E#95 Klartext aus dem Maschinenraum der Energiewende

Shownotes

In dieser Episode von "Energiezone" haben wir das Privileg, mit Stefan Dohler zu sprechen, dem Vorstandsvorsitzenden der EWE AG und dem Präsidenten des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Unser Gespräch gibt uns einen tiefen Einblick in die Herausforderungen und Chancen der deutschen Energiewirtschaft, während wir uns der 100. Folge nähern. Stefan erzählt, wie sich die EWE AG, ein führender kommunaler Energieversorger, unter seiner Führung entwickelt hat und welche strategischen Schwerpunkte er setzt. In der Region, die von einer hohen Dichte an erneuerbaren Energien geprägt ist, hat die EWE AG nicht nur ihre Quartalszahlen verbessert, sondern auch ihre Investitionsstrategie massiv ausgeweitet.

Ein zentrales Thema unseres Gesprächs ist der Netzausbau, den Stefan als wesentliche Voraussetzung für die Energiewende identifiziert. Wir diskutieren die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die oft als Hindernisse wahrgenommen werden, und die Notwendigkeit, die Bürokratie abzubauen, um schneller auf die steigende Nachfrage nach Energieinfrastruktur reagieren zu können. Stefan betont, dass die Verantwortung für die Energiewende sowohl bei den Unternehmen als auch bei der Politik liegt und dass wir innovative Ansätze zur Flexibilisierung und Optimierung der Netze brauchen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Ein weiteres Thema, das wir vertiefen, ist der Wasserstoffhochlauf. Stefan erklärt, warum Wasserstoff für die klimaneutrale Zukunft von zentraler Bedeutung ist und beschreibt die ehrgeizigen Projekte, die die EWE AG in der Region Nordwestdeutschland vorantreibt. Er hebt hervor, wie wichtig ein gut ausgebautes Wasserstoffkernnetz ist, um die Wettbewerbsfähigkeit zu gewährleisten und eine nachhaltige Industrie aufbauen zu können. Die Herausforderungen im Rahmen nationaler und europäischer Regulierung werden ebenfalls angesprochen, wobei Stefan auf notwendige Anpassungen hinweist, um grüne Wasserstoffproduktion bezahlbar und effizient zu gestalten.

Wir werfen auch einen Blick auf die gesellschaftliche Dimension. Die Akzeptanz der Energiewende in der Bevölkerung spielt eine entscheidende Rolle, und es ist wichtig, die Menschen frühzeitig in den Dialog einzubeziehen. Stefan spricht über die Initiativen, die EWE ins Leben gerufen hat, um die Bürger über die Vorteile der Energiewende aufzuklären und ihre Ängste abzubauen. Die enge Verknüpfung von kommunalem Auftrag und der Notwendigkeit, profitabel zu arbeiten, ist eine der zentralen Herausforderungen, die Stefan während unserer Diskussion skizziert.

Abschließend erklärt Stefan, dass der Erfolg der Energiewende letztendlich von der Fähigkeit abhängt, einen systemischen Ansatz zu verfolgen, der alle Akteure zusammenbringt und ein gemeinsames Verständnis für die Herausforderungen schafft. Diese Episode bietet wertvolle Erkenntnisse und Gedanken, die uns alle dazu anregen, über die Zukunft der Energieversorgung und die Rolle der großen Versorger in diesem Prozess nachzudenken.

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Music:

Speaker1: Moin zusammen und herzlich willkommen zur Energiezone, eurem Podcast,

Speaker1: in dem wir die Weichensteller der Energiewelt von morgen treffen.

Speaker1: Genauer gesagt, heute ist schon Folge 95. Wir nähern uns rasant der 100 zu.

Speaker1: Und heute haben wir wirklich eine der, ich würde mal sagen, einflussreichsten

Speaker1: Stimmen der deutschen Energiewirtschaft zu Gast.

Speaker1: Und bevor wir richtig einsteigen, eine kurze persönliche Anmerkung auch von

Speaker1: mir und ein Stück volle Transparenz. Ich finde, das gehört irgendwie dazu.

Speaker1: Ich bin der EWE AG persönlich sehr eng verbunden,

Speaker1: denn ich habe dort einen relevanten Teil meiner Karriere verbracht und irgendwie

Speaker1: sowas wie 2018 bis 2023 viel dort gearbeitet und im Konzern mitgewirkt.

Speaker1: Und unter anderem als Geschäftsführer von einem Corporate Venture,

Speaker1: die DP4 Digitalprojekt 4 GmbH Amperas mit aufgebaut.

Speaker1: Die ist dann später in der EWE Go, der Elektromobilitätstochter,

Speaker1: mit aufgegangen, die es auch immer noch gibt. Team gibt es auch noch.

Speaker1: Und ganz liebe Grüße gehen raus. Aber das wollte ich nur einmal gesagt haben.

Speaker1: Und mein heutiger Gast ist nämlich Stefan Dohler. Der war damals sozusagen mein Chef-Chef.

Speaker1: Umso mehr habe ich mich gefreut, als wir uns dann dieses Jahr im Februar auf

Speaker1: der E-World wieder getroffen haben und aus so einem kurzen Smalltalk die Idee

Speaker1: für dieses Gespräch entstanden ist.

Speaker1: Aufgenommen haben wir die Folge schon Ende Juni und es ist umso schöner,

Speaker1: dass wir jetzt mit diesen brandaktuellen Einblicken live gehen können.

Speaker1: Denn Stefan ist nicht nur Vorstandsvorsitzender der IWE AG,

Speaker1: Einem der größten kommunalen Energieversorger, kommunal gehaltene,

Speaker1: nicht börsennotierte Aktiengesellschaft Deutschlands.

Speaker1: Seit Juli 2024, also gut ein Jahr, ist er auch der neue Präsident vom BDEW,

Speaker1: vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft.

Speaker1: Also damit das offizielle Sprachrohr für über 1.900 Unternehmen der Energie- und Wasserwirtschaft.

Speaker1: Und ein absolutes energiewirtschaftliches, energiepolitisches Schwergewicht.

Speaker1: Ich finde, er ist ein total strategischer Kopf und gilt als Brückenbauer zwischen

Speaker1: den kommunalen Wurzeln und industrieller Skalierung und als jemand,

Speaker1: der keinen Blatt vor den Mund nimmt. Das werdet ihr auch dann sehen.

Speaker1: Und das macht immer Spaß, so Podcasts aufzunehmen. Wir sprechen im Prinzip über

Speaker1: ganz viele Themen, über fast alles, was die Branche bewegt.

Speaker1: Den schleppenden Netzausbau, einen realistischen Blick auf den Wasserstoffhochlauf,

Speaker1: die kontroverse Debatte um CCS und natürlich auch irgendwie so brennende Frage

Speaker1: nach bezahlbaren Energiepreisen für Industrie und Haushalte und so weiter.

Speaker1: Also macht euch bereit für eine, ich sag mal, strategische Tour de Force durch

Speaker1: die deutsche Energielandschaft. In jedem Fall ganz viel Spaß.

Speaker1: Herzlich willkommen in der Energiezone mit Stefan Dohler.

Speaker1: Auf geht's, ab geht's, let's roll.

Speaker1: Moin Stefan.

Speaker0: Moin, hallo.

Speaker1: Und herzlichen Dank für die Einladung hier in die Berliner Repräsentanz von

Speaker1: der EWE am Brandenburger Tor und herzlich willkommen in der Energiezone.

Speaker0: Hervorragend. Ich freue mich auch. Bin gespannt auf unser Gespräch und ja, lassen wir mal gucken.

Speaker1: Also du bist der Vorstandsvorsitzende von der EWE AG und seit ungefähr einem

Speaker1: Jahr auch der Präsident vom BDEW, vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft.

Speaker1: Wir haben typischerweise bei uns im Podcast so, dass die Gäste sich selber vorstellen.

Speaker1: Also wenn du magst, kannst du gerne erzählen, fang vielleicht mit der EWE an.

Speaker1: Großer Energieversorger, einer der größten Energieversorger in Deutschland.

Speaker1: Wer ist die EWE? Daten, Fakten, Zahlen, alles was du hast, gerne einmal zur Einführung.

Speaker0: Also erstmal ist EWE das coolste Energieunternehmen Deutschlands.

Speaker0: Dazu ist es auch noch relativ groß.

Speaker0: Wir haben inzwischen 11.000 Mitarbeitende, sind in den letzten Jahren sehr gewachsen,

Speaker0: haben also sehr viel mehr investiert.

Speaker0: Das liegt auch daran, dass wir in einer sehr spannenden Region sind.

Speaker0: Wir sind also im Wesentlichen im Nordwesten Deutschlands, also Niedersachsen.

Speaker0: Da haben wir von Holland bis Hamburg.

Speaker0: Die Region ist im Prinzip unser Kerngebiet, da ist auch EWE entstanden.

Speaker0: Da haben wir die SWB, also ehemals Stadtwerke Bremen, die auch Teil des EWE-Konzerns

Speaker0: ist, die einen Teilkonzern darstellen.

Speaker0: Und dann haben wir hier in Brandenburg und auch in Mecklenburg-Vorpommern.

Speaker0: Eine Gasversorgung, die eben nach der Wende hier entstanden ist.

Speaker0: Wir haben auch Gasspeicher hier in Rödersdorf vor Berlin, die wir auch betreiben

Speaker0: und sind ein vollintegrierter Konzern.

Speaker0: Das heißt, wir haben Gasversorgung, Stromversorgung, Netze und Vertrieb jeweils.

Speaker0: Eine Handelsorganisation, haben in Bremen Kraftwerke, Fernwärmeversorgung,

Speaker0: haben mittlerweile einen der größten Grundstromversorger Europas,

Speaker0: Alteric, also Onshore Wind mit etwa 2400 Megawatt drehender Leistung und einer großen Pipeline.

Speaker0: Wir sind im Thema Wasserstoff unterwegs, haben dort sehr große Investitionen,

Speaker0: am Laufen gerade, wenn wir hier sitzen schon.

Speaker0: Haben auch Telekommunikationsaktivitäten, also Glasfaserausbau sehr intensiv.

Speaker0: Haben eine Mobilitätstochter EWE Go und noch ganz vieles andere mehr.

Speaker0: Eine IT-Tochter, die sehr viel IT-Leistung für andere, für Dritte im Wesentlichen erbringt.

Speaker0: Sodass wir in Summe mittlerweile auf ein großes Portfolio schauen können.

Speaker0: Haben einen Umsatz von 8 Milliarden Euro etwa.

Speaker0: Haben EBITDA, was so in der Größenordnung von 1,2, 1,3 Milliarden im Moment

Speaker0: liegt und investieren im Moment etwa 1,3 Milliarden im letzten Jahr und streben

Speaker0: die nächsten zehn Jahre etwa 1,5 Milliarden pro Jahr an Investitionsleistung an.

Speaker0: Historisch kommen wir von etwa 500 Millionen, also haben jetzt eine Verdreifachung

Speaker0: und das strapaziert uns,

Speaker0: fordert uns, aber macht eben Spaß und weil wir in der Region sind,

Speaker0: wo ganz, ganz viel passiert und ich sag mal, wir sind so zehn Jahre vor der Welle, sag ich immer.

Speaker0: Und da wollen wir auch bleiben.

Speaker1: Und wie verteilen sich diese Mitarbeitenden, diese 11.000 hast du gesagt,

Speaker1: auf die einzelnen Teilbereiche?

Speaker1: Gibt es da eine besondere Gewichtung oder ist das sehr viel Infrastrukturausgaben,

Speaker1: wo gar nicht so viele Menschen mit dabei sind?

Speaker0: Also wenn man es nach den Mitarbeitenden verteilt, dann haben wir auch große

Speaker0: Servicebereiche, also BTC, unsere IT-Doktor.

Speaker0: Dort sind etwa 1900 Mitarbeitende. Das sind aber keine Assets,

Speaker0: also dort investieren wir nicht sehr viel, jetzt relativ gesehen.

Speaker0: Wir haben noch einen relativ kleinen Bereich, Großspeicherwasserstoff,

Speaker0: wo wir wenig Mitarbeitende haben, also etwa 180.

Speaker0: Dort wird aber sehr viel investiert jetzt. Eine knappe Milliarde,

Speaker0: die wir nur in das Thema Wasserstoff stecken, plus das Thema der Großspeicher.

Speaker0: Dann hat die SWB etwa 2.400 Mitarbeitende.

Speaker0: Dann haben wir im Telekommunikationsbereich etwa 1.600 Mitarbeitende.

Speaker0: Im Netz 2.200 etwa.

Speaker0: Im Vertrieb dann eben auch nochmal etwa 800 in der Zentrale,

Speaker0: wo wir eben auch sehr viele Servicefunktionen bündeln, die wir dann eben für

Speaker0: alle Geschäftseinheiten bringen, nochmal 700.

Speaker0: Und so verteilt sich das. In der Mobilität haben wir eher weniger Mitarbeitende

Speaker0: noch, auch weil das noch ein recht junges Unternehmen ist.

Speaker0: Aber wie gesagt, verteilt sich sehr breit tatsächlich. Aber die großen Player

Speaker0: sind, sage ich mal, die Netze, SWB, BTC, Telekommunikation, Vertrieb und dann

Speaker0: eben die neuen Wachstumsbereiche.

Speaker1: Und wie hat sich die EWE entwickelt unter deiner Führung?

Speaker1: Also du warst ja, du bist ja auch schon lange in der Energiewirtschaft und bei

Speaker1: der EWE irgendwie so vier, fünf Jahre?

Speaker0: Ich bin jetzt im achten Jahr tatsächlich, habe Anfang 2018 angefangen, ja.

Speaker1: Okay. Und was waren so die großen Themen in den letzten vier,

Speaker1: fünf Jahren, die du dabei warst?

Speaker0: Also es war ein Thema. Ich fange mal vielleicht vorne an. Wir haben tatsächlich,

Speaker0: als ich eingestiegen bin, einen Eigentümerwechsel gehabt, einen Teileigentümerwechsel.

Speaker0: Das war vorher die MBW mal drin.

Speaker0: Die ist dann rausgegangen aus der EWE.

Speaker0: Die hatten dort 26 Prozent. Und dann haben wir gemeinsam mit unseren kommunalen

Speaker0: Anteilseignern entschieden,

Speaker0: dass es wieder einen Investor geben soll, einen privaten Investor geben soll

Speaker0: und haben dort dann Adia gewinnen können, einen Fonds, Infrastrukturfonds.

Speaker0: Die haben 190 Milliarden Euro Assets under Management und auch ein großer Player.

Speaker0: Und die haben dann eben am Ende sozusagen das für sich gewinnen können,

Speaker0: weil sie auch ein wirklich gutes Konzept hatten und gut in so eine Partnerschaft reinpassten.

Speaker0: Und die haben natürlich auch den Anspruch zu sagen, wir wollen auch mehr investieren

Speaker0: gerne und wollen auch ein Wachstum sehen.

Speaker0: Und das war auch das, was die kommunalen Anleitseigner mitgesehen haben.

Speaker0: Wir sind ein ganz klar regional geprägtes Unternehmen.

Speaker0: Wir wollen also nicht Go Global oder Bundesweiter Player in allen Themen werden.

Speaker0: Wir haben klar gesagt, wir haben eine regional fokussierte Strategie,

Speaker0: weil wir eben in der Region sind, wo ganz viele Investitionen in Energieinfrastruktur

Speaker0: und auch Telekommunikationsinfrastruktur passiert.

Speaker0: Und gleichzeitig haben wir aber auch verabredet, dass wir Wachstumsfelder,

Speaker0: die nur funktionieren, wenn wir sie gut skalieren, dann eben auch außerhalb

Speaker0: der Region, die in der wir unterwegs sind, passieren können.

Speaker0: So ist beispielsweise Alteric entstanden,

Speaker0: dort haben wir uns mit der Adolf-Wobben-Stiftung zusammengetan.

Speaker0: Erneuerbare Aktivitäten Onshore Wind gebündelt und so eben die Alteric aufgebaut, die jetzt alle.

Speaker1: Alles Wobben ist doch.

Speaker0: Die Mutter der Enercon.

Speaker1: Genau, Alles Wobben ist der Gründervater, der Pionier der Windwirtschaft.

Speaker0: Der leider verstorben ist und sein Vermögen ist in einer Stiftung gebündelt.

Speaker0: Die sind eben Shareholder von Enercon und hatten eben auch immer nebenbei,

Speaker0: sage ich jetzt mal, auf Windparks selbst mitentwickelt.

Speaker0: Und die haben wir jetzt eben rein fusioniert in die Alteric,

Speaker0: daher die zweieinhalbtausend MW, die wir jetzt haben. und wo wir eben eine große

Speaker0: Pipeline an Entwicklungspotenzialen gerade in der Realisierung haben,

Speaker0: ist Alteric auch im Moment sehr erfolgreich.

Speaker0: Das ist also das Feld, wo wir auch nicht nur in Deutschland,

Speaker0: sondern eben auch sehr stark in Frankreich, jetzt in Teilen auch schon in Griechenland

Speaker0: unterwegs sind, weil das anders nicht skaliert. Das Größe ist ein Wert.

Speaker0: Und der zweite Bereich ist dann eben die EBE Go, also die Mobilitätssparte,

Speaker0: wo wir jetzt auch eine sehr klare Schärfung nochmal haben.

Speaker0: Du kennst das wahrscheinlich von McDonalds-Standorten, wo wir eben einen Rahmenvertrag

Speaker0: mit McDonalds haben, die alle

Speaker0: Standorte, wo McGriff ist, eben auch mit Ladeinfrastruktur auszustatten.

Speaker0: Wir haben auch ein sehr klares, einfaches Modell für uns entschieden,

Speaker0: wie wir eben Ladetarif an eigenen und an fremden Ladesäulen machen.

Speaker0: Nicht dieses ganze Wirrwarr, was allseits kritisiert wird.

Speaker0: Also das sind so die beiden überregionalen Bereiche.

Speaker0: Und wir haben dann, habe ich ja vorhin schon erwähnt, von einem Durchschnittsvolumen

Speaker0: von über 500 Millionen Investitionen pro Jahr uns im vorletzten Jahr auf 1,1

Speaker0: Milliarden, jetzt auf 1,3 Milliarden,

Speaker0: hochentwickelt, weil wir einfach so viel Potenziale sehen zu investieren und

Speaker0: den Kuchen in unserer Region nicht dem Wettbewerb überlassen wollen.

Speaker0: Das passt auch zu unserem kommunalen Auftrag in der Region eben der Player zu

Speaker0: sein, auch sehr verwurzelt und sehr nah an den Menschen, die da leben,

Speaker0: dran zu sein, an den Kommunen dran zu sein, die unsere Gesellschaft da sind.

Speaker0: Und das ist eine gute Kombination, es macht Spaß, Das hat viel kulturellen Umbau

Speaker0: mit sich gebracht tatsächlich, weil wir dann eben von Corona wie jeder erwischt wurden.

Speaker0: Dann wurden wir von der Gaskrise im Kontext des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine erwischt.

Speaker0: Das waren dann sehr zum Teil schwierige Zeiten, weil wir dann eben,

Speaker0: Uns fragen mussten, wie halten wir eine Gasversorgung aufrecht?

Speaker0: Was passiert, wenn wir kein Gas mehr haben?

Speaker1: Weil ihr auch Abnehmer wart von der Gasbauer?

Speaker0: Nicht unmittelbar, aber das wäre ja auch der indirekte Effekt gewesen,

Speaker0: der uns da getroffen hat, wie

Speaker0: ein Preisschock funktioniert, wie wir mit unseren Kunden umgehen können.

Speaker0: Wir haben mitten in der Gaskrise, wo wir dann ja eben den Thema Preisdeckel

Speaker0: bekommen haben und besondere Rückvergütungsmodelle abzubilden,

Speaker0: hatten unser Abrechnungssystem gerade in der Umstellung gehabt,

Speaker0: das hat uns dann total die Beine weggehauen, weil wir mit so einer

Speaker0: Umstellung von einem Abrechnungssystem weiß jeder, wovon ich rede, extrem,

Speaker0: komplex und dann hat uns da die Gaskrise mit all den Sonderlocken reingehauen,

Speaker0: hat uns echt auch die Bretter geschickt, das haben wir mittlerweile,

Speaker0: alles hinter uns, zum Glück, wir sind wieder voll am Start, haben jetzt den,

Speaker0: 24 Stunden Lieferantenwechsel gerade in Umsetzung gebracht, hat also mit Druckeln

Speaker0: zwar, wie angekündigt, aber irgendwie hat es bisher funktioniert.

Speaker0: Da sind wir noch nicht ganz durch, aber da bin ich zuversichtlich.

Speaker0: Ja, und das alles in so einer Phase, wo ich sage, ich habe sechs Wachstumsfelder

Speaker0: definiert, ein sehr breites Portfolio, sehr viel Krisen zu bewältigen und will

Speaker0: auch die Mannschaft, die wir bei EWE sind mit 11.000 Menschen,

Speaker0: für so einen Weg begeistern, der viel Veränderung bedeutet.

Speaker0: Auch für viele einzelne Menschen. Da werden Jobs wegfallen.

Speaker0: Dafür haben wir ganz viele andere neue zu bieten.

Speaker0: Es gibt Sicherheit und Perspektive, aber das heißt trotzdem,

Speaker0: der Einzelne und die Einzelne muss sich halt oft verändern.

Speaker1: Ja, es war ja schon so mit die turbulentesten Energiejahre seit der, was weiß ich,

Speaker1: seit der Liberalisierung oder so könnte man vielleicht sagen,

Speaker1: mit einmal Corona als Nachfrageschock und dann Krieg in der Ukraine als Preisschock,

Speaker1: der Gaspreisschock gestartet ist, aber dann auch sozusagen Spillover in den Strommarkt hatte.

Speaker1: Ähm, und, ähm, ja, von daher irgendwie extrem, äh, herausfordernde Jahre wahrscheinlich

Speaker1: auch, das, das, das, ähm, gut zu führen. Ähm,

Speaker1: wie, also, wie teilst du deine Zeit auf zwischen EWE und BDEW,

Speaker1: wo du ja jetzt auch Präsident geworden bist?

Speaker1: Ist das so, einen Tag machst du BDEW oder wenn du in Berlin bist,

Speaker1: machst du BDEW und den Rest machst du EWE oder ist das inhaltlich sowieso viel

Speaker1: Überschneidung und deswegen, äh, ergänzt sich das? das ganz gut?

Speaker0: Also es ergänzt sich extrem gut, weil das Gute ist, dadurch dass wir so breit

Speaker0: aufgestellt sind als EWE, habe ich zu jedem Thema einen persönlichen Zugang.

Speaker0: Also ich habe kein Verbandsthema, wir haben auch Wasser, habe ich vorhin vergessen

Speaker0: zu erwähnen, weil wir auch im Verband das Thema Wasser vertreten,

Speaker0: dass ich praktisch jedes Thema, das wir diskutieren im Verband,

Speaker0: was ich dort vertrete, aus dem Unternehmen kenne.

Speaker0: Das macht es extrem einfach, das gut zu greifen.

Speaker0: Die Schwierigkeit ist manchmal natürlich, dass eine Verbandsposition nicht immer

Speaker0: eins zu eins die EWE-Position sein kann, per Definition schon,

Speaker0: weil wir dort eben sehr viel moderieren müssen und versuchen müssen,

Speaker0: für die Gesamtbranche mit über 2000 Mitgliedern.

Speaker0: Eine einheitliche Linie zu bilden, wo natürlich mal viele Kompromisse gemacht

Speaker0: werden, wo ich als Stefan Dohler EWE oft schärfer vielleicht mich positionieren

Speaker0: würde. Das ist dann manchmal nicht ganz so einfach.

Speaker0: Da muss ich mal ganz klar sagen, welchen Hut trage ich gerade.

Speaker0: Aber ansonsten macht das sehr viel Spaß, weil ich sowieso mich für Energie begeistere

Speaker0: und natürlich auch durch den BDW nochmal,

Speaker0: andere Zugänge gefunden habe und natürlich dann auch noch mehr gestalten kann

Speaker0: und von der Zeit her ist das immer unterschiedlich.

Speaker0: Jetzt bin ich hier gerade ein paar Tage in Berlin, wo ich natürlich sehr intensiv

Speaker0: Termine für BDW wahrnehme, aber genauso auch für EWE, jetzt beispielsweise in

Speaker0: Brandenburg die Kolleginnen und Kollegen besuche, wo wir Betriebsversammlungen machen,

Speaker0: wo ich die Kommunen in Brandenburg einlade, wo wir dann eben einen Dialog über

Speaker0: Wärmeplanung und Infrastrukturausbau haben.

Speaker0: Also das mischt sich gut, weil wir eben ohnehin hier präsent sind.

Speaker1: Stichpunkt Kommunen oder kommunaler Anteilseigner.

Speaker1: Die EWE ist ja eine nicht börsennotierte Aktiengesellschaft.

Speaker1: Und wie würdest du sagen, an Energiezone geht es ja eigentlich auch immer,

Speaker1: wir versuchen immer Energiestrategien und Energiegeschäftsmodelle zu analysieren.

Speaker1: Würdest du sagen, ist der Auftrag für dich ein anderer wie für einen zum Beispiel

Speaker1: börsennotiertes, also einen großen Energieversorger, der vielleicht börsennotiert ist?

Speaker1: Wo sind da die Nuancen oder die Unterschiede, würdest du sagen?

Speaker0: Es gibt schon viele Unterschiede, muss man sagen. Hat aber was mit der Größe zu tun.

Speaker0: Ich war ja vorhin in einem großen Konzern, der aber auch nicht an der Börse

Speaker0: war, der war Staatsbetrieb.

Speaker0: Die Besonderheit an EWE ist tatsächlich die sehr starke kommunale Verankerung.

Speaker0: Das ist ein ganz, ganz starker Rückhalt. Wir haben ja 17 Landkreise und vier

Speaker0: kreisfreie Städte, die unsere Eigentümer sind, also die 74 Prozent halten,

Speaker0: plus dann 26 Prozent ADEAN, die aber sich bewusst dafür entschieden haben,

Speaker0: jetzt nicht uns politisch zu steuern, baue jetzt mal eine Ladesäule für mein Rathaus, lässt grüßen,

Speaker0: sondern die sagen, wir haben uns in einem Verband gepoolt und managen uns,

Speaker0: sage ich mal, relativ professionell, aber in dem Wissen, dass wir einen kommunalen

Speaker0: Versorgungsauftrag natürlich erfüllen sollen.

Speaker0: Das heißt, wir strecken uns schon und haben eine klare Strategie auch auf die Region ausgeprägt.

Speaker0: Aber wie vorhin schon gesagt, wenn wir nachweisen könnten, dass wir gute Ideen

Speaker0: haben und eine Logik haben, auch außerhalb der Region aktiv zu werden,

Speaker0: unterstützen wir das auch sehr.

Speaker0: Der zweite große Punkt ist dann, dass wir nicht so einfachen Zugang zu Eigenkapital haben.

Speaker0: Ein Börsennotiert-Unternehmen kann mit einer guten Story natürlich eine Kapitalerhöhung nehmen.

Speaker0: Fällt mir schwerer, gerade von dem Hintergrund der aktuellen Haushaltslage von Kommunen.

Speaker0: Machen wir aber auch einen Antritt im Zweifel, wenn es denn eben notwendig ist.

Speaker0: Da gibt es also sehr viel Wohlwollen.

Speaker0: Ich glaube, wir sind langfristiger orientiert. Das passt aber auch zu unserem

Speaker0: Infrastrukturinvestor, die nicht so kurzfristig getrieben sind,

Speaker0: sondern die auch Dinge aushalten,

Speaker0: die vielleicht einen längeren Blick brauchen. Das stärkt uns alles.

Speaker0: Und in Summe muss ich sagen, hatte ich es noch anders erwartet.

Speaker0: Ich hätte gedacht, es ist sehr viel,

Speaker0: Wie soll ich sagen? Sehr viel kleinteiliger, aber das ist ein sehr gutes Miteinander

Speaker0: und tatsächlich sehe ich es als eine Stärke,

Speaker0: die wir haben, weil wir natürlich da auch aus dieser kommunalen Eigentümerschaft

Speaker0: ein sehr gutes Netzwerk ziehen und vor Ort vor allen Dingen bei den Menschen,

Speaker0: für die wir Energielösungen bieten,

Speaker0: bei Infrastrukturmaßnahmen, bei allem was wir tun,

Speaker0: eine ganz andere Akzeptanz haben, weil die wissen, wir sind schon da gewesen

Speaker0: und wir werden auch da bleiben.

Speaker0: Wir sind nicht so eine Alltagsfliege, die vielleicht mal weg ist und irgendwas

Speaker0: Tolles verspricht, sondern die wissen genau, wen sie anrufen und wo sie hinfahren

Speaker0: müssen, wenn sie ein Problem mit uns haben. Das machen sie auch.

Speaker1: Ja, und ihr arbeitet ja sicher, also größtenteils auch an der gesellschaftlichen

Speaker1: Aufgabe Transformation, Energiewende.

Speaker1: Und das ist ja irgendwie auch, so wie ich dich verstehe, also in meiner Vorbereitung

Speaker1: gelesen, auch eine so Gemeinschaftsaufgabe für uns alle.

Speaker1: Was ich mitbekomme, ist,

Speaker1: dass in letzter Zeit Energiepolitik auch stark polarisiert oder für politische

Speaker1: Profilierung genutzt wurde, auch so in der Phase des Wahlkampfs und so weiter.

Speaker1: Und dass viele Menschen auch eine gewisse Furcht oder Angst vor den ganzen Veränderungen

Speaker1: haben, die da so kommen und die Transformation weniger als Chance sehen,

Speaker1: sondern eher eine Zumutung oder eine Herausforderung.

Speaker1: Und das wird teilweise ausgenutzt in der Politik und so weiter.

Speaker1: Und du betonst aber immer wieder auch, dass Energiewende kein Selbstläufer ist

Speaker1: und dass das politisch klug gesteuert und gesellschaftlich breit mitgetragen werden muss,

Speaker1: dass wir da langfristig irgendwie das Gut hinbekommen.

Speaker1: Was macht ihr als Konzern, um in diesem Spannungsfeld zu wirken,

Speaker1: um die Leute mitzunehmen in der Region?

Speaker0: Ja, verschiedene Aspekte. Also erstmal versuchen wir im faktischen Handeln immer

Speaker0: zu schauen, kriegen wir eine Lösung hin, die eine hohe Akzeptanz am Ende findet.

Speaker0: Also frühe Informationen, Bürgerveranstaltungen, Lösungen erklären tatsächlich.

Speaker0: Was wir gemacht haben, um eine Rahmung zu schaffen, ist, wir haben initiiert

Speaker0: mit anderen Unternehmen.

Speaker0: Unternehmen, Kommunen, Hochschulen, auch DGB beispielsweise,

Speaker0: also auch Gewerkschaften, eine Marke mal für die Region zu schaffen,

Speaker0: das nennt man Powerhouse Nord.

Speaker0: Ich sage manchmal so in Übersetzung, das ist der Ruhrpott von morgen nur in

Speaker0: Sauber, was wir haben, weil wir in einer Region sind, wo wir riesige Überschüsse

Speaker0: an grüner Energie herstellen.

Speaker0: Im Moment Energie-Exportland sind. In unserer Netzregion haben wir Einspeisung

Speaker0: von 8.500 Megawatt und einen Gesamtverbrauch von 2.500 MW.

Speaker0: In der Spitze, Leistungsspitze. Also das heißt, wir haben eine riesige Überspeisung.

Speaker0: Daraus resultiert, dass wir ganz viele Transportleitungen in unserer Region

Speaker0: sehen, die gebaut werden, Konverterstationen und, und, und.

Speaker0: Und dann natürlich die Frage kommt, erstens, wer bezahlt den ganzen Spaß?

Speaker0: Bevor die Netzentgelte angepasst wurden, war das dann eben der,

Speaker0: der dann da sitzt und auf die große Leitung guckt.

Speaker0: Und zweitens, was haben wir denn davon, dass wir diese ganze Infrastruktur hier

Speaker0: stehen haben, inklusive Windmühlen, Onshore, Offshore und so weiter.

Speaker0: Und dafür mal ein Bild zu schaffen, dass wir sagen, Leute, wir können eigentlich

Speaker0: eine Gewinnerregion sein, wenn wir jetzt auch dafür sorgen, dass das mal bekannt

Speaker0: wird, dass wir hier in dieser Überschussregion sitzen.

Speaker0: Und das verbindet sich dann tatsächlich jetzt sehr gut mit der Systemsicht,

Speaker0: wenn ich sage, es ist wirklich klug, jetzt mal ganz bewusst in der volkswirtschaftlichen

Speaker0: Dimension, dass wir jede Kilowattstunde jederzeit von jedem Ort an jeden Ort

Speaker0: in Deutschland transportieren wollen. Bingo.

Speaker0: 100 Punkte. Und dazu fragen, wie kann ich die Gesamtsystemkosten optimieren?

Speaker0: Das heißt nicht, dass wir jetzt plötzlich die ganze Industrie von Süd nach Nord

Speaker0: verlagern. Das ist ja Quatsch.

Speaker0: Aber dass wir sagen, lassen Sie uns mal bei den Infrastrukturmaßnahmen, die wir haben, fragen,

Speaker0: ob wir nicht Kosten für das Gesamtsystem deutlich minimieren,

Speaker0: wenn wir für neue Verbraucher beispielsweise insbesondere Anreize schaffen,

Speaker0: dorthin zu gehen, wo ich eben systemdienlich bin.

Speaker0: Das ist die ganze Diskussion, die wir gerade von der Netzagentur mit Agnes hören, ist genau das gleiche.

Speaker0: Also welche Netzentgeltsystematik passt denn dazu, Anreize zu setzen?

Speaker0: Heute war es bis vor kurzem so, dass wenn ich mich mit meinem Elektrolyseur

Speaker0: nach Süddeutschland gesetzt habe, bei die Netze BW, dort habe ich keinen Baukostenzuschuss

Speaker0: zahlen müssen, während die Tenet einen Baukostenzuschuss erhoben hat.

Speaker0: Also wenn ich dann den Elektrolyseur an einen Netzknoten im Norden,

Speaker0: der heftig überspeist ist, gebaut habe und sage, ich ziehe dir deinen,

Speaker0: Redispatch-Problem runter und wenn ich in den Süden gehe und sage,

Speaker0: ich mache das noch größer, zulasten der Allgemeinheit, hatte ich sogar noch

Speaker0: einen Anreiz, nach Süden zu gehen. Völlig behämmert.

Speaker0: Und das mal so als ein Beispiel zu greifen, zu sagen, darum ist es schon klug,

Speaker0: die regionalen Unterschiede gut zu nutzen.

Speaker0: Und ich rede nicht von Preiszonen, halte ich für extrem schwierig und auch nicht

Speaker0: richtig, aber diese Anreize immer zu setzen und da ist der Nordwesten eben eine Gewinnerregion.

Speaker0: Und das über dieses Label Powerhouse Nord, wir sind das Kraftzentrum in Deutschland,

Speaker0: weil wir einen großen Beitrag für ganz Deutschland liefern. Aber wir brauchen noch was zurück.

Speaker0: Akzeptanz fördern und die Bereitschaft, sich darauf einzulassen,

Speaker0: aber nur, wenn ich was davon habe und nicht die gefühlte Energiekolonie bin.

Speaker0: Das heißt, ich ja quasi ausgebeutet werde und habe aber nichts davon.

Speaker0: Und das kann ja eigentlich ein Rollenmodell auch jetzt für Brandenburg sein

Speaker0: oder für andere Regionen.

Speaker0: Und der Süden kann das Konzept genauso greifen. Die haben ja ihre Laptop und

Speaker0: Lederhose und was auch immer.

Speaker0: Und das funktioniert tatsächlich sehr gut, weil es eine Identität stiftet,

Speaker0: eine Akzeptanz stiftet und auch nach außen ein Stück weit helfen kann zu sagen,

Speaker0: die da oben, die haben noch bezahlbaren Wohnraum, weil wir Fläche haben.

Speaker0: Da kann sich eine junge Familie noch ein Häuschen leisten.

Speaker0: Ich weiß nicht, ob das in Baden-Württemberg so ohne weiteres geht.

Speaker0: Wir haben Fläche, wir haben kühles Klima, wir haben Wasser, Wir haben Küste,

Speaker0: wir haben tolle Inseln vor der Tür, wir haben Kavernenspeicher bis dort hinaus,

Speaker0: wo wir ganz viel grüne Gase perspektivisch einspeichern können.

Speaker0: Also wir haben einen extrem starken,

Speaker0: Standort. Und in Brandenburg gilt ja vieles davon aus, bis auf die Inseln.

Speaker0: Ein bisschen weiterfahren, immer noch Meckbom dazwischen. Aber das ist schon

Speaker0: ein Asset und damit wollen wir Menschen begeistern.

Speaker1: Also Energieversorger, nicht nur als Investitionsmaschine, Infrastruktur,

Speaker1: sondern auch irgendwo Vermittlerrolle zwischen Politik und der Gesellschaft,

Speaker1: den Nutzern sozusagen davon.

Speaker1: Lass uns ein bisschen in Infrastruktur und Netzausbau reingehen, wenn du magst.

Speaker1: Ich habe als Input mich von LinkedIn jetzt kürzlich von Leon Hürth mitgenommen,

Speaker1: das ganze Thema Anreize für Verteilnetzbetreiber.

Speaker1: Also EWE ist ja auch ein großer Verteilnetzbetreiber.

Speaker1: Ich erinnere mich, EWE hat einen sehr hohen Verkabelungsgrad.

Speaker1: Das ist noch so das, was 99 Prozent oder relativ hoch.

Speaker1: Und aber ihr habt auch in Brandenburg Netze, hast du ja? Gasnetze.

Speaker1: Ach, Gasnetze, genau, okay.

Speaker1: Und jetzt aber Verteilnetzbetrieb Strom, so unter der Überschrift Bremse oder Motor.

Speaker1: Der Leon Hürth eben, diese kennst du vielleicht, der Geokonomen,

Speaker1: argumentiert, dass Verteilnetzbetreiber unter den aktuellen regulatorischen

Speaker1: Bedingungen im Prinzip zwei problematische Anreize haben.

Speaker1: Erstens, Investitionen in den Netzausbau zu vermeiden, weil aufgrund von gestiegenen

Speaker1: Zinsen und dann eben den niedrigeren Kapitalrenditen oft wie so eine Art Minusgeschäft entstehen kann.

Speaker1: Und zweitens, dass Netzanschlüsse irgendwie auch zu verhindern,

Speaker1: weil sozusagen die eigenen Netzentgeltzahler, das hast du ja auch eben erwähnt,

Speaker1: wenn ich es richtig verstanden habe,

Speaker1: dann sozusagen vor den regionalen Kosten zu schützen, die dabei entstehen können. Und

Speaker1: Und jetzt reden wir über Instrumente wie flexiblen Netzanschluss oder Redispatch-Vorbehalt,

Speaker1: die das Problem ja irgendwie auch nochmal verschärfen können,

Speaker1: oder? Verstehe ich das richtig?

Speaker0: Sehe ich nicht ganz so. Also erstmal, wir haben ja 80.000 Kilometer Stromnetze,

Speaker0: also schon einer der großen tatsächlich.

Speaker0: Haben wir jetzt einen Anreiz, nicht auszubauen? Das teile ich nicht.

Speaker0: Also wir haben tatsächlich einen sehr hohen Verkabelungsgrad.

Speaker0: Wir sind auch nur auf der Mittelspannung und abwärts unterwegs.

Speaker0: Die 110 kV ist ja bei der Avacon in unserem Netzgebiet.

Speaker0: Richtig ist, wenn man mal auf die Regulierung, Netzregulierung schaut,

Speaker0: da sind, das wird ja auch schon lange, lange von uns kritisiert,

Speaker0: Anreize geschaffen, die in die falsche Richtung gehen.

Speaker0: Ja, also die EK-Rendite, da will ich jetzt nicht das gleiche Lied singen,

Speaker0: die ist nicht mehr adäquat und die passt auch im internationalen Vergleich nicht.

Speaker0: Und da spiegelt uns unser internationaler Investor sehr klar,

Speaker0: was er in anderen Ländern sieht, weil die sind ja global unterwegs mit großen

Speaker0: Infrastrukturinvestitionen, ist ein Infrastrukturfonds innerhalb von dieser

Speaker0: ADEAN-Gruppe und die haben ganz viele Vergleiche.

Speaker0: Und die waren auch schon hier bei Wirtschaftsministerium und auch bei der Bundesnetzagentur

Speaker0: und haben denen mal erklärt, wie das woanders funktioniert.

Speaker0: Da haben wir eine richtige Lücke, das ist ein Teil. Dann gibt es ja diesen schönen

Speaker0: Nestprozess, den die Netzagentur aufgelegt hat, der strukturell nach aktueller

Speaker0: Analyse dazu führt, dass uns als Gesamtbranche, Verteilnetzbetreiber,

Speaker0: 2,4 Milliarden Erlöse weggestrichen werden. Noch on top zu dem, was wir schon hatten.

Speaker0: Also 2,4 Milliarden in einer Regulierungsperiode würden an Erlösen wegfallen.

Speaker0: Jetzt kommt Herr Müller und sagt, Moment, stimmt ja alles gar nicht.

Speaker0: Es wird ja 1,7 Prozent mehr.

Speaker0: Nein, Trick 17 hat er gemacht. Er hat das nur mal bezogen auf die Stromnetzbetreiber

Speaker0: ohne Gas und nur die im geregelten Verfahren sind.

Speaker0: Die Kleinen hat er mal alle ausgeblendet. Und da hat er für eine Periode dann

Speaker0: einen Zuschlag für eine OPEX-Anpassung vorgenommen und daraus ergibt sich das nach seiner Rechnung.

Speaker0: Das große Thema Zeitverzug bei der Rückerstattung oder Anerkennung der dauernd

Speaker0: steigenden OPEX-Kosten ist.

Speaker0: Findet nicht statt. Also das ist schon echt ein negativer Anreiz tatsächlich

Speaker0: und das wird irgendwann auch zu Konsequenzen führen, weil Unternehmen das dann

Speaker0: auch so nicht mehr finanziert bekommen.

Speaker0: Und eine E.ON hat in dem Fall, ich nenne es mal beispielhaft,

Speaker0: sozusagen nicht am konkreten Beispiel, aber die dann ja eben ein kapitalmarktorientiertes

Speaker0: Unternehmen ist, die müssen sich auch messen lassen.

Speaker0: Und das ist schon, glaube ich, ein strukturelles Thema, das dann sowohl ein

Speaker0: börsennotiertes Unternehmen wie auch eine Gesellschaft wie mich,

Speaker0: wie auch Kleine betrifft. Das ist echt ein Problem.

Speaker0: Das zweite Thema, nochmal jetzt zur Frage, habe ich Anreize,

Speaker0: Anschlussbegehren abzulehnen? Das stimmt nicht.

Speaker0: Wir haben erstmal eine klare gesetzliche Vorgabe, das zu tun.

Speaker0: Wir werden natürlich im Moment, wie alle anderen, völlig überrannt von Netzanschlussbegehren,

Speaker0: von Einspeisern, von teilweise Neuansiedlungen für Verbraucher oder eben von Speichern.

Speaker0: Speichern ist in der Tat das, wo man im Moment kritisch drauf schauen muss,

Speaker0: weil ein Speicher, der sich rein marktlich, also nur gegen den Großhandel optimiert,

Speaker0: der kann im Netz Tod und Verderben herbeiführen,

Speaker0: weil er in den falschen Zeiten rein und raus speist, weil er die Netze belastet statt entlastet,

Speaker0: weil er die Gesamtsystemkosten massiv zusätzlich belasten kann.

Speaker0: Sie ist selber aber im Großhandel arbitriert, weil wir eben eine Geburtszone in Deutschland haben.

Speaker0: Das wird nicht lange funktionieren. Darauf basieren gerade ganz viele dieser Anschlussbegehren.

Speaker0: Ich habe gerade zufälligerweise gestern mit dem Kollegen Meier-Jürgens von Tenet

Speaker0: gesprochen, der sagt, nur er hat 280.000 MW verwendet.

Speaker0: Anschlussbegehren für Speicher.

Speaker1: 280 GW.

Speaker0: 280 GW. Muss man nicht mal reinziehen. Total Irrsinn.

Speaker1: Ich dachte irgendwie die Gesamt-Oderer, das war auch schon 300 oder so.

Speaker0: Das ist nur Tenet. Das ist krass. Entschuldigung, falsche Zahl.

Speaker0: Nicht jetzt, dass ich was Falsches sage. 280 GW nur bei den TSOs,

Speaker0: bei allen vier TSOs. Das ist aber nur die UNB-Ebene.

Speaker0: Und nicht die 110 kV. Da ist nicht die Mittelspannung dabei. Also ist Irrsinn.

Speaker1: Wenn dann nur 5 oder 10 Prozent von wirklich kommen.

Speaker0: Und dafür sage ich aber jetzt, wenn du jetzt derjenige warst,

Speaker0: der seinen Speicher früh reserviert hat, und ob du den baust oder nicht, ist immer egal.

Speaker0: Jetzt kommt der Nächste und sagt, oh, ich möchte hier gerne eine Schokoladenfabrik

Speaker0: hinbauen oder ein Rechenzentrum.

Speaker0: Ja, sorry, dauert zehn Jahre, weil ich habe jetzt hier leider 20 Leute,

Speaker0: die wollen hier Speicher bauen. Die muss ich der Reihe nach abarbeiten.

Speaker0: Das ist im Moment ein Thema und dafür müssen wir jetzt eine Lösung finden tatsächlich.

Speaker0: Das ist, glaube ich, was, wo wir ran müssen. Von der Reihenkostenseite,

Speaker0: Ausbau erneuerbare, gibt es ja inzwischen die Umlage über den 19.2.

Speaker0: Das wäre die Mehrbelastung, wenn wir sehr stark vom erneuerbaren Ausbau betroffen

Speaker0: sind und dafür die Netze ausbauen müssen, diese Zusatzkosten gegen Nachweis

Speaker0: dann eben in die bundesweite Umlage bringen.

Speaker0: Das heißt, da hat sich ja ein Ausgleich gefunden, der dann auch gut ist.

Speaker0: Also das Argument ist dann weg.

Speaker1: Okay, verstanden. Und was sagst du zur, also wir sind ja in Deutschland irgendwie

Speaker1: so Verteilnetzbetreiber Anzahlweltmeister.

Speaker1: Also wir haben einfach extrem viele Verteilnetzbetreiber und die EWE ist ja

Speaker1: wie so ein bisschen so ein Gegenbeispiel, weil ihr eher ein Flächenverteilnetzbetreiber seid.

Speaker1: Hast du da als EWE eine Position oder vielleicht auch als BDEW,

Speaker1: wo du sagst, es wäre vielleicht gar nicht schlecht, wenn wir das konsolidieren und wenn wir

Speaker1: dadurch Effizienzen heben, dass wir so Strukturen oder Organisationsgrößen haben,

Speaker1: wie die EWE um diese ganzen Netzanschlussbegehren und so weiter und auch alle

Speaker1: anderen Herausforderungen, die die Netzbetreiber so haben, besser meistern?

Speaker1: Oder wie kannst du dazu was sagen?

Speaker0: Ja, ich habe also tatsächlich auch eine Überzeugung. Und das sage ich jetzt

Speaker0: nicht irgendwie, weil es politisch korrekt ist.

Speaker0: Ich glaube, wenn wir es schaffen wollen, dass wir den gesamten Ausbau jetzt

Speaker0: einmal fünf Jahre auf die Bretter schicken, Dann fangen wir so eine Diskussion an.

Speaker0: Wer macht denn diese ganze Umsetzung der Infrastruktur vor Ort?

Speaker0: Das machen ganz viele der kleinen Unternehmen.

Speaker0: Die erklären den Menschen vor Ort, warum das passieren muss, wie das funktioniert.

Speaker0: Die sind da vor Ort und helfen bei dem Thema jetzt kommunale Wärmeplanung.

Speaker0: Stromnetz ist jetzt eher die Wärmethematik, aber auch die Frage,

Speaker0: wie geht denn vor Ort eine Umsetzung von der Wärmeplanung, egal wer die gemacht hat.

Speaker0: Wer bringt denn die Menschen überhaupt, die Tiefbauer, die Dienstleister an

Speaker0: den Start, um dieses, ich habe in meinem Beispiel ja die Verdreifachung der

Speaker0: Investitionsleistung genannt, das ist ja im Netz so, irgendwo Faktor 2 bis 3

Speaker0: hat fast jeder perspektivisch.

Speaker0: Wer bringt denn diese Projekte in die Planung, in die Umsetzung?

Speaker0: Jetzt zu sagen, das sammelt mal irgendjemand ein, zentralisiert das irgendwo

Speaker0: und macht das dann besser, theoretisch klingt das super, da könnten wahrscheinlich

Speaker0: Doktor und Arbeiten für schreiben.

Speaker0: Damit bremsen wir das total aus. Das ist der eine Teil.

Speaker0: Der andere Teil, der genauso richtig ist, in dem nicht alle Netzbetreiber,

Speaker0: auch wir, gefallen lassen müssen ist, diese zerklüftende Landschaft führt dazu,

Speaker0: dass wir uns einen Mehraufwand gönnen, weil wir nicht standardisiert sind.

Speaker0: Das müssen wir uns als Branche ans Bein heften, die Großen wie die Kleinen.

Speaker0: Und immer zu sagen, ich bin dem Minimis und habe hier Ausnahmeregel,

Speaker0: darf nicht dazu führen, das kann ich auch wiederum schön sagen, unsere EWE Go,

Speaker0: Bei 700 Netzbetreibern 700 verschiedene Schaltschränke beantragen muss,

Speaker0: wenn sie da irgendwo mal eine Ladesäule hinbauen,

Speaker0: weil der Netzbetreiber sagt, also ich habe hier meine Vorschrift 27.11 und der

Speaker0: andere 28.12, bitte genauso und nicht anders. Das ist völlig irrsinnig.

Speaker0: Das muten wir ja allen zu, nicht jetzt nur einem Ladeinfrastrukturbetreiber.

Speaker0: Und da, finde ich, müssen wir uns auch kritisch selber fragen.

Speaker0: Und alle, die kleinen wie die großen, wie kriegen wir das gelöst?

Speaker0: Das ist eine Aufgabe, die wir hinbringen müssen.

Speaker0: Darauf wollen wir uns konzentrieren. Und nicht zu sagen, wir machen jetzt hier

Speaker0: eine große Strukturreform und sammeln alle ein. Ja, verstanden.

Speaker1: Du hast ja so auch Netzausbau als Erfolgsfaktor immer nach vorne gestellt.

Speaker1: Also auch anlässlich der BDEW-Wahl betont, dass das erfolgskritisch für Gelingen

Speaker1: von Energie, Verkehrs und Wärmewende ist, dass wir den Netzausbau gut hinbekommen.

Speaker1: Und dann hast du gesagt, Rahmenbedingungen, Bürokratieabbau,

Speaker1: beschleunigte Planungs- und Genehmigungsprozesse, wenn du so die erste Bilanz

Speaker1: ziehen würdest nach einem Jahr,

Speaker1: sind wir da schon gut vorangekommen oder gibt es noch große,

Speaker1: was weiß ich, Bremsklötze, die uns da aufhalten, dass wir schnell genug vorankommen?

Speaker0: Also im Moment ist ja diese Thematik der RET3-Umsetzung, Also das wäre sozusagen

Speaker0: die Verlängerung, die jetzt am 30.06.

Speaker0: Jahr ausläuft, die RET3, die Privilegien für eine beschleunigte Umsetzung und

Speaker0: Genehmigung, dass wir die nationales Recht umsetzen. Das ist ja angeschoben.

Speaker0: Also ich war sehr wichtig, das habe ich immer gesagt, ist der erste Meilenstein

Speaker0: der Bundesregierung, zu zeigen,

Speaker0: dass sie es wirklich ernst meinen mit dem Beschleunigten weitergehen.

Speaker0: Wir haben ja in der Gaskrise gezeigt, wie schnell wir Infrastruktur bauen können.

Speaker0: Wir haben diese GWL, also die Zukunftsleitung, wie wir die nennen,

Speaker0: von Wilhelmshaven nach Leer, 70 Kilometer Neubau einer großen Gasleitung in

Speaker0: einem guten Jahr hingestellt.

Speaker0: Und das geht, wenn alle wollen.

Speaker0: Ich glaube tatsächlich, das muss man anerkennend sagen, die letzte Bundesregierung

Speaker0: hat das mit sehr viel Nachdruck, mit Osterpaket, Sommerpaket und was wir alles hatten,

Speaker0: dann auch wirklich in die Umsetzung gebracht, dass wir wirklich vieles beschleunigt

Speaker0: haben, auch den Ausbau von den Erneuerbaren, genauso wie Netzinfrastruktur.

Speaker0: Das müssen wir beibehalten.

Speaker0: Geht immer noch mehr. Ich habe noch eine Liste an Themen, die nicht gut sind.

Speaker0: Aber groß und modo, finde ich, sind wir da deutlich, deutlich besser unterwegs als vorher.

Speaker0: Und Appell wäre, dass die neue Bundesregierung trotz ihres Monitorings,

Speaker0: das sie jetzt anschiebt, Frau Reichert hat ja gesagt, sie möchte jetzt diesen

Speaker0: Sommer ein Monitoring machen, Realitätscheck, wie sie es genannt hat,

Speaker0: dass wir da keinen Fadenriss haben.

Speaker0: Das heißt, jetzt holen wir mal Luft, legen es erstmal hin und machen so Modell

Speaker0: Altmaier 2017, das wäre eine Katastrophe.

Speaker1: Verstanden. Dann noch einmal, also letzte Frage zum Thema Netzplanung und vorausschauender Ausbau.

Speaker1: Also aktuell ist es doch eher so, dass ein Netzeanschlussbegehren kommt und

Speaker1: dann kann der Netzplaner darauf reagieren, das zu realisieren.

Speaker1: Siehst du die Möglichkeit, dass man ein bisschen antizipativer arbeiten kann,

Speaker1: also sozusagen mehr vorausblickend Netze plant, als das heutzutage der Fall ist?

Speaker0: Gut, die UNBs machen das ja. Die haben ja eben den NEP, der sich ja eben schon

Speaker0: nach einem Gesamtszenario, also ein Netzerwicklungsplan, der sich halt eben

Speaker0: nach einem Szenario richtet.

Speaker0: Das wird jetzt überprüft, weil die haben ja abgeleitet von den Ausbauzielen

Speaker0: 2030 rückwärts oder 35 rückwärts gerechnet, wie viel Infrastruktur muss ich

Speaker0: bis dahin bauen. Weil wenn ich heute entscheide, ich will morgen was bauen,

Speaker0: ist das in frühestens fünf bis sieben Jahren fertig.

Speaker0: Ist so. Wir sehen also sehr klar, wo auch Ausbaubedarfe sind.

Speaker0: Was wir, glaube ich, alle tun müssen und teilweise passiert das ja schon,

Speaker0: dass wir vielleicht so eine Art Landkarte für öffentliches Netzbetreiber,

Speaker0: wo wir dann in so einer Ampellogik zeigen, wo ist denn guter Standort und wo

Speaker0: ist nicht so guter Standort für Einspeisung respektive Ausspeisung.

Speaker0: Also Last, die ich rausziehen will, weil ich mal kurz noch mal das Thema Batteriespeicher,

Speaker0: die kommen ja eher zum Netzbetreiber und sagen, sag mal mal,

Speaker0: wo ich die Batterie hinstellen kann.

Speaker0: Und die sagen ja, ist mir egal, ob ich das auf den Acker links oder Acker rechts stelle.

Speaker0: Wenn ich sage, in meinem Netz wäre da ein guter Standort, weil dort noch Platz

Speaker0: im System ist, dann ist das ja hilfreich. Ja, und ich glaube,

Speaker0: in diese Logik müssen wir kommen.

Speaker0: Und ansonsten, klar, versuchen wir das ja, aber wir kommen im Moment gegen die Ausbaubedarfe kaum an.

Speaker0: Das kommt eher von der Lieferantenseite, weil wir einfach lange Lead-Items haben, wie Trafos.

Speaker0: Wir müssen halt die Umspannwerke massiv ausbauen und die Technik,

Speaker0: die da drin steht, ist irgendwo auch begrenzt verfügbar.

Speaker1: Dann Themenwechsel, Wasserstoffhochlauf und Importabhängigkeit.

Speaker1: Also so wie ich dich verstehe und die EWE verstehe, seid ihr ja beim Wasserstoff

Speaker1: besonders aktiv und Wasserstoff gilt als Schlüssel für klimaneutrale Zukunft,

Speaker1: insbesondere auch für Industrie und gerade bauen wir deutschlandweit Wasserstoffkernnetz

Speaker1: von ungefähr 10.000 Kilometern.

Speaker1: 9000 Kilometern vorbereitet und 60% davon sollen durch Umstellung bestehender

Speaker1: Gasleitungen realisiert werden, einfach um Zeit und Ressourcen zu sparen.

Speaker1: Genau. Wie wichtig siehst du dieses Kernnetz?

Speaker1: Ich habe das Gefühl, Wasserstoff hat so eine Konjunktur gehabt.

Speaker1: Das war mal vor zwei, drei Jahren noch breiter befürwortet, als es vielleicht

Speaker1: heute noch ist. Wie schaust du darauf?

Speaker0: Also es gibt ja diesen berühmten Gartner-Cycle, also etwas hochgejazzt,

Speaker0: dann kommt das Teil der Tränen, dann alles, Katastrophe geht alles gar nicht

Speaker0: und dann kommt man sozusagen in das Normal, also sprich, da kommt man wieder in die Realität.

Speaker0: Wir haben vorher in der Realität gelebt und leben jetzt auch wieder in der Realität in meiner Welt.

Speaker0: Wir haben ja schon vor 2018 oder um 2018, da haben wir das sehr intensiv besprochen

Speaker0: und haben dann auch gesagt, wir gehen jetzt auf das Thema los.

Speaker0: Weil wenn man drauf schaut und sagt, fundamental wollen wir ein System erneuerbar

Speaker0: aufstellen, dann ist es zwingend, dass ich dann grüne Gase brauche.

Speaker0: Nur grüne Elektronen, all electric, haben alle gemerkt, funktioniert nicht.

Speaker0: Und auch Altmaier hat das ja damals auch schon noch klar aufgelegt und erkannt

Speaker0: und die Wasserstoffstrategie ja mit aufgelegt.

Speaker0: Wir brauchen eine Wasserstoffstrategie, damit wir wirklich auf ein klimaneutrales

Speaker0: Energiesystem am Ende kommen und auch Wirtschaft braucht das.

Speaker0: Da wären wir heute, wissen die wenigsten, ein Wasserstoffbedarf in Deutschland

Speaker0: von 1,5 Millionen Tonnen pro Jahr.

Speaker0: So 50 Terawattstunden fast ist der Bedarf an Wasserstoff heute.

Speaker0: Grauer Wasserstoff. So perspektivisch wollen wir den ja auch vergrünen.

Speaker0: Da haben wir noch kein Stahlwerk und sonst was umgerüstet. Die.

Speaker1: 50 TWH, das ist dann stoffliche Nutzung

Speaker0: Für die Ammoniak und so weiter und in Chemie und Petrochemie im Wesentlichen. Die stellen das ja her.

Speaker0: Für ihre Prozesse. Dau in Stade zum Beispiel, großer Wasserstoffproduzent,

Speaker0: ich bin sogar der Größte in Deutschland, weil die eben das als Prozessmedium brauchen.

Speaker0: Also ich sage mal als Rohstoff quasi, nicht als Energieträger primär.

Speaker0: So und den Weg zu gehen, halte ich für weiterhin richtig und auch klug.

Speaker0: So und jetzt haben wir dann eben gesagt, wir haben bei uns in der Region eine

Speaker0: sehr privilegierte Position.

Speaker0: Wir haben die Kavernenspeicher, die sich hervorragend für Wasserstoff eignen,

Speaker0: großskalige Volumen, die wir dort eben einspeichern können, im Gegensatz zu

Speaker0: den Batteriespeichern, die ja auch am kurzen Ende unterwegs sind.

Speaker0: Wir haben Importkante, also Küstenkante, wo wir eben dann auch Wasserstoff potenziell,

Speaker0: egal in welcher Form, importieren können.

Speaker0: Und wir haben auch diese hohe,

Speaker0: Eine Einspeisung, Offshore und Onshore in unserer Region, wo wir eben wissen,

Speaker0: dass wir perspektivisch zwar irgendwann die Mengen transportieren können Richtung Süden,

Speaker0: wenn nicht beliebig viele immer die Spitze rüber transportieren Richtung Süden,

Speaker0: weil die dort auch gar nicht gebraucht wird in der Spitze.

Speaker0: Also wenn wir wie 300 GW, 400 GW insulierte Leistung haben, dann braucht die

Speaker0: keiner in einer Sekunde.

Speaker0: Sondern die müssen wir irgendwie anders strukturieren.

Speaker0: Spitzen vielleicht abregeln, aber sinnvoll die Überschüsse, die wir haben,

Speaker0: eben dann auch wirklich umwandeln in Wasserstoff.

Speaker0: Dann kommen wir auch kostenmäßig auf einen vernünftigen Durchschnittswert tatsächlich.

Speaker0: Und wo machen wir das am besten? Da, wo ich im Überschuss diese grüne Energie

Speaker0: produziere, wo ich Wasser habe, um Wasserstoff herzustellen und wo ich die Speicher

Speaker0: habe. Das ist im Nordwesten, Powerhouse Nord lässt grüßen.

Speaker0: Und darum sind wir so committed, ob Elektrolyse am Ende in einem riesigen Maßstab

Speaker0: in Deutschland stattfindet oder ob das eben ein Baustein sein wird,

Speaker0: der sich ergänzend zum Hochlauf der

Speaker0: Erneuerbaren ergibt, weil ich nur dann wettbewerbsfähig produzieren kann.

Speaker0: Das müssen wir eben schauen, wie günstig dann die Importalternativen sind.

Speaker0: Aber wir wollen insbesondere auch die Transportinfrastruktur und die Speicherung

Speaker0: abbilden plus das ganze Kundengeschäft.

Speaker0: Und deshalb ist das Kernnetz absolut richtig und wichtig.

Speaker0: Und ich habe ja vorhin gesagt, diese 70 Kilometer Leitung, die wir gebaut haben,

Speaker0: um Wilhelmshaven an Leer, respektive Jemgum anzubinden, wo wir eben große Speicher haben.

Speaker0: Die haben wir schon mit dem Blick darauf konzipiert und die ist dann eben auch

Speaker0: umstellbar. Also es ist ein gutes Gesamtbild.

Speaker0: Es gab es ja gerade letzte Woche eine Ankündigung von ArcelorMittal,

Speaker0: dass sie eben am Standort Bremen und Eisenhüttenstadt keine Umstellung auf die

Speaker0: Direktreduktion, also eine Wasserstoffbasierte Rohstahlherstellung machen wollen.

Speaker0: Ist einerseits ein Rückschlag, wir hatten dort am Standort ja neben den 10 MW

Speaker0: Elektrolyse, die wir dort gerade bauen eine Erweiterung um weitere 50 MW vorgesehen,

Speaker0: das ist aber 10% der Gesamtinvestitionen, die wir im Konzern für das Thema Wasserstoff

Speaker0: vorgesehen haben und die Elektrolyse in Enten haben wir im Bau den Speicher

Speaker0: in Hundorf in der Wesermarsch haben wir im Bau,

Speaker0: und die Leitung für den Anschluss ans Kernnetz, die werden eben auch umgesetzt, aber es ist eben,

Speaker0: Ja, nochmal einen Weckruf an Politik zu sagen, Leute,

Speaker0: ihr müsst euch echt nochmal Gedanken drum machen, wie das auch wettbewerbsfähig organisierbar ist.

Speaker0: Das Kernnetz zu haben, ist ein absolut wichtiges Kriterium, weil damit die Transportfrage gelöst ist.

Speaker0: Also die Brücke zwischen der Henne und dem Ei ist gebaut.

Speaker0: Wir arbeiten an der Herstellung und an der Importroute und dann ist die Frage

Speaker0: Kunde und die beiden, da muss noch Regulierung an.

Speaker1: Und das heißt, du würdest sagen, wir waren da nicht irgendwie zu ambitioniert

Speaker1: oder so, was die Wirtschaftlichkeit angeht von den Einschätzungen,

Speaker1: die wir noch vor ein paar Jahren hatten.

Speaker0: Wer weiß denn das? Wir haben es noch nie gemacht. Wir sehen ja gerade in der

Speaker0: Umsetzung, was es bei Skalierungen gibt.

Speaker0: Wir haben dieses schöne Thema RFNBO, also Fools of Non-Biological Origin Delegated Act,

Speaker0: also ein delegierter Rechtsakt der EU, der sich damit beschäftigt,

Speaker0: unter welchen Voraussetzungen ist denn grüner Wasserstoff aus Elektrolyse überhaupt ein Grün.

Speaker0: Man darf der Grün sich nennen und man ist ja dann eben auch beihilfrechtlich

Speaker0: als grüner Wasserstoff einsetzbar.

Speaker0: So, und da hat man sich tolle Kriterien überlegt, 2019, in einer Welt,

Speaker0: wo noch wenig Erneuerbare da waren, um keine Verdrängung zu haben,

Speaker0: die aber obsolet ist, weil wir mittlerweile eine deutliche Überspeisung an Erneuerbaren

Speaker0: in vielen Stunden des Jahres haben.

Speaker0: Wir sagen, wir würden statt einen dezidierten Windpark neu zu bauen,

Speaker0: der nur uns bedient und den wir dann irgendwie 24-7 immer für uns nur nutzen

Speaker0: können, also auch in Zeiten, wo vielleicht der Strom viel besser ins System

Speaker0: eingespeist würde, um vielleicht Gas zu verdrängen oder Kohle.

Speaker0: Nein, dann müssen wir Elektrolyse machen. Ist natürlich relativ teuer.

Speaker0: Wir sagen, wir würden gerne an dem Netzknoten in Emden, der massiv überspeist

Speaker0: ist, der eine halbe Terawattstunde pro Jahr abregeln muss, würden wir gerne

Speaker0: diese abgeregelte halbe Terawattstunde in unseren Elektrolyseur rein schicken.

Speaker0: Wäre wahrscheinlich deutlich günstiger, wollen wir gar nicht zu null haben,

Speaker0: würden wir einen Beitrag leisten, senkt die Redispatchkosten. Dürfen wir nicht.

Speaker0: Ist verboten, weil delegierter Rechtsakt. Das ist das, was du.

Speaker1: Glaube ich, auch schon gesagt hast beim Handelsblatt Energie.

Speaker0: Wir erhöhen die Produktionskosten für den grünen Wasserstoff um 50 Prozent.

Speaker0: Einfach nur bei Bürokratie, nenne ich das jetzt mal.

Speaker0: Unplausible, unsinnige Regulierung. Und schon haben wir die Wasserstoffkosten

Speaker0: in der Produktion 50 Prozent verteuert.

Speaker0: Herzlichen Glückwunsch. Und

Speaker0: dann sagt jemand, aber wir wollen unbedingt grünen Wasserstoff in Europa.

Speaker0: Das verstehe ich nicht. Nur so ein Beispiel. Von denen gibt es ein paar mehr.

Speaker0: Und auf der Nachfrageseite Pull.

Speaker0: Was kann ich tun, damit beispielsweise eine Stahlindustrie nicht nur die Umrüstung

Speaker0: in der Anlage bestellt bekommt, sondern eine Sicherheit haben kann,

Speaker0: dass sie eben auch genügend Wasserstoff bekommt.

Speaker1: Fallen dir da schon irgendwelche Fördermodelle oder Instrumente ein, die du...

Speaker0: Ja, es gibt kunde Leitmärkte. Jetzt haben wir gerade ein riesiges Infrastrukturprogramm

Speaker0: aufgelegt. Da wird ganz viel wahrscheinlich Stahl verbaut, richtig?

Speaker0: Also sprich in Brücken, in Schiene, in... Panzer, ich weiß es nicht.

Speaker0: Dann wollen wir den wahrscheinlich nicht aus Russland importieren oder aus China,

Speaker0: sondern vielleicht zum Teil aus Europa und im besten Fall sogar aus Deutschland.

Speaker0: Und warum sage ich nicht dann, wenn die öffentliche Hand eben diese Stahlmengen

Speaker0: beschafft, beschaffen sie halt 10% Grünstahl.

Speaker0: Oder 5%, ich weiß es gar nicht.

Speaker0: Und dann sagen die deutschen Stahlhersteller, okay, dann brauche ich ja grünen

Speaker0: Wasserstoff, um den grünen Stahl herzustellen.

Speaker0: Und schon sind wir im Geschäft. Ein Beispiel.

Speaker0: Klimaschutzverträge sind in der Koalition mit angelegt. Die sollen weiter existent sein.

Speaker0: Gibt es jetzt die zweite Ausschreibung oder nicht? Die sollte ja letztes Jahr

Speaker0: eigentlich noch stattfinden. Hat nicht stattgefunden.

Speaker0: Strompreiskompensationen soll verlängert werden. Gutes Instrument,

Speaker0: auch gerade für exportorientierte Unternehmen.

Speaker0: Die soll verlängert werden. Das ist ein Punkt, wo ich sage, Haken hinter.

Speaker0: Hat Bundesregierung erkannt, will sie ran.

Speaker0: So, und wenn man die beiden Enden auf der Produktionsseite und auf der Absatzseite,

Speaker0: anpasst, relativ schnell,

Speaker0: Dann sind wir von der Preiskomponente, und das weiß ich jetzt sehr genau,

Speaker0: weil ich ja sehr intensiv in Verhandlungen bin, mit Abnehmern,

Speaker0: dann sind wir da. Dann haben wir es.

Speaker1: Okay. Also bist du zuversichtlich, dass wir das hinkriegen können und müssen?

Speaker0: Ich bin zuversichtlich aber auch fordernd. Wenn es nicht passiert,

Speaker0: dann passiert das, was mit Arcelor passiert ist.

Speaker0: Das sollte Politik gut überlegen, weil jetzt kommt mal ein kurzer Punkt,

Speaker0: wenn jetzt ich mache das mal kurz an Frau Reiche fest, das ist auf ein paar

Speaker0: Veranstaltungen gesagt, sie sagt, CCS ist ein tolles Thema nach vorne.

Speaker0: Das ist für den Übergang auch völlig unstreitig, für diese Hard-to-obate-Themen,

Speaker0: also für die schwer vermeidbaren Emissionen, Zement, Müllverbrennung und so weiter, alles gut.

Speaker0: Aber zu sagen, das ist jetzt die Lösung für alles und für die nächsten 20,

Speaker0: 30 Jahre Stromproduktion in Gaskraftwerken beispielsweise.

Speaker0: Hätte ich neben der Frage der Ökonomie, also die Frage, ob das überhaupt wirtschaftlich

Speaker0: ist, eine irre teure CCS-Anlage für 1000 Betriebsstunden zu investieren.

Speaker0: Eine Sache. Auch die Frage, warum will ich mich denn weiter an die hohen Kosten

Speaker0: einer Gasimportstrategie sind.

Speaker0: Wir sind heute bei über 40 Euro pro MWH für den Gasimport und waren vor der Krise bei unter 20.

Speaker0: Also wir haben eine 2-2,5-fachung der Gaspreise. Und dann sage ich mal eine Antwort.

Speaker0: Nach vorne ist CCS, also mehr Gas importieren oder weiter Gas importieren.

Speaker0: Dazu sagen, wenn ich eine Alternative habe, die etwas unabhängiger ist,

Speaker0: wir werden auch immer grüne Gase Wasserstoff importieren, Ammoniak, was immer.

Speaker0: Aber ich habe dann eine ganz andere Diversifizierung und ich fahre den Anteil

Speaker0: der Importe zurück. Und das muss ich finde ich mal auch in so eine Gegenrechnung reinnehmen.

Speaker1: Ja.

Speaker1: Gut, dann vielleicht noch das ganze Thema Flexibilität als Kostensenker auch

Speaker1: und vielleicht noch ein Stück weit ungenutzte Ressource.

Speaker1: Kollege Philipp Schröder von 1,5, der auch schon zweimal bei uns im Podcast war,

Speaker1: argumentiert ja, dass der Schlüssel zu günstigeren Netzkosten die Flexibilität

Speaker1: letztendlich ist und sagt, konkret erfordert erstens,

Speaker1: dass bestehende EEG-Anlagen, die heute ungehemmt in die Spitzen einspeisen und

Speaker1: Kosten treiben, auch flexibilisiert werden müssen.

Speaker1: Und zweitens, dass so große Batteriespeicher keine 20-jährige Befreiung von

Speaker1: Netzentgelten erhalten.

Speaker1: Wie schaust du, vielleicht nicht EWE, sondern BDEW-seitig, auf solche Forderungen

Speaker1: bezüglich Flexibilität?

Speaker1: Und wenn du die nicht unterstützt, gibt es irgendwelche anderen Ideen, die du hast zu dem Thema?

Speaker0: Also ich würde das ein bisschen allgemeiner halten, weil die speziellen Fälle

Speaker0: sind oft dann von Unternehmen, sehr spezifisch, spitz formuliert,

Speaker0: die dem Unternehmen notwendigerweise einen gewissen Vorteil bringen.

Speaker0: Ich mache mal ein kleines Beispiel. Es gibt auch Unternehmen,

Speaker0: die machen jetzt kommunale Wärmeplanung und die heißen irgendwie XYZ Solar.

Speaker0: Da weiß ich ungefähr, was bei der Wärmeplanung rauskommt.

Speaker0: Ich will da niemandem was Böses unterstellen, aber das steht schon im Namen, was die da wollen.

Speaker0: Richtig ist aber, und das teile ich 100%, dass Flexibilität absolut.

Speaker0: Wichtiger Baustein nach vorne sein muss, den wir ganz anders denken und auch umsetzen müssen.

Speaker0: Da hoffe ich mir sehr viel von dem Agnes-Prozess, der Bundesnetzagentur.

Speaker0: Da ist ja genau diese Grundlogik drin, dass ich sage, ich kann nicht mehr fire

Speaker0: and forget, also irgendwo eine erneuerbare Anlage ans Netz klemmen und sagen

Speaker0: so, alles andere ist mir dann egal. Ich will mein Geld.

Speaker0: Das wird nicht mehr funktionieren. Und das wird auch bei den Speichern ein Thema

Speaker0: sein, dass die halt systemdienlich fahren müssen.

Speaker0: Vielleicht mal ein bisschen Semantik. Wir hören im Moment oft das Wort Netz

Speaker0: dienlich oder alles muss jetzt den Netzen folgen, halte ich für falsch.

Speaker0: Die Netze müssen so gebaut werden, dass das System irgendwie unterstützt wird.

Speaker0: Richtig ist, wir müssen es aber systemoptimiert machen. Es kann nicht sein,

Speaker0: dass ich sage, ich muss Netze bauen, bis der Arzt kommt, um dann irgendwie jedem

Speaker0: noch seine Arbitrage irgendwo gegen hinzureichen.

Speaker0: Das ist volkswirtschaftlich absoluter Irrsinn. Das hat man ein bisschen getan,

Speaker0: muss man fairerweise sagen. Ich habe vorhin dieses Beispiel nochmal Nord-Süd gebracht.

Speaker0: Da können wir besser werden. Also

Speaker0: diese Systemblick zu haben und eine Systemoptimierung im Blick zu haben.

Speaker0: Und da spielen die Flexibilität einen Riesenhebel, weil eine weggedrückte Kilowattstunde

Speaker0: kann dem System viel Kosten ersparen.

Speaker0: Wir haben es gerade bei den Solarspitzen ja selber auch klar gefordert.

Speaker0: Wir haben gesagt, wenn ich eine Solaranlage in der Leistung auf 70% begrenze.

Speaker0: Verliere ich 3% der Jahresproduktion, das ist fast nichts.

Speaker0: Und jetzt mal kommerziell gedacht…,

Speaker0: In den Fällen, wo ich die 3% Spitze produziere, sind die original nix wert,

Speaker0: im Zweifel sogar negativ.

Speaker0: Nur weil ich dann dummerweise eine Einspeiseverkürtung zahle,

Speaker0: ist es scheinbar was wert.

Speaker0: So kann ich also ganz klug, ganz früh, das haben wir als EWE schon vor,

Speaker0: ich weiß gar nicht wie vielen Jahren,

Speaker0: mit dem Thema Spitzenkappung bei den Windanlagen reingebracht,

Speaker0: wie ich mit einem klugen Modell mit wenig Einschränkung und Flexibilitätserhöhung

Speaker0: deutlich Systemkosten senken kann. Das ist absolut korrekt.

Speaker0: Und dafür müssen wir neue Modelle finden, wie das gut geht. Auch bei dem Thema

Speaker0: Kapazitätsmarkt ist ja auch ein Thema, das groß in der Diskussion ist,

Speaker0: was dann irgendwie perspektivisch auch unbedingt kommen sollte.

Speaker0: Ist ja auch das Einbinden der dezentralen Flex ein ganz wesentlicher Faktor,

Speaker0: den muss ich klug machen, den muss ich, glaube ich, zentral koordinieren,

Speaker0: weil dieses Systemoptimum, wer ist denn Mr. oder Mrs. Systemoptimierer?

Speaker0: Ist es das BMW? Ist es die Bundesnetzagentur? Sind es die Versorger?

Speaker0: Wer ist denn dafür verantwortlich, das Gesamtsystemoptimum nicht zu planen?

Speaker0: Planen kann das wahrscheinlich keiner, aber zu designen, das Design dafür bereitzustellen.

Speaker0: Das Design der Netzentgeltensystematik, das Design des Marktmodells,

Speaker0: das Design der Anreizmechanismen für Verhalten so oder so.

Speaker1: Ich hätte jetzt vermute vielleicht die BNES A.

Speaker0: Die sollte das Marktdesign für den Strommarkt machen? Also Frage, ne?

Speaker0: Also ich glaube, es wäre eher eine BMW-E-Aufgabe oder eine Kombi-Aufgabe.

Speaker0: Eigentlich hat sozusagen der EuGH ja der BNES A ein deutlich größeres Portfolio gegeben.

Speaker0: Wenn ich mit Klaus Müller spreche, sagt er im Prinzip schon,

Speaker0: aber das, das, das dann auch nicht, weil das ist ja in seiner Regulierungswelt.

Speaker0: Und ich sage, aber wer macht es denn dann? Macht das das BMW?

Speaker0: Dann sagen die wiederher, ich darf ja nicht, weil der ist ja Herr Müller.

Speaker0: So, also darum fühle ich mich und wir uns in der Verantwortung auch als Verband,

Speaker0: als BDEW zu sagen, da müssten wir Antworten finden.

Speaker1: Gut, ich merke, wir laufen, ich könnte hier wahrscheinlich noch ein,

Speaker1: zwei Stunden weiter mit dir sprechen. Wir laufen ein bisschen gegen die Zeit.

Speaker1: Deswegen vielleicht die allumfassende Joker-Frage.

Speaker1: Habe ich noch irgendwas vergessen zu fragen, was dir gerade besonders wichtig

Speaker1: ist oder wo ihr mit großem Augenmerk gerade drauf schaut?

Speaker0: Tatsächlich ist für mich dieses Thema Systemblick. Und was ich auch schlimm

Speaker0: finde im Moment, ist so ein bisschen dieses, boah, wir müssen das alles anders

Speaker0: machen, wir müssen mal eine Bremse reinhauen.

Speaker0: Das führt dann zu einem Attentismus, wo alle sagen, boah, da machen wir erstmal nichts.

Speaker0: Das finde ich schwierig. Wir haben ein tolles Momentum erreicht.

Speaker0: Wir haben natürlich jetzt die Situation, die Kosten der hohen Gasimporte,

Speaker0: die auch auf die Strompreise schlagen, treffen auf Verbraucher.

Speaker0: Die Systemumbaukosten, die auch stark in Infrastruktur reingehen,

Speaker0: die treffen auch auf Verbraucher. Da brauchen wir noch Reservekraftwerke.

Speaker0: Und wir haben eine Wirtschaft, die international massiv unter Druck ist.

Speaker0: Und da ist ein Baustein von wahrscheinlich fünf, sechs das Thema Energiepreise.

Speaker0: Und jetzt zu sagen, deshalb stoppen wir alles, was wir tun, wäre eine Katastrophe.

Speaker0: Ich glaube, es ist viel klüger zu sagen, lass uns diese Brücke,

Speaker0: über die gesprochen wird,

Speaker0: finden, dass wir diese doppelte Kostenbelastung jetzt ein Stück weit strecken

Speaker0: über Netzentgeltsenkungen,

Speaker0: über Stromsteuersenkungen, über Strompreiskompensationen, also über Dinge,

Speaker0: die jetzt gerade in Diskussion sind, das ist total klug und richtig und trotzdem

Speaker0: den Weg weitergehen, weil wir

Speaker0: uns damit am Ende aus der Umklammerung befreien. Im Sinne von Resilienz.

Speaker0: Und da bin ich total optimistisch, dass das funktionieren kann.

Speaker0: Aber da hört ein bisschen Mut zu und den wünsche ich mir von der Bundesregierung.

Speaker1: Und Durchhaltevermögen auch ein bisschen. Ja, super, herzlichen Dank.

Speaker1: Vielleicht noch als allerletzte Frage, gibt es irgendwas, worauf du dich besonders

Speaker1: freust in den nächsten zwölf Monaten, die so vor dir liegen? uns liegen.

Speaker0: Und freuen würde ich mich konjunktiv, wenn eben viele von den Dingen,

Speaker0: die ich gerade vorhin erzählt habe, auch in Umsetzung kommen,

Speaker0: wenn die Notwendigkeiten gesehen und angefasst werden.

Speaker0: Ich freue mich über meinen Job im Verband, weil wir in einer extrem spannenden

Speaker0: Zeit sind und ich bin auch optimistisch.

Speaker0: Und ich verspreche mir jetzt wirklich von dem gesamten Sondervermögen auch nochmal

Speaker0: einen guten Spirit zu sagen, lass uns das gemeinsam mit unseren Kunden,

Speaker0: starke Industrie umsetzen, weil die warten auch darauf. Und da freue ich mich total drauf.

Speaker1: Cool, dann Stefan nochmal ganz herzlichen Dank für deine Zeit.

Speaker0: Danke dir.

Speaker1: Und ganz viel Erfolg bei all den Vorhaben.

Speaker0: Wir schauen mal, wie es wird. Aber ich bin, wie gesagt, sehr optimistisch. Macht Spaß.

Speaker1: Yo, das war es auch schon wieder. Vielen Dank für dieses unglaublich dichte

Speaker1: und ehrliche Gespräch über eine Stunde vom Blick in den Maschinenraum der EWE

Speaker1: bis zur strategischen Agenda als BDEW-Präsident.

Speaker1: Das war eine absolute Lehrstunde für mich in Sachen Energiewirtschaft.

Speaker1: Danke, dass du dir, Stefan, dass sich der BDEW und die EWE AG hier die Zeit genommen haben.

Speaker1: Ich würde sagen, ganz persönlich ein Highlight für mich.

Speaker1: Jetzt ist die Energiezone endlich so richtig aufgestiegen in die erste Liga der Podcasts. Also...

Speaker1: Was nehme ich und hoffentlich ihr auch mit?

Speaker1: Erstens, Energiewende ist ein ziemlicher Marathon und kein Sprint.

Speaker1: Da wird viel Kapital gebunden und es braucht Pragmatismus,

Speaker1: Technologieoffenheit und vor allem auch stabile Rahmenbedingungen,

Speaker1: um die gewaltigen Investitionen in Netze, Wasserstoff und gesicherte Leistungen zu stemmen.

Speaker1: Ich finde es spannend, dass Stefan weiter optimistisch ist, was Wasserstoff angeht.

Speaker1: Und genau, da werden wir mal sehen, wie sich das alles noch weiterentwickelt.

Speaker1: Zweitens, die Rolle der großen Versorger wandelt sich von reinen Lieferanten

Speaker1: zum Infrastrukturarchitekten und gesellschaftlichen Brückenbauer.

Speaker1: Ich finde, das kommt auch ganz gut raus.

Speaker1: Von daher kein besserer Gast, als das zu kommunizieren, was Stefan gemacht hat.

Speaker1: Und drittens, es braucht Führungspersönlichkeiten wie Stefan,

Speaker1: die die Komplexität verstehen und aber auch trotzdem eine klare Richtung vorgeben

Speaker1: können, sachlich sind, auf dem Boden bleiben,

Speaker1: keine hitzigen Bildschlagzeilen, Debatten führen, sondern genau.

Speaker1: Für mich war das ein extrem wertvoller Realitätscheck, wo wir als Land und auch

Speaker1: als Branche wirklich stehen.

Speaker1: Und ja, bin gespannt, wie ihr es fandet. Jetzt seid ihr dran.

Speaker1: Wir wollen euer Feedback. Was hat euch gefallen?

Speaker1: Wo seht ihr die Dinge vielleicht auch ein bisschen anders? Habt ihr Kritik,

Speaker1: Anregungen oder Gästewünsche für die nächsten Folgen?

Speaker1: Schreibt mir gerne, schreibt uns gerne eine E-Mail an team at energiezone.org,

Speaker1: wie immer. Das lesen Alex und ich beide.

Speaker1: Wir lesen jede einzelne Nachricht und eure Meinung hilft uns enorm,

Speaker1: diesen Podcast auch immer besser zu machen. Könnt mir aber auch auf LinkedIn direkt schreiben.

Speaker1: Und wenn euch diese Folge sogar gefallen hat und ihr mehr solcher Deep Dives

Speaker1: wollt, dann tut uns den größten Gefallen.

Speaker1: Abonniert die Energiezone auf irgendwelchen Plattformen, die ihr so nutzt,

Speaker1: also Spotify, YouTube, Apple Podcast oder wo auch immer ihr uns hört.

Speaker1: Und ganz wichtig, hinterlasst uns eine Bewertung, eine viele Sterne Bewertung.

Speaker1: Das kostet euch nur 10 Sekunden und hilft uns aber massiv dabei,

Speaker1: sichtbarer zu werden und noch mehr spannende Gäste wie Stefan Dola einzuladen.

Speaker1: Ja, das war's für heute. Mein Name ist Ilan.

Speaker1: Bleibt neugierig, bleibt kritisch und gestaltet die Energiewende mit uns mit.

Speaker1: Bis zum nächsten Mal. So weitest mal.

Speaker0: Ciao, ciao.

Music: