja auch schon wieder fast zwei Jahre her, gesprochen.
Speaker1: Und da haben wir ganz viele solcher Geschichten aus dem produzierenden Gewerbe,
Speaker1: aus dem Mittelstand bekommen, wo einfach sozusagen Risiken,
Speaker1: die da waren, einfach nicht bekannt waren oder nicht zu Tage traten und deswegen
Speaker1: auch nicht so ein gutes Bewusstsein dafür war,
Speaker1: sozusagen Energieeinkauf und die damit verholenden Risiken gut zu managen.
Speaker1: Und genau, also auch unter anderem eure Geschichte, deine Geschichte,
Speaker1: hat ja auch letztendlich ein bisschen mit beigetragen, sozusagen diese Firma zu gründen, ONU.
Speaker1: Und erzähl doch mal weiter, wie es dann weitergegangen ist.
Speaker1: Also ihr seid dann irgendwann wieder in ein normales Fahrwasser reingekommen
Speaker1: und wie läuft Energieeinkauf sozusagen im Normalbetrieb bei euch?
Speaker0: Genau, also wir sind, würde ich auch sagen, wieder in einem Normalbetrieb,
Speaker0: was das Thema angeht, wobei es ein neues Normal ist.
Speaker0: Wir sind zwar grundsätzlich bei irgendwo einem ähnlichen Modell geblieben,
Speaker0: aber auch erst nach Abwägung anderer Möglichkeiten.
Speaker0: Und das war ja zum Beispiel auch etwas, wo ONU uns wirklich mit unterstützt
Speaker0: hat, weil, und das ist denke ich schon etwas,
Speaker0: was gerade mittelständische Unternehmen kennzeichnet,
Speaker0: da hast du nicht zwangsläufig eine Abteilung mit Fachleuten,
Speaker0: mit ehemaligen von Energieversorgern oder Netzbetreibern oder halt wirklichen Experten,
Speaker0: die dann in so einem Konzern sitzen und eben das Wissen über Energiemarkt und
Speaker0: Energiebeschaffung in das eigene Unternehmen mit reinbringen,
Speaker0: sondern du hast halt 127 Aufgaben und eine Aufgabe davon ist Energiebeschaffung
Speaker0: und irgendwo die am besten passende Lösung,
Speaker0: aber logischerweise hast du nicht den Marktüberblick, welche Lösungen entstehen,
Speaker0: welche alternativen Möglichkeiten gibt es, Was ist der Unterschied im Detail
Speaker0: zwischen Portfoliomanagement zum klassischen Tranchenvertrag und Standardhandelsprodukten?
Speaker0: Hast du irgendwie alles mal gehört? Ja, okay, dann kommen PPAs,
Speaker0: dann kommt dies, das, jenes hoch runter, also 127 Themen.
Speaker0: Und da dann einfach jemand zu haben, den man vielleicht auch genauso,
Speaker0: wie ich es jetzt mal getan habe, einfach so ein Stichwort hinwirft,
Speaker0: der das aber aufgreifen kann und einfach in einfachen Worten.
Speaker0: Schlussendlich mit ein bisschen Leben führen kann. Was verbirgt sich dahinter?
Speaker0: Oder aber gleich sagen kann er, okay,
Speaker0: Eher nicht. Oder aber sagen kann, ja, da kennen wir jemand.
Speaker0: Das könnte vielleicht für euch ganz interessant sein. Wenn für euch das Thema
Speaker0: PPAs da eine Rolle spielt, sollen wir euch da mal connecten mit jemand anderem.
Speaker0: Und also das ist natürlich super wertvoll.
Speaker0: Wie läuft jetzt heute der Energieeinkauf? Wir haben, wie gesagt,
Speaker0: weiterhin grundsätzlich Branchenverträge.
Speaker0: Wir sind aber deutlich kleinteiliger geworden.
Speaker1: Ich kriege immer wieder Rückmeldungen, dass wir gerne auch Dinge erklären sollen,
Speaker1: weil sonst ich neige dazu, dann irgendwie zu sehr im Energiefachjargon abzunörden.
Speaker1: Wir haben zum Beispiel eben horizontale und vertikale Tranchen und du hast Jahrespreise
Speaker1: und Quartalspreise Produkte genannt.
Speaker1: Also es gibt sozusagen, vielleicht nochmal einen Schritt zurück,
Speaker1: es gibt unterschiedliche Arten Strom einzukaufen auf Termin,
Speaker1: also mit dem Terminmarkt zu interagieren.
Speaker1: Also heute zu entscheiden, was ich bezahle für den Strom oder das Gas,
Speaker1: das mir nächstes Jahr oder übernächstes Jahr geliefert wird,
Speaker1: also Frontjahr oder Frontjahr plus eins.
Speaker1: Und da kann man dann sagen, man kauft sozusagen Energiemengen,
Speaker1: die sich über das ganze Jahr verteilen, als sogenannte horizontale Produkte.
Speaker1: Oder man kann sagen, wenn man das Jahr jetzt sozusagen in unterschiedliche Zeitscheiben
Speaker1: schneiden würde, den Zeitstrahl, dann nennt man das vertikale Monatsprodukte
Speaker1: oder Quartalsprodukte.
Speaker1: Einfach nur, um es nochmal kurz gesagt zu sagen, sonst hängen wir da zu viele Leute ab.
Speaker1: Aber ihr macht es ähnlich, ihr macht es kleinteilig, ihr kauft mehrere Tranche,
Speaker1: also ihr habt sozusagen mehr Cost Averaging drin.
Speaker1: Also ihr habt mehrere Einkaufszeitpunkte, also nicht ein großes Volumen pro
Speaker1: Einkauf, sondern ein kleineres Volumen und so stückelt ihr das ein bisschen auf.
Speaker0: Genau. Hintergrund ist einfach, wenn ich jetzt den hohen Energiebedarf, den ich habe,
Speaker0: in lediglich vier einzelne Entscheidungspunkte aufteile, dann ist natürlich
Speaker0: der Impact, der jede einzelne Entscheidung mit sich bringt,
Speaker0: enorm groß und kann im Zweifel darüber entscheiden,
Speaker0: wird das unter Energiebeschaffungsgesichtspunkten ein gutes Jahr oder ein schlechtes
Speaker0: Jahr, eben zu einem Viertel.
Speaker0: Gleichzeitig ist also, wenn ich mich entscheide, der Terminmarkt gibt gerade wenig her,
Speaker0: dann ist diese Entscheidung, die letzte Tranche nicht mehr einzudecken,
Speaker0: bedeutet im Umkehrschluss, dass man zu 25% dann eben von den stark volatilen
Speaker0: Preisen des Botmarkts im Belieferungszeitpunkt abhängig ist.
Speaker0: Auch nicht das, was wir wollen, weil für uns grundsätzlich das Thema Kalkulationssicherheit
Speaker0: bei den Energiepreisen ein ganz, ganz wichtiger Faktor ist.
Speaker0: Und insofern sind wir halt wirklich kleinteilig gegangen.
Speaker0: Das war nicht so ganz einfach, muss ich gestehen, weil die Versorger da jetzt
Speaker0: nicht so wahnsinnig viel Lust drauf haben, da in die Richtung zu gehen,
Speaker0: ja, mach doch so viele Tronchen, wie du möchtest, sag mir das einfach.
Speaker0: Sondern klar, für die ist jede Tranche irgendwie dann auch Handlingsaufwand.
Speaker0: Und man wird telefonieren, muss jemand eindenken, man muss verweiter werden, dies, das, jenes.
Speaker0: Unterm Strich, glaube ich, haben wir einen guten Kompromiss hinbekommen.
Speaker0: Und insofern ist es jetzt so, dass wir zum einen sehr kleinteilig und flexibel
Speaker0: entscheiden können, was am Ende tatsächlich die Menge ist, die ins Spot geht,
Speaker0: indem wir sie eben bis zum Beschaffungsende, und das ist ja immer Mitte Dezember
Speaker0: des Frontjahres, Da endet ja dann die Möglichkeit, dass ich irgendwas auf dem Termin mag, tue.
Speaker0: Und wenn ich da dann eben noch eine Tranche, zwei Trangen offen habe,
Speaker0: ergibt sich daraus dann eben auch wiederum, was mein Spotanteil dann im Belieferungsjahr ist.
Speaker0: Gleichzeitig sind wir auch natürlich
Speaker0: kleinteilig, ich nenne das immer Salami-Taktik, die wir hier verfolgen.
Speaker0: Und man tut sich, und das war so mein Beweggrund auch dafür,
Speaker0: intern dafür zu werben, diesen Schritt zu gehen, man tut sich dann vielleicht nicht so schwer.
Speaker0: Wenn ich also mit einer Tranche irgendwo einen Einflussfaktor von drei Prozent
Speaker0: habe oder von fünf Prozent meinetwegen auch, dann tue ich das leichter im Vergleich
Speaker0: dazu, wenn ich da gleich fünf Prozent dran hänge.
Speaker0: Und dann kann man sagen, okay, die Preise, die fallen jetzt gerade.
Speaker0: Ja, wir wissen ja gar nicht, ob sie weiterfallen. Nee, natürlich wissen wir es nicht.
Speaker0: Und es kann mir auch keiner sagen und sich hinstellen und sagen,
Speaker0: ja, ich kann dir sagen, ob die Preise weiterfallen oder nicht.
Speaker0: Nein, das sind Vermutungen. Dafür sind die Anzahl an Einflussgrößen viel zu komplex.
Speaker0: Also schafft Friedrich Merz es im ersten Wahlgang, Kanzler zu werden?
Speaker0: Die Börse hat darauf reagiert, dass er es im ersten nicht geschafft hat.
Speaker0: So, und dann muss man sich ja mal überlegen und macht aber ganz gut sichtbar,
Speaker0: was da für Einflusskräfte wirken.
Speaker1: Oder Blackout Spanien letzte Woche. Blackout Spanien, genau.
Speaker1: Oder was weiß ich, was es noch für geopolitische Risiken gibt.
Speaker0: Trump, logischerweise.
Speaker1: Ja, oder die noch funktionierenden Gaspipelines aus Norwegen oder so.
Speaker1: Genau. Genau, da muss man es ja auch.
Speaker0: Irgendein ungeplante Ausfall einer Gasstation auf irgendeinem Gasfeld,
Speaker0: was eben nicht unter regulärer Wartung läuft.
Speaker0: Das hat ja alles Einflussfaktoren, Wetterprognosen und, und, und.
Speaker1: Streik in Kolumbien zum Beispiel oder in Australien oder so, genau.
Speaker1: Weil dann die Verfügbarkeit von Kohle als Brennstoff und so weiter.
Speaker0: Ja, bis hin, klar, logischerweise auch LNG, wenn mit Freeport da in den USA
Speaker0: irgendwas ist oder doch mehr Mengen oder weniger Mengen nach Europa umgeleitet
Speaker0: werden oder halt nicht umgeleitet werden,
Speaker0: das sind ja alles Einflussgrößen und insofern ist diese Kleinteiligkeit aus
Speaker0: meiner Sicht ganz gut, weil man eben ohne ein großes Risiko eingehen zu müssen,
Speaker0: eben scheibchenweise seine Bewirtschaftung vorantreiben kann. Wir sind...
Speaker0: Und auch da haben wir uns verändelt, wir sind deutlich weiter in die Zukunft
Speaker0: gerichtet unterwegs als noch vor der ganzen Energiekrise.
Speaker0: Da haben wir uns irgendwo um das Frontjahr gekümmert und das war auch völlig fallen.
Speaker0: Heute sind wir unterwegs mit Frontjahr plus 1, Frontjahr plus 2.
Speaker0: Da denkt man eher schon an, machen wir jetzt auch schon Frontjahr plus 3 irgendwie mit rein.
Speaker0: Also irgendwo das, was so Maximum dann auch möglich ist handelstechnisch.
Speaker1: Genau, weil das hängt an der Liquidität. Also man braucht immer,
Speaker1: wenn man eine Tranche einkauft, braucht man einen Handelspartner,
Speaker1: der einem einen Preis garantiert, das Volumen,
Speaker1: also für ein gewisses Volumen und deswegen, also sozusagen für,
Speaker1: man kann auch für in zehn Jahren, gibt es auch Produkte, aber da gibt es nicht
Speaker1: genügend, also sozusagen EEX Standard Handelsprodukte.
Speaker1: Wir haben ja den Peter Reitz, den CEO von der EEX, mal im Podcast gehabt.
Speaker1: Der hat, aber das ist jetzt auch schon wieder zwei Jahre, hat Alex noch gemacht,
Speaker1: bevor wir ausgegründet hatten. Also die Energiezone aus der Kassenzone raus.
Speaker1: Aber jedenfalls, genau, müssen wir auf jeden Fall mal eine Update-Folge mit
Speaker1: Peter Reitz machen. Fällt mir mal gerade so auf.
Speaker1: Aber genau, sozusagen, der hat ja schon besprochen, welche Standard-Handelsprodukte,
Speaker1: also Base und Peak, die liquide sind.
Speaker1: Man kann theoretisch auch weiter, aber da sind halt nicht so viele Anbieter,
Speaker1: die sich bereit erklären, einen Preis zu garantieren für soweit in der Zukunft,
Speaker1: weil eben so viele Undeckbarkeiten dann bis dahin passieren.
Speaker1: Okay, und ihr habt ja dann, also bei Gas gab es, also so ein bisschen dahin,
Speaker1: wofür braucht ihr, also Energie,
Speaker1: also als milchverarbeitender Betrieb, ihr habt ja Gas und Strom und ihr habt
Speaker1: dann aber Gas auch kurzzeitig mal switchen müssen in dem einen Werk.
Speaker1: Also sozusagen, was sind eure, wofür braucht ihr Strom und Gas hier?
Speaker0: Ja, gerne. Gehe ich nochmal kurz drauf ein.
Speaker0: Also Strom vordergründig für alles, was wir an Prozessen haben,
Speaker0: Maschinenprozessen etc.
Speaker0: Das ist halt eine ganze Menge, die dahinter steckt.
Speaker0: Das Erdgas, ja auch mengenmäßig nochmal eine andere Dimension als der Strom,
Speaker0: wird im Grunde genommen für zwei ganz grobe Dinge benötigt.
Speaker0: Einmal ist es die Dampferzeugung, die wir in den Werten haben.
Speaker0: Also für viele Prozessschritte werden große Mengen an Dampf benötigt und das
Speaker0: wird dann eben über Erdgas erzeugt.
Speaker0: Und zum anderen haben wir in Aurich, ich hatte es vorhin, glaube ich,
Speaker0: kurz erwähnt, ja auch den Bereich des Milchpulvers.
Speaker0: Und die Produktion von Milchpulver ist eben ein Prozess,
Speaker0: der sehr energieintensiv ist, wo ich viel thermische Energie benötige,
Speaker0: eine hohe Prozesswärme auch habe, um eben aus einem flüssigen Medium dann ein
Speaker0: absolut trockenes Medium, eben ein Pulver herzustellen.
Speaker1: Da sind wir an diesem Turm vorbeigelaufen.
Speaker0: Genau, sind wir vorhin beim Rundgang über den Hof an dem Spürturm vorbeigelaufen.
Speaker0: Und das ist in Aurich ein ganz wesentlicher Energietreiber oder Energieverbraucher
Speaker0: dann eben auch für Erdgas.
Speaker0: Wir hatten in der Phase, wo wir den Erdgasversorger verloren hatten,
Speaker0: sprich also im Übergang von 21 auf 22,
Speaker0: haben wir in unserem Standort in Wismar das ganz große Glück gehabt,
Speaker0: auf einen dritten Energieträger umsteigen zu können, den wir in der Vergangenheit
Speaker0: eine Zeit lang genutzt hatten, dann aber irgendwann den Wechsel auf Erdgas vollzogen,
Speaker0: also Braunkohlestaub. Wismar ja,
Speaker0: ist jetzt,
Speaker0: Zu sagen, es wäre irgendwie nahe der Lausitz, ist auch irgendwie schwierig,
Speaker0: aber näher als Aurich auf jeden Fall.
Speaker1: Berlin ist sogar noch leer an der Lausitz, als wissen wir aber ja.
Speaker1: Also klar, sozusagen Braunkohlestaub hört sich jetzt auch eher nach einer älteren Energieträger an.
Speaker1: Und es hat wahrscheinlich Vorzüge, aber auch Nachteile.
Speaker1: Und deswegen war das dann wirklich nur ein absoluter Notfallplan.
Speaker1: Es war ja sicherlich auch existenzgefährdend für euch, oder?
Speaker1: Ich meine sozusagen Energiekosten sind ja ein relevanter Anteil von dem dann
Speaker1: gewesen zu diesen Hochpreisen.
Speaker0: Ja, vor allen Dingen, wenn du sie nicht kalkuliert hast. Also das ist ja,
Speaker0: da ist ja auch irgendwie Jahresplanung ist ja alles durch.
Speaker0: Und dann ist es ja nicht nur so, dass du auf gleichem Niveau die Energie wieder
Speaker0: einkaufen kannst, sondern da waren ja Faktoren dazwischen,
Speaker0: zwischen dem, was vermeintlich gesichert war und dem, was dann die Marklage geboten hat.
Speaker0: Und klar, also das war eine Erfahrung, die möchte man nie wieder tun und da
Speaker0: tun wir auch, würde ich behaupten, viel dafür, dass das nie wieder vorkommt.
Speaker0: Angefangen von vertraglichen Klauseln, die wir verpflichtend eben in Ausschreibungen mit reinnehmen.
Speaker0: Was witzigerweise für einige Versorger in der Ausschreibungsphase der Grund
Speaker0: ist, auch einfach auszusteigen aus so einer Ausschreibung,
Speaker0: weil sie eben sagen, also die Vorstellung, die Rücker da irgendwie hat,
Speaker0: was irgendwie für mich eine Festlegung und Fesselung, Einschränkung in der Flexibilität
Speaker0: bedeutet, bin ich nicht bereit zu gehen.
Speaker0: Völlig in Ordnung ist eine unternehmerische Entscheidung.
Speaker0: Würde ich mir persönlich, würde ich mir zwar wünschen, dass sowas von gesetzgeberischer
Speaker0: Seite ganz klar untersagt ist, weil ich meine,
Speaker0: wir sprechen, nicht nur wir, sondern allgemein, die Diskussion ist ja auch gerade
Speaker0: viel darüber, ja, was kann für den Wirtschaftsstandort Deutschland getan werden,
Speaker0: um ihn wieder in Richtung Zukunft aufzustellen.
Speaker0: Alle sprechen von dem Energiestrompreis, Industriestrompreis und schlussendlich klar,
Speaker0: also die Höhe dieses Energiestrompreises ist ja irgendwo die eine Sache,
Speaker0: das andere ist ja aber Verlässlichkeit, Planbarkeit,
Speaker0: und da zählt für mich eben mit rein, dass es selbstverständlich sein muss,
Speaker0: also wenn jemand Standardhandelsprodukte an Termin mal kauft,
Speaker0: dann muss er sich darauf verlassen können, dass die auch safe sind und dass
Speaker0: damit eben kein spekulatives Geschäft im Hintergrund betrieben wird.
Speaker0: Das sollte eine gesetzliche Verpflichtung sein aus meiner Sicht,
Speaker0: aber okay, den Einfluss haben wir nicht.
Speaker1: Gut, man würde nur sagen, freier Markt und sozusagen Vertragsfreiheit oder so,
Speaker0: Aber Also wir wirken auf jeden Fall darauf hin, dass wir das eben vereinbaren.
Speaker0: Und wohl wissend, und das ist mir auch klar, wenn ein Unternehmen insolvent
Speaker0: ist, dann kann es 100 Gründe geben, warum es insolvent wird.
Speaker0: Und wenn es insolvent ist, dann ist halt das, was du da getan hast,
Speaker0: dann auch wieder futsch.
Speaker0: Aber die Insolvenz kommt da zumindest nicht deswegen. Also schlussendlich gehört
Speaker0: ja schon so ein bisschen mehr dazu,
Speaker0: einfach, dass man sich breiter aufstellt, kleinteiliger aufstellt,
Speaker0: auch Alternativen hat in der Zeit, wo das ganze Thema war, Versorgungssicherheit,
Speaker0: also in der Hochphase der Energiepreiskrise haben wir rein vorsorglich beide
Speaker0: Standorte noch auf dem Heizölbetrieb ertüchtigt.
Speaker0: Wirklich als, nennen wir es mal Versicherungsmaßnahme, Investition in Sicherheit,
Speaker0: weil das eben ein ganz kritischer Punkt wäre, also wäre die Erdgasversorgung,
Speaker0: zusammengebrochen, aus welchen Gründen auch immer,
Speaker0: dann gab es ja immer die Diskussion, zählt man jetzt zur kritischen Infrastruktur?
Speaker0: Ja, nein. Wer zählt mit rein?
Speaker1: Aber Milch muss doch eigentlich, oder? Also okay.
Speaker0: Also selbst da wurden große Diskussionen geführt.
Speaker0: Und um da so ein Stück weit auf der sicheren Seite zu sein, haben wir gesagt,
Speaker0: okay, beide Standorte werden ertüchtigt, von technischer Seite her im Zweifel
Speaker0: Erdgas durch Heizöl zu ersetzen.
Speaker0: Und diese Infrastruktur, die ist da, die nutzen wir zwar nicht,
Speaker0: wir nutzen auch keinen Braunkohle-Staub mehr, sondern sind wieder zurückgekehrt
Speaker0: auf klassische Erdgasverfeuerungen, beschäftigen uns jetzt eher mit Fragestellungen,
Speaker0: die in die Zukunft gerichtet sind.
Speaker0: Also Fragestellungen zum einen Direktanbindungskonzepte.
Speaker0: Ganz spannend.
Speaker0: Also wirklich spannend. Sei es jetzt irgendwie Windpack-Themen oder sei es Direktanbindungen
Speaker0: an Biogasanlagen oder sowas.
Speaker1: Da erinnere ich mich auch noch an das ein oder andere Gespräch,
Speaker1: was Sie dazu geführt haben.
Speaker0: Ja, genau.
Speaker1: Genau, aber das wäre auch meine Frage. Was sind die Herausforderungen im neuen,
Speaker1: eingeschwungenen Zustand und was sind so die Themen, die euch umtreiben,
Speaker1: wenn wir nicht in der absoluten Krise sind, aber wir trotzdem eine gute Balance
Speaker1: finden wollen aus Risikomanagement,
Speaker1: Preissicherheit und Zukunftssicherheit für den Standort Deutschland?
Speaker0: Ja.
Speaker0: Also die Themen, die uns erstmal konkret beschäftigen, ist eben,
Speaker0: wie wir eine langfristige, verlässliche Sicherung der Energieversorgung bekommen.
Speaker0: So ein Ereignis, wie jetzt in Spanien zuletzt, das lässt einem eher kurz irgendwie den Atem stocken.
Speaker0: Also im Privatnumfeld sagt man so, echt irgendwie doof.
Speaker0: Aber als Unternehmen, wenn man das mal so denkt und das ist ja,
Speaker0: ich bin plötzlich Energie weg,
Speaker0: nee, geht nicht und dann ist man wieder die Anschlussfrage ist,
Speaker0: okay, wie könnten wir es verhindern, wenn es so wäre.
Speaker0: Und eben, du hast es ja auch auf deinem Post auf LinkedIn zu dem Thema ja auch
Speaker0: gut dargestellt, also das ist ja nicht dann irgendwie der eine Grund,
Speaker0: der dann dazu führt, dass es eben,
Speaker0: da einen Stromausfall gibt, sondern das sind ja kaskadierende Entscheidungen
Speaker0: und Themen, die da einfach aufeinandertreffen und dann das eben bedingen am Ende des Tages.
Speaker0: Jetzt kann man ja auch nicht sagen, okay, Spanien, Stromnetz 1 zu 1,
Speaker0: Deutschland mit dem Stromnetz hinsichtlich Stabilität.
Speaker0: Aber nichtsdestotrotz, rein theoretisch, klar, natürlich kann der Strom auch mal ausfallen.
Speaker0: Man hat ja durchaus auch mal, haben wir auch einige Mal im Jahr,
Speaker0: kurzfristige Spannungsabfälle, das ist irgendwie eine Millisekunde,
Speaker0: lass mal eine Sekunde sein,
Speaker0: führt dazu, dass das Werk ein riesen Problem hat, weil alle Anlagen einmal runterfahren,
Speaker0: wieder neu hochfahren müssen, also das ist ja nicht in zwei Minuten getan,
Speaker0: aber das ist ja nur so ein Mini-Dip.
Speaker0: Was ist jetzt aber, wenn jetzt wirklich über Stunden oder noch längeren Zeitraum
Speaker0: plötzlich die Energie weg wäre, das heißt,
Speaker0: wir sind ganz schnell bei der Fragestellung, was kann man dafür tun,
Speaker0: Dass man dann zumindest einen gewissen Notbetrieb, der dafür da ist,
Speaker0: um den ganz wichtigen Prozess, wie kann ich einen leicht verderblichen Rohstoff Milch haltbar machen,
Speaker0: wie kann ich den zumindest vollziehen, um nicht irgendwo gigantische Mengen
Speaker0: fortlaufend für den Biomüll oder die Entsorgung zu produzieren.
Speaker0: So und dann ist man natürlich irgendwo bei langfristigen Überlegungen angekommen,
Speaker0: sei es irgendwo Batteriespeicherkonzepte, Direktanbindungskonzepte,
Speaker0: zu welchem Grad kann man sowas realisieren, was muss man alles tun,
Speaker0: wie hoch sind die Investitionssummen.
Speaker0: Das ist nichts, was mit dem Fingerschnipp zu tun ist und sicherlich auch nichts,
Speaker0: was irgendwie zwischen 5 vor 12 und Mittag entschieden wird.
Speaker0: Aber das, glaube ich, sind schon die Themen, die langfristig eben die Energiebeschaffung
Speaker0: ganz stark mit beeinflussen werden.
Speaker0: Also man wird sicherlich auch immer irgendwo diesen klassischen Einkauf weiterhin
Speaker0: haben und wir haben auch lange Zeit so über dieses Thema PPAs zum Beispiel gesprochen
Speaker0: oder die Fragestellung,
Speaker0: wollen wir weg vom Tranchenvertrag zum Portfolio Management,
Speaker0: wo wir alle möglichen, also nicht nur diese Standardhandelsprodukte einkaufen,
Speaker0: sondern hier ein bisschen was, da ein bisschen was, dann noch irgendwo ein Leistungsband
Speaker0: aus irgendeinem PV-Portrag.
Speaker0: Oder im Windpark irgendwo mit da rein basteln und irgendwie so aus ganz vielen
Speaker0: Komponenten dann am Ende dahin kommen.
Speaker0: Schlussendlich sind das ja aber viele Themen, die dir diese Eingangsfrage,
Speaker0: also wie kriege ich eine Sicherheit, eine Versorgungssicherheit auf ein höheres Level,
Speaker0: die die ja nicht unbedingt beeinflussen. Die kriege ich eben beeinflusst,
Speaker0: wenn ich über Direktanbindungskonzepte nachdenke.
Speaker0: Und da muss man sagen, da sind wir hier in dem Raum, wo wir mit unserem Unternehmen sitzen.
Speaker0: Ihr werdet es gesehen haben, als ihr mit dem Auto hierher gefahren seid,
Speaker0: ihr seid von einem Windpark in den nächsten gefahren.
Speaker0: Und sicherlich auch an der einen oder anderen Biogasanlage und Solaranlage auch vorbeigekommen.
Speaker0: Also die Erzeugungsmenge, die hier im ländlichen Raum, wo viele Freiflächen
Speaker0: auch sind, erfolgt, die ist ja hoch.
Speaker0: Viele Anlagen, die jetzt dann eben auch aus Förderungen auslaufen,
Speaker0: wo sich Betreiber dann mit der Fragestellung auseinandersetzen,
Speaker0: okay, wie kann ich möglichst langfristig irgendwie eine sinnvolle Anschlussnutzung
Speaker0: vollziehen, die da sind.
Speaker0: Also das sind ja die Fragestellungen, mit denen man sich auseinandersetzen kann,
Speaker0: die genau darauf abzielen, wie kann ich das Thema Versorgungssicherheit bei mir im Werk erhöhen.
Speaker1: Genau. Und selbst wenn du lokale Konzepte nutzt und die Versorgungssicherheit
Speaker1: durch lokale Assets verbesserst,
Speaker1: glaube ich, macht es so aus gesellschaftlicher Sicht und volkswirtschaftlich
Speaker1: und wohlfahrtsökonomisch für alle Sinn, dass wir eben trotzdem noch Großhandel
Speaker1: betreiben und Märkte haben.
Speaker1: Und deswegen wird es immer einen Teil geben, auch wo du sozusagen mit dem Terminmarkt
Speaker1: gut interagieren können musst, wo du Mengen auf Terminen beschaffst, zum richtigen Zeit.
Speaker1: Idealerweise nicht zum falschen Zeitpunkt, kann man immer nicht perfekt vorhersagen,
Speaker1: aber man kann schon herausfinden, ist das jetzt sozusagen einer der schlechtesten
Speaker1: Zeitpunkte, das zu tun oder nicht.
Speaker1: Und da versuchen wir euch ja auch zu unterstützen mit der richtigen Software
Speaker1: und einer gewissen Intelligenz.
Speaker1: Zum Beispiel sowas wie PPA oder Erzeugungs-
Speaker1: Profile von erneuerbaren Anlagen in der Risiko, im Strukturrisiko besser einzuschätzen,
Speaker1: im Mengenrisiko, im Preisrisiko.
Speaker1: Und genau, von daher sind wir jedenfalls extrem froh und dankbar,
Speaker1: dass ihr so früh euch auch für uns entschieden hattet.
Speaker0: Wir auch möchte ich dazu.
Speaker1: Musst du nicht sagen, aber wenn das ist, ist das natürlich toll.
Speaker0: Nee, aber gerne.
Speaker1: Und du würdest sagen, sozusagen diese ganzen Konzepte, PPA, das ist auch was,
Speaker1: was ihr euch grundsätzlich anguckt und Speicher lokal als Lösung ist was,
Speaker1: was ihr in Betracht zieht.
Speaker0: Ja, genau. Also PPA, Greenshapes, das war ja so das Thema,
Speaker0: was wir uns auch angeschaut haben, wo ihr uns auch unterstützt habt,
Speaker0: ja auch Kontakt hergestellt habt zum anderen Unternehmen noch,
Speaker0: Speicherlösungen, Direktanbietungslösungen.
Speaker0: Das sind wirklich alles Themen, mit denen wir uns sehr aktiv beschaffen. Ich bin völlig bei dir.
Speaker0: Es wird immer auch weiterhin natürlich den klassischen Netzbezug geben und geben
Speaker0: müssen, weil was ist, wenn sich das Rad nicht dreht oder die Störung in der
Speaker0: Direktleitung ist, whatever.
Speaker0: Also auch die Leitungen sind anfällig und schlussendlich kann ich ja die höchste
Speaker0: Absicherung generieren, indem ich eben nicht nur auf ein Pferd setze,
Speaker0: egal welches es jetzt ist, sondern schlussendlich irgendwie so ein Mix mache.
Speaker0: Genau und da haben wir genau den Support, das würde ich aber eher den Support
Speaker0: dann halt wirklich auf der mittellangfristig strategischen Seite her sehen,
Speaker0: wo man Anstöße bekommt, wo man connected wird mit Unternehmen,
Speaker0: mit Leuten, die einfach in einer bestimmten Richtung viel Expertise mitbringen.
Speaker0: So, aber für mich im täglichen Doing gibt es halt durch die Plattform von euch,
Speaker0: so wie sie sich jetzt einfach entwickelt hat, also wenn wir uns anschauen,
Speaker0: wie war die Plattform zu dem Zeitpunkt,
Speaker0: als wir damit gestartet haben und wie ist die Plattform, wenn wir die heute
Speaker0: nutzen, dann bietet halt die jetzige Form schon echte Mehrwerte in der täglichen Arbeit.
Speaker0: Weil genau das, was ich ja vorhin sagte, dass man das Gefühl hat,
Speaker0: von 10 Stunden, 7 Stunden sich mit dem ganzen Thema Energie zu beschaffen,
Speaker0: weil man x verschiedene Quellen sich angucken muss, weil man sich Gedanken muss,
Speaker0: okay, wie passt das denn gerade, weil man 100 Excel-Tabellen irgendwie pflegen muss,
Speaker0: wo man irgendwas einträgt oder nicht.
Speaker0: Wenn ich jetzt eine Plattform habe, wo ich auf einen Blick sehe.
Speaker0: Zack, wie ist der Markt, wie sind die Schlusskurse vom letzten Handelstag,
Speaker0: wie ist der Spotkurs, wenn ich gucken kann,
Speaker0: wie ist die Markteinschätzung zu aktuellen Themen, was einen möglichen Einfluss
Speaker0: auf Terminmärkte angeht, hat es einen Einfluss auf möglicherweise steigende
Speaker0: Preise, auf sündende Preise.
Speaker0: Wenn nicht gleichzeitig aber auch die Strategie und das ist auch etwas,
Speaker0: wo wir dank des Austauschs, den wir miteinander hatten, einen größeren Fokus drauf gelegt haben.
Speaker0: Wir waren in der Vergangenheit stark reaktiv-impulsiv oder impulsiv-reaktiv.
Speaker0: Also da gab es wenig, wo eine klare Strategie feststand.
Speaker0: Da hätte ich dir am Anfang des Jahres nie sagen können, was wir für einen tatsächlichen
Speaker0: Spotanteil im Frontjahr, im Belieferungsjahr akzeptieren wollen oder wann wir
Speaker0: eindecken wollen oder whatever.
Speaker0: Und jetzt aber sich eben Gedanken zu machen, hier intern und zu sagen,
Speaker0: ja okay, wie wollen wir das denn?
Speaker0: Wollen wir 50% offen lassen oder muss die Strategie sein,
Speaker0: mindestens 80% safe über Terminmarkt und wir können auch drüber reden,
Speaker0: ob 20% oder 10% möglicherweise in Spot-Under gehen oder closen wir halt komplett.
Speaker0: Also das irgendwo sehe ich als strategische Gedanken zu machen und dann das
Speaker0: Ganze aber auch sichtbar zu machen.
Speaker0: Musst du machen, um es richtig gut ansetzen zu können. Genau,
Speaker0: indem ich einfach wirklich auf einen Blick sehen kann.
Speaker0: Okay, fürs Frontjahr stehe ich Eindeckungsgrad 17 Prozent, keine Ahnung.
Speaker0: Und ich müsste aber eigentlich zum jetzigen Zeitpunkt noch einen Tacken mehr
Speaker0: haben und sich daraus abgeleitet hat, eben die Gedanken zu machen,
Speaker0: was bedeutet das, was weiß ich für meine Stop-Loss-Werte oder ähnliches.
Speaker0: Und das aber einfach alles in einem Tool sichtbar miteinander verknüpft.
Speaker0: Das ist schon ein großer Mehrwert, der zu einer effektiven Arbeitserleichterung
Speaker0: im täglichen Doing führt.
Speaker0: Weil ich im Grunde genommen mich darauf beschränken kann, sei es für die interne Vorbereitung.
Speaker0: Unsere Taskforce tagt im Übrigen immer noch. Also wir haben sie nicht vollständig aufgelöst.
Speaker0: Wir haben die Rhythmen angepasst, immer noch aber einmal die Woche.
Speaker0: Dass wir in dieser Runde zusammenkommen und eben einen gemeinsamen Blick auf
Speaker0: den Energiemarkt werfen und ich so ein bisschen in kurzen, einfachen Worten ausführe,
Speaker0: wie stehen wir, zu welchen Kursen könnten wir für die Jahre,
Speaker0: in denen wir schon Verträge mit Versorgern haben, zu welchen Kursen könnten wir einkaufen,
Speaker0: wo stehen wir mit dem Eindeckungsgrad, ganz wichtige Größe für uns,
Speaker0: das eben dann auch visualisiert zu haben und sehen zu können.
Speaker0: Und auch da finde ich persönlich super Tool,
Speaker0: welchen Impact hätte eine Transaktion am heutigen Tag auf genau die Zukunft,
Speaker0: um sich einfach nochmal klarzumachen, ja okay,
Speaker0: ich kann weiter in meiner Strategie bleiben, wenn ich jetzt einfach mir noch
Speaker0: eine Tranche da reinhole.
Speaker0: Ja, und vielleicht ist der Preis irgendwie nicht gerade das,
Speaker0: was ich wollte, weil eigentlich will ich vielleicht irgendwie noch 20 Cent weniger.
Speaker0: Aber hey, mal ganz ehrlich, der Einfluss dieser 20 Cent am Ende,
Speaker0: der ist so verspinnend geredet.
Speaker0: Dafür bleibe ich aber stringent in meiner Strategie drin und habe möglicherweise
Speaker0: am Ende des Tages nicht das Risiko, dass ich Stand noch 20 Prozent offen,
Speaker0: 40 Prozent offen habe und irgendwie die Schnappatmung bekomme,
Speaker0: weil das Front ja davor steht.
Speaker1: Genau. Wir können dir nicht dabei helfen, dass der Energieversorger nicht insolvent
Speaker1: geht, weil er irgendwie schlecht wirtschaftet.
Speaker1: Aber wir können dir Transparenz über Verbräuche und Kosten und Risikopositionen uns so bieten.
Speaker1: Und es freut mich zu hören, dass es dir und euch einen Mehrwert bringt.
Speaker1: Vielleicht zum Abschluss. Ich glaube, wir haben auf jeden Fall Zeitrahmen gesprengt.
Speaker1: Alex wird böse mit mir sein. Er sagt ja immer, wir sollen nur eine Stunde.
Speaker1: Naja, aber sozusagen als...
Speaker1: Als Abschlussfrage, du bist ja auch engagiert in diversen Gremien,
Speaker1: zum Beispiel im Bundesverband Material und Einkauf.
Speaker1: Und hast du irgendwelche, ich sag mal,
Speaker1: vielleicht ein bisschen, du hast da vorhin schon ein bisschen was angedeutet,
Speaker1: aber irgendwelche Forderungen für so mittelständische Unternehmen wie eures
Speaker1: oder Empfehlungen an andere, wie wir da besser in Deutschland uns aufstellen können?
Speaker1: Also irgendwas Richtung Politik oder als Empfehlung für andere Unternehmen?
Speaker0: Also pauschal finde ich das ganz schwierig zu sagen.
Speaker0: Industriestrompreis, naja, also jeder, der ja irgendwo die Preisbildung der Energiepreise kennt,
Speaker0: der weiß ja auch, okay, also der Preis setzt sich irgendwo aus dem Arbeitspreis
Speaker0: zusammen, dann aus dem Abgabenblock und dann haben wir irgendwo noch einen Steuernblock da mit dabei und dann,
Speaker0: klar, der Versorger möchte auch noch ein bisschen was verdienen,
Speaker0: also da sind so ein paar Themen drin,
Speaker0: jetzt ist die Frage ja, okay, wo kann von staatlicher Seite im Zweifel ein Einfluss
Speaker0: drauf genommen werden, ohne irgendwie in den Markt einzugreifen,
Speaker0: dann sind wir halt irgendwo in dem Bereich Steuern und Abgaben,
Speaker0: in dem man sich wiederfindet,
Speaker0: derer gibt es natürlich viele in dem ganzen Thema Energiepreis.
Speaker0: Natürlich wäre es wünschenswert und auch aus meiner Sicht absolut notwendig,
Speaker0: dass in dem Bereich was getan wird, dass es einfach für Unternehmen wieder attraktiv
Speaker0: ist oder attraktiver ist, in Deutschland zu fertigen.
Speaker0: Ich bin ehrlicherweise sehr gespannt, was das ganze Thema Netzentgelte,
Speaker0: insbesondere individuelle Netzentgelte angeht.
Speaker0: Das ist ja ein Thema, was auf europäischer Ebene mittlerweile angekommen ist.
Speaker0: Was heißt mittlerweile? Es ist natürlich bekannt, dass in Deutschland da eine
Speaker0: Sonderregelung für energieintensive Unternehmen gibt.
Speaker1: Eine besondere Interpretation des Wettbewerbsrechts oder Beihilferecht. Genau.
Speaker0: So, da bin ich mal sehr gespannt, wie sich das in den nächsten Monaten,
Speaker0: was es da für eine Entwicklung geben wird, weil das ist natürlich für ein energieintensives
Speaker0: Unternehmen, ist das eine echte Größe, die ganz wichtig ist.
Speaker0: Und ich sehe so die größte Gefahr eigentlich für mittelständische Unternehmen,
Speaker0: die einen hohen Energieverbrauch haben.
Speaker0: Da ist kein multilateraler Konzern irgendwie im Hintergrund,
Speaker0: der da ein üppiges Polster mitbringt,
Speaker0: sondern die müssen mit dem irgendwie dann zurechtkommen, was sie dann haben.
Speaker0: Gleichzeitig aber Energie, für die dann auch eine echte Einflussgröße in der Kalkulation.
Speaker0: Und gerade für diese Unternehmen muss es meiner Meinung nach von politischer
Speaker0: Seite her gezielte Unterstützungsmaßnahmen geben.
Speaker0: Also ich bin nicht für Gießkannenprinzip. Jeder, der viel Energie verbraucht,
Speaker0: muss auch plötzlich privilegiert werden.
Speaker0: Es muss ganz klar aus meiner Sicht Anreizsysteme geben, damit Unternehmen sich
Speaker0: mit innovativen, alternativen Konzepten auseinandersetzen.
Speaker0: Diese Konzepte bedeuten nämlich ehrlicherweise in den allermeisten Fällen die
Speaker0: Bereitschaft, viel Geld zu investieren erstmal. mal.
Speaker0: Gleichzeitig muss es neben den Anreizen für die Unternehmen dann auch wiederum auf politischer Ebene,
Speaker0: klare Vorgabe in Richtung der Verwaltung vor Ort, Netzbetreiber etc. geben.
Speaker0: Denn das ist mein persönlicher Eindruck. Also diese ganzen Themen,
Speaker0: wo man über Direktanbindungslösungen spricht, wo man über irgendwelche Rechte
Speaker0: von einem Netzbetreiber in einer Region spricht.
Speaker0: Das wirkt ja teilweise sehr monopolistisch, wie das Ganze. Das ist so ein bisschen
Speaker0: wie Wasserversorgung in Deutschland, finde ich.
Speaker0: Da ist ja auch die Frage, willst du halt was oder willst du es halt nicht?
Speaker0: Aber wenn du es willst, dann musst du halt zum Eingehen und so ein bisschen
Speaker0: wirkt das halt auch so mit den Netzen.
Speaker0: Es muss einfach von der Regulatorik deutlich einfacher sein,
Speaker0: solche Lösungen, und mit solchen Lösungen meine ich eben Direktanbindungslösungen,
Speaker0: innovative Lösungen umzusetzen.
Speaker0: Es kann nicht sein, dass es daran scheitert, dass ein Netzbetreiber da keine
Speaker0: Lust zu hat, weil er irgendwo da seine Fälle davon schwimmen sieht oder dass
Speaker0: es irgendwie nicht möglich ist,
Speaker0: tief genug in die Erde zu buddeln, um da eine Leitung reinzulegen und die Direktanbindung hinzubekommen.
Speaker0: Also es werden immer ganz viele Gründe vorgebracht, warum etwas nicht geht.
Speaker0: Es wäre wünschenswert, wenn auch einfach von politischer Seite die Unterstützung
Speaker0: dahingehend folge klar, zum einen diese Investitionen zu ermöglichen,
Speaker0: gerade für den Weltstand, zum anderen aber auch machbar zu machen,
Speaker0: indem Regeln, Vorgaben, ich möchte nicht sagen, außer Kraft gesetzt werden,
Speaker0: aber eben der klare gemeinsame Wille erkennbar ist, dass solche Lösungen auch
Speaker0: umgesetzt werden sollen.
Speaker1: Got it. Und dann als allerletzte Frage wirklich, worauf freust du dich in den
Speaker1: nächsten 12, 18 Monaten?
Speaker1: Was steht so bei euch an? Gibt es irgendeinen, also gerne auch mit Energiebezug
Speaker1: oder Milchverarbeitungsbezug? was so ansteht.
Speaker1: Also klar, was die Regierung jetzt macht, mal gucken, wie die da in die Gänge
Speaker1: kommen, aber sonst noch irgendwas?
Speaker0: Ich könnte jetzt ehrlicherweise gar nicht irgendwie das eine Thema benennen.
Speaker0: Ich empfinde halt generell das Unternehmensumfeld,
Speaker0: das Marktumfeld als hochvolatil und gleichzeitig ganz stark geprägt von vielen Einflussfaktoren.
Speaker0: Also gerade, wenn wir auch so ein bisschen in Richtung Regulatorik nachhaltiges
Speaker0: Wirtschaften schauen, welche Vorgaben kommen da,
Speaker0: kommen da die Vorgaben, die angekündigt sind, werden wir zukünftig uns auf unternehmerischer
Speaker0: Ebene mit dem Thema Kunststoffsteuer für nicht recycelbare Produktabfälle auseinandersetzen müssen.
Speaker0: Da ist sehr, sehr vieles ja in der Pipeline und ich bin echt gespannt wie die
Speaker0: ganzen Lösungen umgesetzt werden aber nicht irgendwie angstvoll oder irgendwie,
Speaker0: ach da können ja alles nur schlecht werden ich finde das nämlich ganz spannend
Speaker0: auch zu sehen, wenn ich so unsere Lieferanten anschaue dieses Thema Carbon Footprint
Speaker0: zum Beispiel auch ja ein Thema aus der Nachhaltigkeit kommt,
Speaker0: Es gibt Echtlieferanten, die können dir mittlerweile auf Knopfdruck am Ende
Speaker0: eines Jahres auswerten,
Speaker0: welchen CO2-Fußabdruck die
Speaker0: an dich gelieferte Menge und zwar für jedes einzelne Material gehabt hat.
Speaker0: Und genau granular aufweisen, wie sich diese CO2-Menge zusammensetzt.
Speaker0: Was kommt aus dem Material?
Speaker0: Was kommt aus dem Erzeugungsbereich? Was kommt aus dem Verarbeitungsbereich?
Speaker0: Was kommt aus dem Transportbereich?
Speaker0: Und das finde ich super spannend, weil, also denken wir irgendwie zwei,
Speaker0: drei Jahre nur zurück, wäre das irgendwie so ein Buch mit sieben Siegeln.
Speaker0: Da gab es irgendwelche theoretischen ermittelten Werte, so Datenbankwerte.
Speaker0: Also alles, was irgendwie vor meiner Firma passiert ist, außen vor.
Speaker0: Und dass es da aber einfach schon wirklich die Möglichkeit gibt und auch einzelne
Speaker0: Lieferanten schon sehr stringent in solche Richtungen gehen,
Speaker0: zeigt auch einfach eher diese Herausforderungen.
Speaker0: Und es sind ja zweifelsohne alles Herausforderungen, die da von gesetzgeberischer
Speaker0: Seite auch kommen, sei es jetzt nationale oder europäische Gesetzgebung,
Speaker0: aber dass das eben auch als Herausforderung verstanden wird und eben versucht wird,
Speaker0: smarte, gute, zukunftsfähige und sinnvolle Lösungen auch dann daraus abgeleitet zu entwickeln.
Speaker0: Da bin ich einfach ganz gespannt, weil es da eben eine Hülle,
Speaker0: eine Fülle an Themen gibt, die in diese Richtung gehen, wo man,
Speaker0: glaube ich, sehr gespannt sein darf,
Speaker0: wie sich dort Anbieter, Lieferanten konzeptionell aufstellen,
Speaker0: um das bestmöglich zu lösen.
Speaker1: Cool, das ist, glaube ich, ein ganz gutes Schlusswort. Und wenn ich nicht noch
Speaker1: irgendwas vergessen habe, würde ich sagen, ganz, ganz herzlichen Dank für die
Speaker1: Führung hier über euer Gelände.
Speaker1: Einladung ins Käsehaus kann ich wirklich empfehlen. Also wer irgendwann mal
Speaker1: durch Aurich kommt, ich werde jetzt auch noch gleich ein paar Produkte hier
Speaker1: aus dem Verkauf mitnehmen.
Speaker1: Und alles Gute für euch und auf eine stabile und sichere Energieversorgung für uns alle.
Speaker0: Vielen herzlichen Dank, Ilan. Danke auch, dass du heute hier warst gemeinsam
Speaker0: mit dem Team. Hat mich echt riesig gefreut.
Speaker1: Wir sehen uns bestimmt noch.
Speaker0: Wir sehen uns, genau.
Speaker1: Jo, auch von mir nochmal an dich, Sebastian, riesengroßes Dankeschön.
Speaker1: Nicht nur für dieses offene Gespräch, sondern auch dafür, dass du uns,
Speaker1: also Olivia auch, und unseren Filmtechniker in dein Käsehaus eingeladen hast
Speaker1: und uns die Einblicke gewährt hast.
Speaker1: Das war wirklich besonders und irgendwie next level für uns als Podcast auch.
Speaker1: So, wow, was für eine Folge. Ich hoffe, ihr nehmt genauso viel mit wie ich.
Speaker1: Was für mich hängen bleibt, die Energiewende im Mittelstand geht voran.
Speaker1: Und mit den richtigen Daten und den richtigen Partnern an der Seite kann man
Speaker1: nicht nur überleben, sondern auch als Gewinner aus der Krise hervorgehen.
Speaker1: Und jetzt seid ihr dran. Wir wollen diesen Podcast ja mit euch gemeinsam besser
Speaker1: machen, denn der Podcast ist für euch.
Speaker1: Was hat euch gefallen? Was können wir verbessern?
Speaker1: Habt ihr Kritik, Anregungen oder Wünsche, wer die zukünftigen Gäste sein sollen?
Speaker1: Schreibt uns eine E-Mail. Die bekommen Alex und ich direkt unter team at energiezone.org.
Speaker1: Ich wiederhole mal, team at energiezone.org.
Speaker1: Wir lesen jede einzelne Nachricht und ihr könnt mir aber natürlich auch auf
Speaker1: LinkedIn einfach direkt schreiben.
Speaker1: Das Wichtigste zum Schluss, wenn euch das gefallen hat, was ihr hier gehört
Speaker1: habt, dann tut uns einen riesigen Gefallen, abonniert diesen Podcast,
Speaker1: wo auch immer ihr ihn gerade hört und noch besser lasst uns eine 5-Sterne-Bewertung
Speaker1: und einen kurzen Kommentar da.
Speaker1: Das kostet euch irgendwie sowas wie 30 Sekunden, aber es hilft uns unglaublich
Speaker1: dabei, die Energiezone wachsen zu lassen und noch mehr spannende Köpfe wie Sebastian
Speaker1: vor das Mikro zu bekommen.
Speaker1: Das war's für heute. Bleibt neugierig, bleibt energiegeladen.
Speaker1: Bis zur nächsten Folge in eurer Energiezone.
Speaker1: Macht's gut erstmal. Ciao, ciao.