6. Mai 2025, 8:30 – 10:00 Uhr wieder in Hamburg am Rande der OMR: Früh aufgestanden, Energie geladen – der Energiezone-Podcast im Frühstücksformat. Anmeldung unter www.energiefrühstück.de

E#87 "Strom": Dr. Tim Meyers neues Buch über Marktentscheidungen und die Kraft der Innovation

Shownotes

n dieser Episode der Energiezone sprechen wir mit Dr. Tim Meyer, einem Experten in der Energiebranche und Autor des neuen Buches „Strom“. Tim bringt seine umfangreiche Erfahrung als Ingenieur, ehemaliger Vorstand eines Ökostromversorgers und Berater in die Diskussion ein. Dabei betrachten wir die grundlegenden Veränderungen in der Energieversorgung und die Thematik der vierten Energierevolution, die nicht nur politisch, sondern vor allem industriell geprägt ist.

Wir beleuchten die wesentlichen Thesen Tims und deren Bedeutung für die Energiewende. Insbesondere geht es darum, wie Märkte entschieden haben und warum Innovation und Skalierung entscheidende Faktoren sind. Tim teilt seine Erkenntnisse über exponentielles Wachstum und den Einfluss der Industriepolitik, wobei er insbesondere die Rolle von Batterien und der chinesischen Industriepolitik hervorhebt.

Im Laufe des Gesprächs wird deutlich, dass die Herausforderungen, vor denen wir stehen, weniger technischer Natur sind, sondern vielmehr politischer und kultureller. Tim spricht darüber, wie eine positive Fehlerkultur und der Mut zur Veränderung bedeutende Faktoren sind, um die dringend notwendigen Transformationen im Energiesektor voranzutreiben. Er ermutigt dazu, die Chancen zu nutzen, die sich durch die aktuelle industrielle Revolution ergeben.

Wir diskutieren auch die Lehren aus der internationalen Energiepolitik, darunter positive Beispiele aus Ländern wie Uruguay und Dänemark, die erfolgreich Erneuerbare Energien integriert haben. Diese Erfolgsgeschichten dienen als Inspiration für Deutschland, das sich aktuell in einem grundlegenden Umbruch befindet. Tim warnt davor, sich auf rückwärtsgerichtete Technologien wie Atomkraft zu verlassen, wenn die Lösungen zur Energiezukunft bereits in den Erneuerbaren sitzen.

Ein zentrales Thema ist die Notwendigkeit, den Diskurs über Energie und Innovation zu fördern, um ein besseres Verständnis für die bevorstehenden Veränderungen zu schaffen. Die Dynamiken des Marktes und das Potenzial für Flexibilität werden als Schlüssel für die Zukunft identifiziert. Tim fordert dazu auf, die richtigen Preissignale zu setzen und neue Geschäftsmodelle zu entfalten, um die Energiewende erfolgreich zu gestalten.

Abschließend appelliert Tim daran, dass wir uns wieder Hoffnung und Optimismus erlauben sollten, während wir die Herausforderungen der Energiewende angehen. Die Botschaft ist klar: Der Übergang zur erneuerbaren Energie ist nicht nur machbar, sondern auch eine große Chance für Innovation und wirtschaftliche Entwicklung.

Webseite: https://www.energiezone.org Community: https://forum.energiezone.org Feedback: team@energiezone.org Alexander Graf: https://www.linkedin.com/in/alexandergraf/ Ilan Momber: https://www.linkedin.com/in/imomber/

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Music: Music

ilan: Moin zusammen und herzlich willkommen in der Energiezone, eurem Podcast für

ilan: alle, die Energie nicht nur verbrauchen, sondern unser System wirklich auch mitgestalten wollen.

ilan: Heute sprechen wir über das Buch Strom und die Thesen von Dr.

ilan: Tim Meyer. Es geht um die, so in seinen Worten, vierte Energierevolution und

ilan: warum der Markt längst entschieden hat und wir mit dem richtigen Mindset auch

ilan: die Transformation besser meistern können.

ilan: Ich bin Ilan, einer der Gründer von ONU Energy und in der Energiezone sprechen

ilan: der E-Commerce-Unternehmer Alex Graf und ich regelmäßig mit Menschen,

ilan: die die Energiewende maßgeblich mitgestalten.

ilan: Und das ist auch Tim Meyer.

ilan: Der ist heute am Start. Der ist von Hause aus Ingenieur, Ex-Naturstrom-Vorstand,

ilan: Berater und Autor von eben diesem brandneuen Buch Strom.

ilan: Einer, der die Energiebranche von der Technologie über die Industrie bis zur

ilan: Energiewirtschaft in- und auswendig kennt und Tim hat ursprünglich mal,

ilan: genauso wie ich, auch am Fraunhofer geforscht, aber nicht am Easy, sondern am ISEE.

ilan: In der Solarindustrie, also unter anderem Conergy, Höhen und Tiefen erlebt und

ilan: zuletzt als Vorstand bei Naturstrom AG die Energiewende mitgestaltet.

ilan: Jetzt ist er Berater mit seiner eigenen Unternehmensberatung und erklärt uns

ilan: die Energiewelt so ein bisschen.

ilan: Pointiert auf LinkedIn, da kennen ihn vielleicht schon eine und einige und nun

ilan: ausführlich auch in seinem Buch.

ilan: So, was erwartet euch in dieser Folge? Ja, eben die Inhalte des Buches sind

ilan: wir einmal durchgegangen.

ilan: Die vierte Energierevolution, warum das eben eine industrielle und jetzt gar

ilan: nicht so sehr eine primär politische ist und der Markt, wie gesagt,

ilan: längst entschieden hat.

ilan: Warum es um Innovation und Skalierung geht, exponentielles Wachstum,

ilan: Batterien und Chinas Industriepolitik.

ilan: Genau, also ganz, ganz viel Inhalt und deswegen will ich gar nicht länger davon abhalten.

ilan: Wenn ihr Lust habt, uns zu unterstützen, abonniert die Energiezone,

ilan: gebt uns eine Bewertung und teilt die Folge mit allen, die in Sachen Energie

ilan: ein bisschen tiefer graben wollen.

ilan: Also wenn jetzt irgendjemandem diese Folge schickt, wenn nur einer von euch,

ilan: nee, andersrum, wenn alle von euch mindestens eine Maß schicken,

ilan: dann wachsen wir ein bisschen und dann gibt es größere Reichweite und können

ilan: wir noch bessere Inhalte euch bereitstellen.

ilan: Naja, jedenfalls, ich wünsche euch ganz, ganz viel Spaß mit Tim Meier und dass

ilan: ihr auch ganz viel so Zukunftslust und Pragmatismus lernt von ihm, wie wir das getan haben.

ilan: Also, auf geht's, ab geht's, let's roll. Moin Tim, wie geht's?

Tim: Moin Milan, ganz gut, danke.

ilan: Schön, dass du dir die Zeit genommen hast, hier in der Energiezone mit dabei

ilan: zu sein. Wo erreiche ich dich gerade?

Tim: In Hamburg, in meinem Homeoffice. Ich bin in Hamburg und bin viel zu viel im

Tim: Homeoffice und viel zu wenig im richtigen Büro.

ilan: Ja, schade, dass wir es nicht geschafft hatten, uns direkt hier in Berlin oder

ilan: in Hamburg zu treffen. Wir kennen uns ja jetzt.

ilan: Ich habe dich, also ich bin schon lange, muss ich ehrlich gestehen,

ilan: verfolge ich dich auf LinkedIn und bin ein kleiner Fan.

ilan: Aber wir haben uns beim letzten Energiefrühstück, also nicht beim letzten,

ilan: sondern beim vorletzten, beim ersten, im letzten Jahr in Hamburg zum ersten Mal getroffen.

ilan: Da warst du Gast, also in der Crowd sozusagen und seitdem hatte ich die Idee,

ilan: dass ich dich auch mal einlade zu uns in der Gizono und ja, viele aus der Branche

ilan: kennen dich von LinkedIn,

ilan: auch vielleicht von deiner Naturstromzeit oder aus deinen pointierten Kommentaren,

ilan: die du auf LinkedIn so schreibst, aber für alle anderen, die dich noch nicht

ilan: kennen, magst du dich kurz vorstellen?

ilan: Also, wer bist du und vielleicht auch, wie bist du dahin gekommen, wo du heute stehst?

ilan: Und dann gehen wir rein ins neue Buch.

Tim: Strom. Ja, sehr schön. Ja, mache ich gerne.

Tim: Das ist tatsächlich ein etwas meanderhafter Weg, der mich hierher geführt hat.

Tim: Ich würde Teilenden gern, um es kurz zu machen, in drei Blöcke,

Tim: weil ich bin 55 und dann hat man ein paar mehr Jahre, sonst zu erzählen, das wird zu viel.

Tim: Ich habe angefangen in der Technologie, ich bin von Hause aus Ingenieur gewesen,

Tim: sage ich immer, habe lange auch am Fraunhofer Ise gearbeitet,

Tim: habe da meine Promotion gemacht und dann Systemtechnik verantwortet.

Tim: Also immer, wenn es darum ging, wie man irgendwie erneuerbaren Strom,

Tim: aber gar nicht nur integrieren kann in Dinge, habe da so recht breit technologische

Tim: Ansätze und Dinge kennengelernt, gar nicht eben nur im Strom,

Tim: auch in der Wärme, in der Gebäudetechnik und so weiter. Das war für mich eine super Zeit.

Tim: Die zweiten zehn Jahre habe ich dann in der Industrie verbracht.

Tim: Damals war so erster Boom der Solarindustrie in Deutschland.

Tim: Die ersten Jahre habe ich dann noch im Aufschwung verbracht und die letzten

Tim: Jahre vor allem Restrukturierung gemacht.

Tim: Da in ganz verschiedenen Managementrollen. Das ist das Zweite,

Tim: was mich so ein bisschen zum bunten Hund macht.

Tim: Da habe ich also Projektentwicklung als Geschäftsführer verantwortet,

Tim: die Entwicklung von großen Wind- und Solarparks weltweit.

Tim: Ich habe Servicegeschäft verantwortet. Ich war Technikvorstand,

Tim: ich war Marketingchef, also ziemlich wilde Mischung eigentlich an Managementrollen,

Tim: was aber auch sehr spannend war und einen guten Überblick gegeben hat.

Tim: Und dann nach einer kurzen Beratungspause habe ich dann die letzten zehn Jahre

Tim: grob in der Energiewirtschaft verbracht.

Tim: Also die Seiten gewechselt, wie ich immer sage, habe versucht,

Tim: nicht nur Strom billiger zu machen aus Erneuerbaren, das war ja immer das Spiel,

Tim: dass mir EEG so wichtig war, sondern eher zu gucken, was machen wir mit dem Strom.

Tim: Und ich habe so ein Start-up gegründet, das sich als erstes damit befasst,

Tim: wie macht man Mieterstrom, wie macht man echte Solarstromlieferungen.

Tim: Das wurde dann übernommen von der Naturstrom AG und da war ich dann halt zuletzt

Tim: im Vorstand, also großer Ökostromversorger und mit all diesen Handelsthemen,

Tim: den energiewirtschaftlichen Prozessen, habe also auch das mal ganz gut kennengelernt.

Tim: Und seit drei Jahren habe ich das aufgehört, mache Unternehmensberatung nebenbei

Tim: und genieße die Freiheit, ja, ein bisschen die Welt zu erklären bei LinkedIn

Tim: oder auch indem ich Bücher schreibe.

ilan: Ja, Fraunhofer Isel in Freiburg ist ja total bekannt.

ilan: Auch letztens wieder auf irgendeinem Dinner hier in Berlin drüber gesprochen,

ilan: wie viel richtig gute Forschung auch immer noch aus Deutschland kommt,

ilan: auch in dem sozusagen total komoditisierten Solar-PV-Bereich.

ilan: Genau, und dann Conergy ist irgendwie, es scheint irgendwie ganz viele Leute,

ilan: die jetzt in der Energiewirtschaft mit auch Erneuerbaren erfolgreich sind,

ilan: so Conergy in Hamburg scheint so eine Keimzelle gewesen zu sein, oder?

ilan: Wo ganz viele Leute, wo ganz viel daraus entstanden ist, irgendwie so um die 10er Jahre.

Tim: Ja, das war halt eines der boomenden Unternehmen mit einer besonders schillernden

Tim: Geschichte auch, im TechDAX und so weiter.

Tim: Sehr visionär hochgefahren, riesig groß, über 3000 Leute inzwischen durch.

Tim: Auch viele gute Leute da.

Tim: Insofern ja, ganz viel, so viele Firmen gab es damals ja gar nicht, die das gemacht haben.

Tim: Aber auch ganz viel, wo man sehen konnte, wie man es vielleicht nicht machen sollte.

Tim: Man konnte also auch gut lernen in all der Dynamik und dem Wunsch der Große

Tim: zu bewegen, was für Fehler man machen kann, wenn man gewisse industrielle Entwicklungen

Tim: einfach nicht richtig einschätzt oder es auch einfach nicht ausreichend eng managt.

Tim: Und dann war ich eben Teil der Truppe, die das dann von 3.000 auf 1.000 oder

Tim: ein bisschen über 1.000 Mitarbeiter runtergefahren haben.

Tim: Und da lernt man auch, das ist eine harte Zeit, aber lernt man auch wieder sehr viel.

Tim: Und viele tolle Leute kennengelernt, möchte die Zeit nicht missen.

ilan: Cool. Alright, dann genau, starten wir mal rein.

ilan: Es geht ja, du hast, das haben die einen oder anderen vielleicht auch schon

ilan: mitbekommen, gerade ein Buch geschrieben und gelauncht.

ilan: Das ging jetzt durch LinkedIn die letzten Tage.

ilan: Und wenn ich es richtig verstehe, du hast mir im Vorhinein auch geschickt,

ilan: ich hatte die Chance, da einmal drüber zu gucken.

ilan: Zum Glück war es wochenendelang und ich konnte, ich hatte zwei lange Zugfahrten,

ilan: also ich konnte auch mal drin blättern. Ich will nicht sagen,

ilan: dass ich schon alles perfekt durchgelesen habe, aber einen ganz guten Eindruck bekommen.

ilan: Und wenn ich es mal in meinen Worten zusammenfasse, dann würde ich sagen,

ilan: du hast Strom jetzt nicht als ein klassisches Fachbuch geschrieben,

ilan: sondern fast eher als so eine Art Essay über unsere Zeit.

ilan: Würdest du dem zustimmen? Und wenn ja, warum hast du das so gemacht?

Tim: Die Formulierung gefällt mir so gut, ich würde sie gerne sogar kopieren,

Tim: weil genau das war eigentlich die Idee, eine Geschichte zu erzählen,

Tim: aus verschiedenen Perspektiven,

Tim: wie sich Energienutzung und Bereitstellung gerade ändert und warum sie das tut.

Tim: Und also eher hinter die Kulissen zu gucken, eher zu erklären,

Tim: welche Marktlogiken wirken da, welche industriellen Mechaniken,

Tim: wie war das früher mit Veränderungen im Energiesektor, warum ist das eigentlich

Tim: passiert, warum fahren wir heute mit Autos nicht mehr mit Pferdekutschen,

Tim: warum kochen wir heute mit Induktionsherden und nicht mehr mit Kohle.

Tim: Das aufzuzeigen, die Treiber dazu zu erklären, anschaulich zu erklären mit plastischen Beispielen,

Tim: sodass möglichst viele Leserinnen und Leser dann nicht nur glauben können,

Tim: ach ja, stimmt, irgendwie ist das ganz cool mit den Erneuerbaren und dem,

Tim: was da passiert, sondern auch verstehen, dass es wirklich eine industrielle Revolution ist.

Tim: Die wir als Chance nutzen können. Dass es also gar nicht mehr so politisch alles

Tim: diskutiert werden muss. Weil es ist im Job nicht.

Tim: Es ist auch gar nicht mehr nur Klimaschutz, was da passiert. Überhaupt nicht.

Tim: Das ist mittlerweile in zweiter Linie. Es ist eine ganz normale,

Tim: sage ich immer gerne, Industrierevolution, die da läuft, die wir schon zigfach hatten.

Tim: Und ich glaube, wenn man das ein bisschen versteht, was treibt die an,

Tim: was macht die aber auch mit uns? Es ist ziemlich viel Veränderung.

Tim: Dann einerseits schöpft man ziemlich viel Hoffnung, weil wir weltweit so viel

Tim: weiter sind, als die meisten hier in Deutschland glauben. Und was wir uns hier

Tim: immer erzählen, das ist schon irre cool.

Tim: Also man schöpft Hoffnung. Und zum Zweiten kann man sich, glaube ich,

Tim: ein bisschen orientieren, weil auch echt viel Bullshit da draußen ist,

Tim: viel Desinformation, wo dann irgendwie ein Mist erzählt wird.

Tim: Und das verunsichert ja nicht nur die Menschen, sondern auch Entscheider in Unternehmen.

Tim: Was machen wir jetzt mit meiner Investitionsentscheidung, wenn ich gar nicht

Tim: weiß, heiz ich morgen mit Wasserstoff oder mit Strom? Oder wie fahre ich jetzt

Tim: eigentlich durch die Gegend?

Tim: Und da versuche ich eben die Hintergründe zu erklären, die Mechaniken,

Tim: die wirkenden Kräfte, damit man sich selber ein Bild machen kann.

Tim: Und das aus der Politik so rausholen, aus diesen ganz Verfahrenen,

Tim: polarisierenden, ich habe jetzt hier recht.

ilan: Also sozusagen spricht auch ein sehr breites Publikum an.

ilan: Du wolltest sozusagen nicht nur einer Zielgruppe dieses Buch schreiben,

ilan: sondern allen so ein bisschen ins Gewissen reden. Also Politik,

ilan: Wirtschaft, Gesellschaft, damit es möglichst breit getragen wird, oder?

Tim: Ja, absolut breit. Ich glaube, das kann man auch gut lesen, weil ich viel mit

Tim: Beispielen aus dem Hier und Jetzt arbeite.

Tim: Natürlich erkläre ich auch so ein bisschen das ökonomische Handwerkszeug.

Tim: Was ist denn eine S-Kurve und wo haben wir die schon beobachtet und warum ist

Tim: die so cool für uns? Das schon.

Tim: Aber eben, dass es sehr, sehr verständlich ist. Ich würde aber gar nicht ins

Tim: Gewissen reden sagen, sondern einfach nur aufzeigen, welche gigantische Chance da drin ist.

Tim: Auch für das, was wir früher Standort Deutschland genannt haben,

Tim: wirtschaftspolitisch, ist das die große Chance.

Tim: Und wenn wir die nicht ergreifen, das ist die zweite Botschaft,

Tim: dann landen wir im Industriemuseum, wir werden abgehängt. Und man sieht es ja

Tim: so ein bisschen am Zustand der deutschen Automobilindustrie.

Tim: Da wurde echt ganz schön viel falsch entschieden und verschlafen.

Tim: Und dass die gerade so ein Problem hat, liegt ja nicht daran,

Tim: dass irgendwo in Deutschland jemand meint, Elektroautos wären gut.

Tim: Sondern weil der größte Automarkt der Welt, das ist China, elektrifiziert.

Tim: Und da haben die Deutschen es einfach verpennt, rechtzeitig mitzumachen.

Tim: Das ist Industrierevolution und wir dachten halt, wir könnten das aussitzen.

Tim: Das will ich erklären. Das ist ein wirtschaftliches Thema, ist ein industriepolitisches

Tim: Thema mit viel Veränderung.

Tim: Auch anstrengende Sachen, das ist immer so, Veränderung ist anstrengend, wenn sie so tief greift.

Tim: Aber eben überwiegend mit der Chance, wirtschaftlich was draus zu machen für

Tim: uns alle, auch in der Energienutzung.

Tim: Das macht viel mehr Spaß, können wir gleich drüber reden, an welchen Stellen genau.

Tim: Und ganz nebenbei hilft es halt

Tim: weltweit auch noch, das Klima vor dem Schlimmsten zumindest zu bewahren.

ilan: Okay, also du sprichst von der vierten Energierevolution und erklärst,

ilan: warum der Markt schon längst entschieden hat.

ilan: Was würdest du sagen erstmal, was unterscheidet die aktuelle oder hat für Ähnlichkeiten

ilan: die aktuelle Industrie oder die aktuelle Industrierevolution,

ilan: die eine Energierevolution ist, von den anderen,

ilan: die es bisher so gab?

ilan: Also, was weiß ich, Kohl, Öl, Öl, Gas haben ja sicher auch mit die früheren bestimmt.

Tim: Also es gibt viele Ähnlichkeiten und aber auch große Unterschiede.

Tim: Ich fange mit ein paar Unterschieden an.

Tim: Der prägnanteste ist, dass es noch nie so schnell geht. Und das ist die gute Nachricht.

Tim: Wenn man sich anschaut, nur Wind- und Solarstrom, also gar nicht das,

Tim: was wir sonst an erneuerbaren Quellen haben, Biomasse, Wasserkraft und so weiter,

Tim: sondern rein Wind- und Solarsprung, das wächst so schnell, wie noch nie in der

Tim: Menschheitsgeschichte etwas gewachsen ist an Energietechnik.

Tim: Da habe ich Grafiken, die das anschaulich machen und das klingt jetzt irgendwie

Tim: so wahnsinnig groß, aber ist es auch, wenn man sich nämlich anschaut,

Tim: ich habe so einen Vergleich mal gerechnet,

Tim: das Erdöl auf der Welt, wir wissen

Tim: alle, uiuiui, da wird ganz schön viel verbrannt und das ist schlecht.

Tim: Aber das ist so viel. All die Milliarden Autos und Flugzeuge,

Tim: die da durch die Gegend gucken und die Schiffe, die verbrauchen unfassbar viel Öl.

Tim: Und wenn man sich jetzt überlegt, das alles loszuwerden, das dauert doch bestimmt

Tim: ganz schön lange, dann macht man einen riesen Denkfehler und wir sind jetzt schon an dem Punkt,

Tim: in zwei, drei Jahren spätestens wird die Menschheit mehr Nutzenergie aus nur

Tim: Sonnen- und Windkraft ziehen, als aus allem Öl, das wir verbrennen.

Tim: Das muss man sich wirklich reinziehen.

Tim: Wir ziehen mehr Nutzenergie aus erneuerbaren, sowieso schon,

Tim: dann aber nur aus Sonne und Wind,

Tim: als aus all dem Erdöl, was da mit Milliarden Subventionen und Multimilliarden

Tim: Umweltschäden gerade verballert wird. Das sehen wir nur gar nicht.

Tim: Und das hat viel mit Kommunikation zu tun, auch mit Beharrungskräften,

Tim: die gezielt dafür sorgen, dass das nicht gesehen wird. Da ist die Fossilindustrie ziemlich gut.

Tim: Aber auch mit einem zweiten Punkt, nämlich dass alle so ein Irrtum machen,

Tim: im Englischen heißt das Primary Energy Fallacy, dass wir übersehen,

Tim: wie unfassbar uneffizient das Verbrennen ist.

Tim: Das heißt, wenn ich egal was, Öl, Kohle, Gas verbrenne, dann geht die meiste

Tim: Energie verloren. Beim Automobil ist es einfach.

Tim: Öl ist ja vor allem für Mobilität. Jetzt nehmen wir mal das Auto her.

Tim: Da landen 75 Prozent der Energie, die wir vorne reinstecken ins Auto in Form von Öl.

Tim: 75 Prozent sind Abwärme. Aus dem Auspuff, aus dem Kühler, weg.

Tim: Ungenutzt. Das ist eine fahrende Heizung. Das ist Hightech. Das ist toll.

Tim: Die Technologie ist da unheimlich nah ans physikalische Limit ran optimiert,

Tim: aber das physikalische Limit ist eben da.

Tim: Das ist der sogenannte Carnot-Wirkungsgrad, wer es wissen will.

Tim: Besser geht es halt nicht.

Tim: Und Elektrifizierung, elektrische Mobilität ist halt um Größenordnung effizienter

Tim: Weise diese Limitierung nicht ab.

Tim: Das heißt, wir brauchen viel, viel weniger Energie für den gleichen Nutzen.

Tim: Und das übersehen wir immer.

Tim: Und deshalb, wie gesagt, gute Nachricht, wir sind schon so krass viel weiter

Tim: weltweit mit dieser Revolution, als alle denken.

Tim: Und das erklärt auch diese gigantische Beharrung und auch die Desinformationsmaschine,

Tim: die da rollt, um uns anderes zu erklären, sozusagen. Um uns zu sagen,

Tim: nee, es geht hier alles gar nicht.

ilan: Okay, also hat sicherlich auch damit

ilan: zu tun, dass sehr, sehr viel mehr Industrialisierung auch passiert ist,

ilan: sozusagen seit den vorhergegangenen Revolutionen und die industrielle Massenfertigung

ilan: diesen Wandel halt vorantreibt.

ilan: Also, aber auch da, glaube ich, kann man, also so was ich verstanden habe,

ilan: gibt es, sind wir ja irgendwie technisch eigentlich noch nicht, also noch nicht fertig.

ilan: Also da gibt es ja auch immer total viele Weiterentwicklungen und so.

ilan: Aber du würdest sagen, so ein Großteil der Probleme, die wir zumindest hier

ilan: in Deutschland verstehen oder wahrnehmen,

ilan: sind eher politischer und kultureller Natur als wirklich sozusagen technischer,

ilan: die da drunter liegenden Probleme oder so, ne?

Tim: Absolut. Und das liegt daran, dass es in der Diskussion anders wahrgenommen

Tim: wird, dass wir Innovationen alle so unfassbar unterschätzen und auch exponentielles

Tim: Wachstum unterschätzen.

Tim: Es können unsere Gehirne nicht so richtig passen. Und da gibt es ein ganz,

Tim: ganz tolles Zitat, das ich in den letzten Tagen häufig bringe von dem Henry

Tim: Ford, also von demjenigen, der sozusagen das Auto in die Massenfertigung gebracht hat als Erster.

Tim: Der sagte mal, wenn ich die Leute gefragt hätte, was sie haben wollen,

Tim: hätten sie gesagt, schnellere Pferde.

Tim: Und das ist menschlich, weil die kannten halt nur Pferde und Kutschen.

Tim: Aber die Zukunft war halt nicht schnellere Pferde.

Tim: Und so ist es ja heute auch. Wenn wir fragen, was brauchst du jetzt für die

Tim: dunkle Flaute? Oh mein Gott, ich brauche irgendwie Gaskraftwerke.

Tim: Wir brauchen auch ein paar, aber viel weniger als wir denken.

Tim: Schon gar nicht brauche ich Atomkraftwerke, weil die passen da energieökonomisch überhaupt nicht rein.

Tim: Aber das ist halt das Bekannte.

Tim: Und diesen Denkfehler, diesen Übertragungsfehler machen wir halt ständig.

Tim: Das ist das Innovation unterschätzen.

Tim: Und dann eben das exponentielle Wachstum, die Bereitstellung der Energie aus

Tim: Wind und Sonne, das Ding ist durch, würde ich sagen. Das ist so billig geworden.

Tim: Und genau wie du sagst über industrielle Massenfertigung, so unfassbar schnell weiterwachsbar.

Tim: Da kann man gleich noch mal ein bisschen reichen, warum das eigentlich so ist.

Tim: Das kann große Kraftwerkstechnik überhaupt nicht. Aus erklärlichen Gründen.

Tim: Und es geht eben weiter und schwappt jetzt rüber. Batterien wachsen noch mal

Tim: schneller, als es die Photovoltaik je getan hat.

Tim: Und wachsen heißt in dem Fall Mengensteigerung und Kostenverfall.

Tim: Und das ist die gleiche Logik, die wirkt. Das heißt, auch bei dem Speicherproblem

Tim: haben wir einen so brutalen Rückenwind, und zwar einen industriellen,

Tim: weil es billig ist, weil es gut ist, dass wir auch da keine Sorge haben müssen.

Tim: Es gibt so ein paar Baustellen, wo man gucken muss, wie es in 20 Jahren,

Tim: in welchem Mix genau dann eingestellt ist, also wie viele Residualkraftwerke,

Tim: gesagt, wirklich Kraftwerke für die Dunkelflaute haben wir am Ende wirklich

Tim: und brauchen wir versus wie viel elektrochemische Speicher gibt es.

Tim: Wie viel Netz genau, ist auch so eine große Frage. Auch da tun wir immer so,

Tim: aber ein Riesenthema, gar keine Frage, aber wir tun immer so,

Tim: als müsste man die Gegenwart fortschreiben, dann wäre man in der Zukunft. Das ist aber falsch.

Tim: Wir nutzen unsere Stromnetze heute miserabel schlecht aus, die Verteilnetze.

Tim: Und mit Digitalisierung und mit Flexibilisierung könnten wir die viel besser

Tim: ausnutzen. Ich muss ja nicht immer nur neues Kupfer verlegen,

Tim: wenn ich mehr Solar- und Windanlagen dran schließe oder mehr Elektroautos,

Tim: sondern ich kann mit Speichern und mit Flexibilisierung einfach das Kupfer besser

Tim: ausnutzen, das ich habe.

Tim: So, und das sind alles große Unbekannte, wo wir nicht genau wissen,

Tim: in welchen Mengenverhältnissen haben wir nachher.

Tim: Netze, Backup-Kraftwerke und so weiter.

Tim: Aber die technischen Treiber, die ökonomischen Treiber sind da,

Tim: genau diese Innovation dahin zu führen.

Tim: Wir müssen eben nur, das ist die Botschaft des Buches, das als Markt organisieren.

Tim: Immer so zu denken, man müsste viel reglementieren und dann müsste man am besten

Tim: auch noch am Alten festhalten und das subventionieren, das wird schief gehen.

ilan: Also schon auch in gewisser Weise höre ich da so ein marktliberales Plädoyer raus,

ilan: dass man nicht unbedingt alles über große Staatslenkung hoffen muss,

ilan: die Transformation voranzugehen, sondern dass der Markt fundamental das schon

ilan: von alleine quasi die Richtung eingeschlagen hat.

Tim: Nein, das ist eigentlich ja so. Also ich bin ein sehr marktlich denkender Mensch.

Tim: Problem ist nur, wir haben ja gar keinen Markt. Und das ist auch an dem Begriff

Tim: Marktliberatung wahnsinnig schwierig.

Tim: Der ist so krass verzerrt gedeutet, dass er in die ganz falsche Richtung läuft.

Tim: Wir haben keinen Markt, sondern die ganzen Umweltkosten sind nicht monetarisiert.

Tim: Das heißt, wenn ich CO2 rausblase und seinen Umweltverbrauch mache, zahle ich nichts dafür.

Tim: Das ist eine groteske Schieflage des Marktes.

Tim: Wir haben überall, oder auch in anderen Lebensbereichen, ist ja nicht der freie Markt da unterwegs.

Tim: Das sind alles regulierte Märkte. Die Regeln macht immer der Mensch.

Tim: Und wir haben die Regeln so gemacht, dass sie nicht zweckdienlich sind.

Tim: Mit Blick auf Umweltverbrauch habe ich schon gesagt. Aber auch an anderen Stellen,

Tim: jetzt gerade im Stromsystem, ist der Anreiz heute beispielsweise sehr,

Tim: sehr stark, wenn ich flexibel entscheiden kann, wann ich Strom verbrauche,

Tim: dann verbrauche ich ihn halt gleichmäßig.

Tim: Das ist die heutige Netzentgeltstruktur. Das ist völliger Unsinn,

Tim: weil alles fluktuiert. Das heißt, da hat der Markt einfach völlig falsche Signale.

Tim: Das wäre meine Botschaft eher, ich weiß, was du meinst, das stimmt ja auch,

Tim: nur das ist so falsch belegt im öffentlichen Diskurs, dass ich sagen würde,

Tim: lasst uns die richtigen Preissignale setzen.

Tim: Und das ist das mächtigste und schnellste und dynamischste, was wir haben,

Tim: wenn es ein Geschäft wird, die Welt zu verbessern und zu modernisieren.

Tim: Und dann nutzen wir den Markt intelligent.

Tim: Wir sollten nicht einen Masterplan entwickeln wollen, wie genau die Welt in

Tim: 20 Jahren ist, weil das kann nur scheitern, da habe ich ein ganzes Kapitel zugeschrieben,

Tim: warum das scheitern kann, weil eben Innovation gar nicht so vorkommt und so weiter.

Tim: Das heißt, wir sollten aufpassen, eher nicht, also Superleitplanken zu setzen,

Tim: die müssen auch steinhart sein und da müssen auch die Preissignale stimmen,

Tim: aber dann innerhalb dieser Leitplanken echt Innovation entfesseln,

Tim: viele dezentrale Akteure,

Tim: Nicht 20 Gigawatt Gaskraftwerken von wenigen Leuten ausschreiben und da Kapazitätsprämien

Tim: drauf ballern, sondern einfach mal gucken, wie viel kann der Markt dezentral

Tim: und kleinteilig eigentlich an Innovationen leisten,

Tim: Die dann dazu führt, dass wir die 20 GW vielleicht gar nicht brauchen. Das ist eher wie mein.

ilan: Okay. Lass uns mal ein ganz kurz, weil das ist auch Teil vom ersten Kapitel,

ilan: glaube ich, einen Blick zurück Wagen, also die Krise und Aufbruch und so danach.

ilan: Also du hast ja, glaube ich, du analysierst da so, warum Deutschland auch so

ilan: hart von der Energiekrise 2022 getroffen wurde.

ilan: Haben wir da strukturell irgendwas falsch gemacht die Jahre davor oder woran lag das?

Tim: Auf jeden Fall ja, wir haben was falsch gemacht. Wir haben uns das aber auch

Tim: ein bisschen zu leicht gemacht und so zurecht geboren.

Tim: Also Deutschland ist ja wirtschaftlich eine riesen Exportnation mega erfolgreich gewesen.

Tim: Und schon weit vor der Energiekrise war das aber teilweise ein alter Erfolg,

Tim: auf den wir uns ausgeruht haben.

Tim: Einerseits Bürokratie, muss ich gar nicht erzählen, furchtbar.

Tim: Aber wir haben eben auch da, wo wir noch sehr hohe Industriequote hatten,

Tim: also auch Grundstoffindustrie, wirklich energieintensive Dinge,

Tim: das haben wir machen können, weil wir billiges russisches Gas gekauft haben.

Tim: Das war der Deal sozusagen, den die Politik, große Teile der Politik lange eingegangen

Tim: sind, zu sagen, wir kaufen das Billigste, was wir kriegen können an Energie,

Tim: das ist nämlich russisches Pipeline-Gas, das ist strukturell billiger,

Tim: weil es aus Förderungen in Gasfeldern kommt am Festland und die Pipelines rüberkommen,

Tim: haben uns in die extremen Abhängigkeit begegnet von jemandem,

Tim: der ganz offensichtlich ein Dispult war. Das wussten wir auch nach der Krim-Annexion schon.

Tim: Haben es trotzdem durchgezogen. Und dann sind wir da richtig ins Messer gelaufen.

Tim: Und das haben wir im Strom- und im Gasmarkt gemerkt. Und wenn man dann Exportnation

Tim: ist, merkt man den Schaden davon umso stärker, wenn Energie teurer wird.

Tim: Und dann war auch noch gleichzeitig dadurch die Weltkonjunktur hatte einen Schluck

Tim: auf, das hat uns voll erwischt.

Tim: Das, was jetzt heute dann beschrieben wird als Deindustrialisierung,

Tim: nur noch zwei Sachen zu sagen, zum einen, ja, die Industriequote sinkt und es

Tim: wird wahrscheinlich auch weiter sinken, die ist in anderen europäischen Ländern

Tim: nämlich schon viel, viel kleiner,

Tim: eben weil die andere Industriepolitik gemacht haben und nicht künstlich mit

Tim: billiger Energie und anderen Standortfaktoren Industrie gehalten haben.

Tim: Wir können das entscheiden, das zu tun, kostet aber Geld.

Tim: Das muss man sich einfach klar machen. Das ist eine industriepolitische Entscheidung.

Tim: Das Zweite ist, es liegt aber nicht an der Energiewende, dass das so ist. Also,

Tim: dass Energie teuer geworden ist, Strom und Gas, Gas sowieso,

Tim: no-brainer, weil es gasteuer geworden ist, weil wir es vorher billig hatten,

Tim: jetzt kaufen wir teures Gas aus der Ostsee, aus Norwegen in großen Mengen und

Tim: LNG, das ist halt strukturell teurer.

Tim: Und es bleibt auch teurer, weil wir nicht wie die Amis Riesenreserven von irgendwelchen

Tim: Schiefergas haben, das wir mit einem riesen Umweltdesaster auch noch fördern.

Tim: Das machen wir halt nicht.

Tim: Also bleiben wir strukturell beim Gas teurer als Asien und Amerika.

Tim: Das Zweite ist wirklich in den Strommarkt rein. Und dass der Strompreis gestiegen

Tim: ist, liegt halt daran, dass die Married Order macht, dass der Strompreis dann

Tim: hoch ist, wenn Gas verbrannt wird.

Tim: Er ist immer dann niedrig, wenn die Erneuerbaren viel liefern.

Tim: Das heißt, die Steigerung kann gar nicht von Energiegewände kommen.

Tim: Das Gegenteil ist der Fall.

Tim: Wir müssen aufpassen nach vorne hin, dass wir gerade beim Netzausbau und dem

Tim: Management der Netze nicht zu hohe Kosten erzeugen, weil das wird steigen wegen

Tim: Elektrifizierung, Mobilität, Wärme und auch Erneuerbaren.

Tim: Das können wir aber viel effizienter machen. Das wäre ein Kostenfreiber,

Tim: wenn wir ihn nicht gut managen.

Tim: Machen wir gerade nicht gut, muss man auch ehrlicherweise sagen.

Tim: Aber das ist nicht prinzipbedingt wegen Energiewände, sondern weil wir es gerade nicht gut machen.

ilan: Ja, ich meine, also ich habe jetzt auch zwei Podcast-Folgen aufgenommen mit

ilan: so sozusagen Industrie-Vertretern.

ilan: Die sind noch nicht gesendet, kommen aber demnächst.

ilan: Und das ist einmal Zement, also diese Hard-to-Abat-Sektoren,

ilan: so Zementproduktion und einmal Zementproduktion,

ilan: Ja, Dünge mit der Herstellung, also stoffliche Verwertung von Gas und das sind natürlich diejenigen,

ilan: die auch viel von dieser Politik und dann auch dem russischen Gasschock 2022

ilan: dann in Mitleidenschaft getrunken wurden, Gasmangellage und so weiter.

ilan: Aber du siehst, also nur, dass ich dich richtig verstehe, du siehst eine industriepolitische

ilan: Zukunft für Deutschland oder

ilan: also sozusagen mit Erneuerbaren und Energiepreisen, wie sie nun mal sind,

ilan: können wir bis zu einem gewissen Grad Industrieland bleiben?

ilan: Oder wie siehst du, ist es einfach der natürliche Lauf der Dinge,

ilan: dass wir da auch auf einen Teil der Industrie verzichten sollten,

ilan: wenn wir kosteneffizient arbeiten wollen?

Tim: Ich glaube, das müssen wir einfach entscheiden. Nehmen wir sowas wie Düngemittel

Tim: oder Ammoniakherstellung, sehr, sehr energieintensiv, Gas.

Tim: Da bin ich jetzt zu wenig Volkswirt und auch zu wenig in diesen Sektoren drin.

Tim: Ich würde schon sagen, warum sollen wir das in Deutschland machen?

Tim: Wir haben kein billiges Gas.

Tim: Jetzt könnten wir also sagen, wir tun Milliarden drauf, um das billig zu kaufen,

Tim: damit die Industrie da bleibt.

Tim: Da weiß ich aber schlicht nicht, ob das wirklich eine gute Idee ist,

Tim: weil wir düngen eh viel zu viel sozusagen. Das ist ein Riesenproblem,

Tim: den ganzen Dünger auf den Feldern, die Überdüngung.

Tim: Und da würde ich schon hoffen, dass auf Weltmärkten gute Anteile auch zu kaufen

Tim: sind für uns. Es gibt andere Industrien, da würde ich das anders einschätzen.

Tim: Also da, wo es wirklich viel tiefer in

Tim: in sehr relevante und strategisch-kritische Bereiche geht.

Tim: Es macht vielleicht Sinn, gerade bei hochwertigen Materialien,

Tim: Stellen oder irgendwas was zu halten. Das sollen aber andere entscheiden.

Tim: Ich sage nur, das ist eine politische Entscheidung, ob wir das strategisch wollen

Tim: und dann auch bezahlen wollen.

Tim: Das hat aber mit der Energiewende nichts zu tun.

Tim: Das hat mit Gaspreisen zu tun.

ilan: Nur zusätzlich zu sehen einfach so.

Tim: Genau, einfach getrennt zu sehen. Und das nervt so gewaltig,

Tim: dass der Blick und die Diskussion dann so vernebelt wird.

Tim: Dadurch soll alle sagen, Deindustrialisierung durch Energiewende.

Tim: Das ist völlig postfaktisch, das kann man nicht belegen. Das Gegenteil ist der Fall.

Tim: Ich glaube, Industrie mindestens im Sinne von, also nicht Grundstoff,

Tim: aber alles, was ein bisschen Fertigung und Intelligenz braucht,

Tim: das halten wir nur mit Energiewende.

Tim: Und genau da sind wir auch gut. Und wir haben neue Exportsektoren,

Tim: da könnten wir gigantisch absahnen.

Tim: Wir haben eine super Elektroindustrie, gute Software, auch KI sind viel besser, als viele denken.

Tim: Und das, was wir in Deutschland jetzt schon haben, in anderen Ländern auch,

Tim: hoher Anteil der Erneuerbare, das muss man auch managen und in den Griff kriegen.

Tim: Das braucht Elektronik, Leistungselektronik, Steuerungstechnik, Software.

Tim: Aber die ganze Welt braucht es. Das könnte ein gigantischer Exportschlager sein.

Tim: Wir müssen einen Heimatmarkt dafür schaffen. Und ich glaube, so müssen wir denken.

Tim: Wir haben heute keinen guten Heimatmarkt dafür, weil wir fragmentiert mit 860

Tim: Netzbetreibern mit verschiedensten Auflagen und Regularien und Steuerungstechniken

Tim: arbeiten und dadurch unheimlich sperrig sind.

Tim: Und Elektromobilität noch so ein Beispiel. Also es wäre auch total klug,

Tim: einen super Heimatmarkt für Elektromobilität auszubauen mit entsprechendem Voranbringen

Tim: des Themas und Ladeinfrastur und Gedönse,

Tim: damit da auch die deutsche Automobilindustrie neue Kraft sammeln kann.

Tim: Warum war die denn weltweit so stark? Weil wir hier ewiglich schon auch mit

Tim: Privilegien für Dienstwagen das Premiumsegment so toll als Heimatmarkt hatten,

Tim: dass man von da aus stark geworden ist.

Tim: Und wir werden eben nicht stark, indem wir jetzt hier den Verbrenner halten.

Tim: Wir werden auch nicht stark, indem wir glauben, wir müssten irgendwie keine

Tim: Energiewende machen, um Zementfertigung zu halten. Das ist totaler Unsinn.

Tim: Damit landen wir wirklich im Industriemuseum und damit schießen wir uns ins Abseits.

Tim: Und das versuche ich im Buch zu erklären, warum das so ist, damit wir alle miteinander

Tim: gerne darum ringen, wie genau wir das jetzt organisieren, diesen gigantischen Umbau.

Tim: Aber bitte nur das Wie und nicht das Ob.

Tim: Das Ob ist nämlich längst entschieden weltweit. Das findet statt, Industrierevolution.

Tim: Das können wir nicht durch Bremsen gewinnen, wir können es nur durch selber

Tim: beschleunigen gewinnen.

ilan: Finde ich gut, finde ich gut. Also verstanden, Energiewende ist keine grüne,

ilan: Agenda, sondern eine Industrierevolution und deswegen ist das Framing auch so

ilan: wichtig, wie wir darüber sprechen.

ilan: Und wir sind in einem gesellschaftlichen Wandel zwischen viel,

ilan: Radau, Panik und Populismus und so weiter. Und dann lass uns über das Wie sprechen,

ilan: wie wir das Ruder rumreißen können.

ilan: Also du forderst auf eine gewisse Art und Weise mehr Vertrauen in Innovation und,

ilan: Skalierung, also das ist ja auch so die Herleitung, die du am Anfang machst,

ilan: wo werden die beide besonders unterschätzt oder wo könnten wir da noch mehr rausholen?

Tim: Ja,

Tim: Ja, ich fordere da mehr Vertrauen im ersten Schritt, aber sogar nur erstmal

Tim: Anerkenntnis dessen, dass das seit 20 Jahren stattfindet.

Tim: In der heutigen Diskussion jetzt auch der neuen Bundesregierung mit zumindest

Tim: einigen Elementen von deren Plänen Richtung Gas, Richtung defossilisiertes Heizen,

Tim: wie auch immer das gehen soll durch Gasnetze.

Tim: Da kommt erstmal eine Anerkenntnis, dass die Welt viel weiter ist,

Tim: dass die Technologie viel weiter ist und auch die Kostenrealität viel weiter ist.

Tim: Dass wir sozusagen in der gemeinsamen Wirklichkeitsbeschreibung erstmal anfangen.

Tim: Das ist der erste wichtige Punkt, dass sich nicht ein Aiwanger hinstellt oder

Tim: auch gerne eine deutsche Bundesministerin und sagt, wir heizen demnächst mit Wasserstoff.

Tim: Das werden wir nicht tun. Das ist ökonomischer Quatsch. Das wird nicht passieren.

Tim: Das kannst du überall auf dem Bierdeckel nachrechnen. Das kannst du auch in

Tim: 30 Meter oder 40 Meter Studien lesen.

Tim: Trotzdem ist das eine politische Erzählung, die da draußen ist.

Tim: Wir haben auch noch immer die Erzählung, dass E-Fuel zu toll wären und wir damit

Tim: den Verbrenner retten können, der ja so unfassbar führend ist in deutscher Technologie.

Tim: Ja, der ist führend, aber der ist tot, weil die Physik am Limit ist.

Tim: Das hat nichts mit grüner... Diese Anerkenntnis von Wirklichkeit und den Industrielogiken

Tim: des exponentiellen Wachstums und Kostenverfalls von Batterien,

Tim: von Erneuerbaren, das wäre schon ein guter Startpunkt.

Tim: Und wenn man da schon mal aufsetzt, dann kommt der zweite Schritt,

Tim: bin ich voll bei dir, nochmal gucken, wenn wir in die Zukunft schauen, dass wir eben

Tim: Nicht glauben, dass es eine lineare Fortschreibung vom Heute wäre,

Tim: sondern auch verstehen, da kommt noch ganz viel Innovation, die wir heute gar nicht kennen.

Tim: So zwei, drei Lieblingsbeispiele, die dann auch jeder und jeder hier im Podcast verstehen kann,

Tim: Gerne rund ums Elektroauto, weil es so einfach ist. Das wird total normal sein,

Tim: in ein paar Jahren, dass man sein Auto umsonst lädt.

Tim: In Frankreich geht das jetzt schon. Zumindest für 10.000 Kilometer im Jahr. Was nicht wenig?

Tim: Ja, warum denn? Das ist ziemlich simpel. So eine Batterie im Elektroauto,

Tim: die könnte 1,5 Millionen Kilometer oder mehr Fahrleistung erbringen.

Tim: So viel fährt kein Mensch.

Tim: Also kann man die Batterie einfach, solange man angestöpselt ist ans Netz,

Tim: das kann nicht jeder, weiß ich auch, aber im Geschosswohnbau geht das auch,

Tim: wenn ich einen Stellplatz mit Wallbox habe, zu Hause geht es sowieso,

Tim: dann stecke ich die an und solange die angesteckt ist, nimmt die Autobatterie

Tim: am Großhandel im Pro-Markt teil und verdient da Geld.

Tim: Sie verdient Geld durch Strom billig kaufen und teuer verkaufen.

Tim: Macht sie, solange ich nicht fahre. 23 Stunden am Tag fahre ich nicht.

Tim: Und mit dem Geld, das sie da verdient, kann ich mir den Strom kaufen,

Tim: den ich dann zum Laden brauche.

Tim: Den mache ich natürlich auch nur dann, wenn er billig ist. Und das ist ein Geschäftsmodell,

Tim: das ist eine Technologie, das gibt es alles.

Tim: Und es gibt Länder, die machen das schon, die haben die Regulatorik dafür.

Tim: Ist doch total geil. Und dann kommt irgendwann der sportliche Ehrgeiz durch bei den Leuten.

Tim: Bei mir zu Hause ist es auch so. Ich freue mich wie ein kleines Kind,

Tim: wenn ich hier wieder für, ich habe Geld gekriegt fürs Laden,

Tim: weil die Preise so negativ waren. Ist doch geil, ist doch super.

Tim: Und wenn das in fünf oder zehn Jahren wir dann den Kindern erzählen,

Tim: ja, früher war das so, da haben sie geglaubt, das macht alles keinen Sinn.

Tim: Ich fahre lieber zur Tanke und habe da stinkige Finger von Benzin. Papa, du spinnst doch.

Tim: Und so müssen wir es erzählen. Und das ist alles Innovation,

Tim: die, jetzt kriege ich einen Bogen zu deiner Frage, in den Plänen nicht vorkommt.

Tim: Die Zukunftsszenarien, die wir heute haben, ganz viele von denen,

Tim: die Marktmodelle, die große Modellierungshäuser anbieten, die haben zum Beispiel

Tim: Vehicle to Grid, so nennt man das, was ich eben beschrieben habe, überhaupt nicht drin.

Tim: Wie viel Speicherkapazität kommt denn da ins Netz rein? Modelliert keiner.

Tim: Da kommt aber was, weil es so ein geiles Produkt ist. Und das meine ich,

Tim: da auch Vertrauen, dass noch Dinge kommen, auf die wir heute überhaupt nicht

ilan: Ja, also da habe ich auch ganz persönlich einen hohen Frust,

ilan: ein hohes Frustempfinden, weil ich habe irgendwie 2008 angefangen am Fraunhofer

ilan: Easy so wie Get-to-Grid irgendwie in einem Strommarktmodell mit abzubilden.

ilan: Es ist auch kein Hexenwerk, wenn ich das als kleiner Hiwi irgendwie mit unterstützen konnte.

ilan: Und jetzt sind wir 17 Jahre später und es ist irgendwie noch nicht,

ilan: obwohl die Technologie eigentlich so sich bewiesen hat,

ilan: so fernab von breitem Verständnis und in der Realität angekommen,

ilan: dass das auch nicht nur, also meines Erachtens nicht nur irgendwas mit den damaligen

ilan: Produktionsmitteln und Kapital, das darin gebunden wurde,

ilan: irgendwie zu tun hat, sondern irgendwer scheint da auf der Bremse zu stehen.

Tim: Ja, das hat mit Industriepolitik zu tun tatsächlich.

Tim: Wenn man das erkennt, auch als Politik, was für eine Chance da drin liegt für

Tim: mehr Effizienz, weniger Kosten, auch Bau eines Heimatmarktes für Automobilindustrie

Tim: zum Beispiel, dann kann man ja die Weichen stellen.

Tim: Und das muss man sogar auch, weil man hat an solchen Themen wie jetzt dem Vehikel,

Tim: du gehst ja oft zu Henne-Ei-Probleme. Also es gab auch lange keine Elektrofahrzeuge, die das konnten.

Tim: Es gab auch keine Wallboxen, die das konnten. Es gab keine Prozesse, die das konnten.

Tim: Energiewirtschaftliche Abrechnung und so weiter. Jetzt stehen sie alle da im

Tim: Kreis und gucken ja, ich lege aber erst los, wenn du loslegst,

Tim: Sonst investiere ich zu früh und versenke Geld.

Tim: Und sowas kann man aufbrechen. Das ist aber politische Aufgabe.

Tim: Und wer das jetzt gar nicht in diesem konkreten Thema, sondern bei beliebig

Tim: vielen anderen wirklich Weltklasse und Benchmark macht, das sind die Chinesen.

Tim: Und damit hängen die uns und die Welt gerade total ab.

Tim: Europa ist im Tiefschlaf, was diese Revolution angeht, im Vergleich zu dem,

Tim: was in China abgeht. Ich habe das im Buch beschrieben.

Tim: Die Fünf-Jahres-Pläne der letzten 20 Jahre mal angeguckt. Wann haben die eigentlich

Tim: was aufgeschrieben, was sie vorhaben und was sie machen an Industrie?

Tim: Und exakt das haben die einfach durchgezogen. Wir bauen Solarindustrie auf,

Tim: weil, na, hat Potenzial. Wind sowieso.

Tim: Dann haben die im nächsten Plan geschrieben, oh, das geht ja richtig gut ab.

Tim: Jetzt werden wir mal gerade zum Kosten- und Technologieführer.

Tim: Haben sie gemacht. Haben die ganze Welt erobert mit billiger Solartechnik.

Tim: Dann haben sie gesagt, ja, Batterien brauchen wir jetzt auch.

Tim: Passt ganz gut, gucken wir mal, machen wir jetzt auch mal Technologieentwicklung.

Tim: Hat super geklappt, sind zum Markt für Technologieführer geworden,

Tim: Kostenführer, mit einem gigantischen Vorsprung einfach an Volumen, an Power.

Tim: Und jetzt im letzten 5-Jahre-Klan steht drin, super, jetzt haben wir die beste

Tim: Technik, die ist auch die billigste und jetzt erobern wir so einen richtigen

Tim: Weltmarkt. Jetzt werden wir dominant.

Tim: Wir werden brutal dominant in diesen Märkten und sichern uns das globale Geschäft.

Tim: Und das machen die alle. Das ist Industriepolitik.

Tim: Da sind wir ziemlich nicht verschlafen und Hühnern da eben rum mit so was wie

Tim: Vehicle to Grit und kriegen es nicht auf die Kette.

Tim: Das einfach zu regulieren und gleichzeitig auch den industriepolitischen Wuchs zu organisieren,

Tim: dass so ein Anschubsmomentum mal geschaffen wird. Und das kann Politik eigentlich

Tim: leisten, nur da sind wir ganz schön bequem geworden nach 70 Jahren Wohlstand

Tim: und Wachstumserzählung.

Tim: Wir waren ja immer die Besten und haben vergessen zu merken,

Tim: dass wir aber gerade dabei sind, überholt zu werden.

ilan: Also höre ich da so eine gewisse Systemkritik auch raus? Also ich meine,

ilan: dass wir irgendwie in unserer Demokratie hier und mit der politischen Debattenkultur,

ilan: die sich so entwickelt hat in unserer Demokratie,

ilan: auch einfach irgendwie gar nicht mehr in der Lage sind, so richtig sozusagen

ilan: die Fortschrittswege zu erkennen, weil wir die irgendwie für Ideologie halten oder so.

ilan: Also es ist ja, es ist schon irgendwie erstaunlich, was so ein ja,

ilan: sozusagen nicht so demokratisches System am anderen Ende der Welt irgendwie

ilan: schafft, umzusetzen und ja, also aber, oder wie siehst du das?

Tim: Ganz, ganz schwieriges Thema. Also im ersten Schritt, glaube ich,

Tim: hat das gar nichts, was mit einem politischen System zu tun,

Tim: sondern erstmal mit Einer Sättigung, die sich immer einstellt,

Tim: wenn man erfolgreich ist.

Tim: Und für mich ikonisch ist ja das Interview mit dem Matthias Müller,

Tim: dem damaligen VW-Vorstandsvorsitzenden, 2017 war.

Tim: Das ist acht Jahre her, gerade acht Jahre.

Tim: Du hast es vielleicht gesehen, viele andere auch, wo er in irgendeiner Talkrunde

Tim: sitzt und dann auf eine Art und Weise von oben herab, also höher kann ein Ross nicht sein,

Tim: sich darüber auslässt und belustigt, dass man doch bitte mal Tesla nicht überschätzen solle.

Tim: Und das Ganze. Und VW wäre ja so mächtig und würde ja Millionen Autos produzieren.

Tim: Und Tesla verbrennt ja nur Geld und die haben nur 80.000 Autos im Jahr.

Tim: Also unfassbar arrogant und blind gegenüber der Veränderung.

Tim: Und das sind Managementfehler.

Tim: Und die haben wir in allen Industrien gesehen. Microsoft hat es total verdattelt,

Tim: das Smartphone zu erkennen.

Tim: Also als das 2007 rauskam, das Smartphone, hat Steve Ballmer,

Tim: der damalige CEO, gesagt, naja, setzt sich ja eh nie durch.

Tim: Hat keine Tasten, ist völlig unpraktisch für Geschäftskunden.

Tim: Jetzt muss man wissen, Microsoft ist der Marktführer für Betriebssysteme weltweit.

Tim: Nur auf Smartphones haben die kein einziges Betriebssystem. Die haben das verpennt,

Tim: komplett, wegen Management-Fehleinschätzung.

Tim: Und solche Beispiele, Nokia-Moment ist ein grüntes Wort. Das sind Management-Fehler,

Tim: weil man satt ist, sich im Erfolg selber ausruht, übersieht man Innovation.

Tim: Das ist erstmal der Teil. Und dann erst kommt Politik, die eigentlich Leitplanken

Tim: setzen müsste, mit klugem Blick nach vorne, auch der eigenen Industrie auf die

Tim: Sprünge zu helfen. Und das findet nicht statt.

Tim: Ich wäre aber jetzt nicht an dem Punkt zu sagen, deshalb ist Demokratie da irgendwie

Tim: schlecht, weil dann bist du sofort da, was in Amerika passiert.

Tim: Die schaffen Demokratie deshalb ab, die Libertären, weil sie glauben,

Tim: nur so gegen China bestehen zu können. Das ist eines der Leitmotive dahinter.

Tim: Sagen, lasst uns etwas ziemlich Diktatorisches aufbauen, damit wir Tech-Oligarchen

Tim: in ähnlichem Stiefel das durchziehen können. Das ist echt fatal.

Tim: Das heißt, wir müssen Demokratie modernisieren, auf jeden Fall,

Tim: Bürokratie, Wahnsinn, da gibt's, können wir stundenlang drüber reden,

Tim: Aber vielmehr müssen wir, glaube ich, schauen, dass wir unsere Demokratie nicht

Tim: dadurch zu Schanzen fahren, dass wir mit Desinformation arbeiten,

Tim: auch im politischen Alltag.

Tim: Dass wir das Vertrauen der Leute nicht verspielen, indem wir irgendeinen Quatsch

Tim: behaupten, den wir später zurückholen müssen.

Tim: Dass wir eine Wirklichkeitsbeschreibung anbieten im Wahlkampf,

Tim: die einfach fernab ist und zwei Wochen später sagen wir, ach nee,

Tim: Schuldenbremse, stimmt, geht wirklich nicht.

Tim: Das ist ein Scheiß. Müssen wir aufhören.

Tim: Auch wir hatten über Russland und das Gas gesprochen. Ich finde es ein Desaster,

Tim: dass wir noch immer keinen offenen Austausch darüber hatten, dass es ein Fehler war.

Tim: Und dass die Verantwortlichen bis am Tag vor dem Ukraine-Krieg sozusagen,

Tim: da war eine neue Regierung dran, aber bis kurz vorher haben die gesagt,

Tim: alles super, wir haben kein Gasproblem.

Tim: Da waren die Läger längst leer. Und das ist nicht aufgearbeitet.

Tim: Und wenn wir solche Fehler nicht aufarbeiten, wird nie Politik die Größe haben,

Tim: zu sagen, okay, ich ändere meinen Kurs, weil ich habe dazugelernt.

Tim: Solange werden alle immer nur versuchen, Recht zu haben, sagen,

Tim: ich habe es ja immer gewusst.

Tim: Und in dem Modus geht das nicht. Also eher ein Kulturproblem als wirklich ein

Tim: Systemproblem, glaube ich.

ilan: Ja, spannend. Lass mal wieder zurück zur Technologie kommen.

ilan: Ich bin nicht so sattelfest in Politik.

ilan: Würdest du sagen, zumindest in der breiten Masse fehlt uns ein gewisses Technologieverständnis

ilan: in der deutschen Energiediskussion?

ilan: Also du bist ja ein riesen Fan von Batterien zum Beispiel.

ilan: Siehst du irgendwas, was andere jetzt noch nicht sehen oder so?

Tim: Ich glaube, sehr viele sehen das und ich weiß gar nicht, ob es in der Breite

Tim: der Gesellschaft viel Technologieverständnis braucht.

Tim: Ich meine, normal, Smartphones haben wir nicht, weil wir Technologieverständnis

Tim: haben, sondern einfach, weil sie gut sind und die Beharrungskräfte nicht geschafft

Tim: haben, das schlecht genug zu reden.

Tim: Und ich glaube, das ist eher das Problem, dass in dem politischen Diskurs und

Tim: auch, muss man sagen, im Journalismus, in den Medien, da ist tatsächlich zu wenig Sachverstand.

Tim: Und es darf eigentlich nicht sein, dass das

Tim: Information, wirklich postfaktische Sachen unhinterfragt stehen bleiben im Journalismus,

Tim: in Talkrunden und so weiter.

Tim: Das ist, glaube ich, eine Schwäche, wo die ran müssen, dass es kritischer wird,

Tim: dass man nicht mehr sagen kann, ja, wir haben hier ein Wasserstoffheizungsbeispiel

Tim: oder sowas, das ist die Zukunft oder E-Fuels, weil das wirklich nur eine Erzählung

Tim: ist, die ist völlig unhaltbar.

Tim: Da fehlt auch Wissen, aber ansonsten wäre es, glaube ich, zu viel gewollt,

Tim: eine ganze Gesellschaft so aufzuschlauen, dass sie sich eine Meinung bilden

Tim: kann, ob sich Batterien durchsetzen.

Tim: Deshalb habe ich das Buch geschrieben, weil ich eher versuche zu erklären, was die Logiken sind.

Tim: Du musst die Technik gar nicht verstehen, wenn du die Logiken verstehst,

Tim: die da wirken. Warum ist denn das so, dass Massenfertigung viel,

Tim: viel schneller lernt und viel billiger wird als Großprojektetechnik?

Tim: Einfach zu erklären, das habe ich halt gemacht.

Tim: Warum so ein häufiger Einwand bei Batterien, wo kommt das ganze Material her?

Tim: Haben wir eigentlich genug davon? Die ganze Rohstoffe und so.

Tim: Und auch das kriegt man, die Logik ist ziemlich simpel, warum das kein Engpass ist.

Tim: Und da habe ich Beispiele, wie die Batterieindustrie das schon gemacht hat,

Tim: Materialien, die drohten zu teuer zu werden wegen Engpassen,

Tim: hat sie einfach rausentwickelt.

Tim: Nickel und Kobalt ist rausentwickelt worden aus Batterien, weil das drohte teuer zu werden.

Tim: Und die Logik ist dahinter, dass sich keine Industrie selber abschafft,

Tim: nur weil sie denkt, da könnte ein Engpass kommen.

Tim: Händen wir mal ein Beispiel, wo das passiert ist. Passiert einfach nicht.

Tim: Weil die wollen ja Geschäft machen, die wollen ja überleben.

Tim: Also guckt man doch rechtzeitig, oh, wo könnte es einen Engpass geben?

Tim: Wo könnten Kosten hochgehen wegen Engpassen?

Tim: Was tue ich? Kann ich den Materialeinsatz reduzieren?

Tim: Oder kann ich das Material rausentwickeln? Und genau das machen die dann.

Tim: Und bei Batterien, jetzt konkret das Lithium, einerseits ist es kein Engpass

Tim: und andererseits ist jetzt schon Natrium am Start als Folgematerial,

Tim: Chemieunterricht, Periodensystem der Elemente, gleiche Gruppe,

Tim: hat ähnliche Eigenschaften, Natrium wie Lithium, viel, viel mehr noch verfügbar, billiger.

Tim: Und jetzt werden die ersten Natrium-Batterien ausgerollt, in Autos eingebaut und so weiter.

Tim: Das heißt, auch da ist die Industrie am Anfang und hat diesen ganzen Zoo von

Tim: Möglichkeiten noch gar nicht richtig gespielt.

Tim: Also wirklich keine Sorge haben, dass Rohstoffe nicht reichen.

Tim: Plus, man kann sie recyceln. Das werden wir auch tun. Das ist ein riesiger Unterschied.

Tim: Lithium oder Natrium, was auch immer.

Tim: Wenn ich eine Batterie einbaue, dann kann ich später wieder eine neue Batterie einbauen.

Tim: Wenn ich was Fossiles verbrenne, ist es weg.

ilan: Ja. Beziehungsweise irgendwo in der Atmosphäre, wir müssen es wieder rausnehmen.

Tim: Da gehört es nicht hin.

ilan: Aber das ist ja auch ein Teil der Motivation, auch diesen Podcast zu betreiben.

ilan: Ist einfach Technologieverständnis aufbauen und Möglichkeiten aufzeigen und

ilan: auch einen gewissen Optimismus behalten, der manchmal zu schnell abhanden bekommt.

ilan: Du schreibst irgendwo, jetzt habe ich mir markiert, Flexibilität ist das neue

ilan: Gold. Was meinst du damit?

Tim: Auch eine ganz, ganz heiße Diskussion rund um Energiewende in Deutschland.

Tim: Also klar ist, erneuerbare Energien schwanken mit dem Wetter.

Tim: Und als ich vor 30 Jahren am Fraunhofer ISE angefangen habe,

Tim: war mir auch bewusst, dass nachts die Sonne nicht scheint.

Tim: Also man kann jetzt nicht denken, das wäre eine Überraschung,

Tim: dass da was ganz Neues ins System reinkommt. Die fluktuieren halt einfach mit dem Wetter.

Tim: Und früher wurden Energiesysteme anders gebaut. Da wurden sie so gebaut,

Tim: dass du Kraftwerke hast, klar, konntest du alle steuern.

Tim: Die wurden so auch geschichtelt. Es gab welche, die nudeln durch,

Tim: sogenannte Grundlast und dann gab es flexibere Kraftwerke und ganz oben drauf

Tim: die Gaskraftwerke, die ganz wenig, nur dann laufen, wenn unheimlich viel Strombedarf

Tim: da halten. So hat man es damals aufgebaut.

Tim: Und weil das so ist, dass aber diese flexiblen Kraftwerke teurer sind als die,

Tim: die durchnudeln, hat man versucht, gezielt Stromverbrauch zu vereinheitlichen.

Tim: Dass man möglichst konstant das ganze Jahr durchnudelt.

Tim: Weil das konnte man am billigsten bereitstellen. Aus Braunkohle.

Tim: Und damals dachte man auch, aus Atom.

Tim: Und was hat man dafür gemacht? Man hat eine Speicherheizung erfunden.

Tim: Das ist eine irrsinnige Technik.

Tim: Strom nachts, weil man ihn sonst nicht braucht, weil alle Leute schlafen,

Tim: hat man ihn in Schamottstein in Wärmeform eingelagert. mit dem Wirkungsgrad

Tim: von 1 zu 1, also schlechter Wirkungsgrad eigentlich.

Tim: Mit Strom heizen, 1.0. In Belgien hat man Autobahnbeleuchtung erfunden.

Tim: Coole Sache. Da wurden nachts die Autobahnen taghell beleuchtet,

Tim: weil nachts so viel Strom da war und die Atomkraftwerke durchlaufen mussten.

Tim: Das hat man damals gemacht, um möglichst Gleichmäßigkeit zu fördern.

Tim: Die Welt eine andere, jetzt haben wir Flexibilität, jetzt schwankt das alles

Tim: mit dem Wetter und jetzt ist halt das neue Geschäft,

Tim: dass man nicht das Gleichmäßige herstellt, sondern Flexibilität in Lasten,

Tim: Stromverbrauch anzupassen, in Batterien, in Speichern.

Tim: Das neue Gold heißt, das ist das Geschäft der Zukunft.

Tim: Und man sieht das jetzt schon an den Strompreisen im Großhandel,

Tim: wie die Schwankung, das ist irre.

Tim: Und da sind solche Spreizungen zwischen jeden Tag, zwischen dem niedrigsten Preis und dem höchsten.

Tim: Wenn ich jeden Tag einmal eine Batterie volllade, am billigsten Preis und beim

Tim: teuersten wieder entlade und nur das mache, nichts anderes.

Tim: Ich habe ganz viele andere Geschäftsmodelle mit Batterien.

Tim: Dann habe ich jeden Tag im Durchschnitt in Deutschland einen Hub von 10 Cent pro Kilowattstunde.

Tim: Nur im Dayhead-Markt, da kommt

Tim: der Intraday und Regelenergie noch oben drauf. Das ist eine Goldgrube.

Tim: Und das ist super, das ist ein Preissignal, das ist jetzt Anreiz,

Tim: dass man doch flexibilisiert, man muss eben nur die Hindernisse aus dem Weg

Tim: nehmen, das ist politische Aufgabe bei Netzentgeltstrukturen und so weiter,

Tim: damit diese Preissignale auch wirklich durchkommen zu denen,

Tim: die sich dann danach richten.

ilan: Ja, verstanden ist auch ein Thema, was wir ja immer mal wieder hier auch besprochen haben.

ilan: Also Flexibilität über Batterien oder über natürlich auch, keine Ahnung,

ilan: sozusagen irgendwelche Gasverbräuche elektrifizieren und dann Prozesswärme eher

ilan: dann aus Strom erzeugen, wenn sozusagen hohe Verfügbarkeit an Solarstrom da ist.

ilan: Okay, cool. Lass uns mal in die Strommärkte rein.

ilan: Also du schreibst ja auch, dass Strommärkte, Kritik stehen und du sagst,

ilan: sie könnten die aber eigentlich viel stärker beschleunigen.

ilan: Was siehst du da für Potenzial? Wie könnten die das machen?

Tim: Ja, ist ein bisschen andockend an das, was wir eben hatten. Ich glaube,

Tim: oder nicht nur glaube, es gibt auch ausreichend Belege.

Tim: Wenn du etwas tiefgreifend verändern willst an Infrastruktur,

Tim: an Gesellschaft und was auch immer,

Tim: Dann gibt es Sachen, die wirken langsam und Sachen, die wirken schnell.

Tim: Wir müssen alles tun, bei langsam zum Beispiel auch Bildung und Werte mal hinterfragen,

Tim: ob das, was wir gemacht haben, alles so klug ist.

Tim: Das ist aber langsam, das sind wirklich gesellschaftliche Prozesse.

Tim: Und schnell wirkt, wenn du Geld verdienen kannst.

Tim: Das ist total easy. Also wie schnell hatten wir alle die Smartphones in der Tasche?

Tim: Wie schnell hatten wir jetzt irgendwelche KI-Sachen, die da hochgefahren werden,

Tim: Rechenzentren ohne Ende? Das ist alles Geld verdienen.

Tim: Das geht immer schnell, weil der Antrieb stark ist.

Tim: Und wir müssen, glaube ich, noch viel mehr dafür tun, dass eben die Geschäftsmöglichkeiten,

Tim: die Preissignale, aber auch die Märkte, die eigentlich da draußen sind,

Tim: dass die genutzt werden können.

Tim: Darum geht es eigentlich. Und da müssen wir ein bisschen die Regulierung für entschlacken.

Tim: Die alten Anreize, ich hatte es von den Anreizen für gleichmäßigen Stromverbrauch,

Tim: die noch immer in den Netzentgelt stecken, die müssen raus.

Tim: Wir müssen andere Anreize schaffen, dass man auch Netze nicht überlastet.

Tim: Kann man auch mit Preissignalen machen.

Tim: Das ist es, glaube ich. Und dass wir vielleicht auch alte Subventionen mal rausnehmen,

Tim: ist jetzt ja endlich im Gespräch.

Tim: Ob man Dienstwagenprivileg noch mal ein bisschen umgestaltet,

Tim: macht nicht so viel Sinn, dass

Tim: wir noch alte Dieseltechnik jetzt irgendwie damit fördern und und und.

Tim: Das meine ich damit, das zu entfesseln hilft uns am schnellsten,

Tim: das umzubauen, weil sobald die Menschen damit Geld verdienen,

Tim: sobald sie damit was sparen, sind sie alle Feuer und Flamme.

Tim: Das können wir gar nicht gucken, wie das akzeptiert wird, was heute noch belächelt wird.

ilan: Ja, und glaubst du, dass wir dann auch besser durch Dunkelflauten kämen,

ilan: die zu überstehen, anstatt sie ständig zu verteufeln?

ilan: Also reicht es, wenn wir all die Dinge, die du genannt hast,

ilan: also wenn wir mehr die Großhandelspreise wirklich spüren,

ilan: setzt natürlich auch eine Abrechenbarkeit mit Smartpeatern und so weiter voraus

ilan: und dann Netzentgelte flexibilisieren und so weiter, schaffen wir das dann?

ilan: Also da bist du zuversichtlich?

Tim: Nee, ich glaube schon, dass es eine Grenze gibt, dass wir gerade berühmte Dunkelflaute

Tim: schon was dafür tun müssen, dass da auch Kapazität da ist, die gesichert da ist.

Tim: Deshalb ist es auch wichtig, dass die Politik sich darum kümmert.

Tim: Die Frage ist aber eben, wie viel?

Tim: Und da fand ich eben den Ansatz der letzten Bundesregierung ganz gut,

Tim: zu sagen, jetzt nehmen wir erstmal 10, 12 Gigawatt an neuen Kraftwerken rein,

Tim: die dann aber auch Wasserstoff später verbrennen können, die wir auch switchen

Tim: können auf klimaneutral.

Tim: Weil wir gar nicht wissen, wie viel genau brauchen wir in 20 Jahren.

Tim: Das kannst du heute nicht sagen. Weil eben Innovation auch kommt und Batterien und so weiter.

Tim: Und wie viel es am Ende dann ist und mit welchen Finanzierungsmechanismen das

Tim: am besten funktioniert, ich glaube, da müssen wir uns ranrobben.

Tim: Mein Spruch dazu ist immer, es wird weniger, als wir denken.

Tim: Weil wir die Fortschritte bei Speichertechniken total unterschätzen.

Tim: Jetzt reden wir alle gerade über Lithium-Batterien.

Tim: Die heute typischerweise so ausgelegt werden, dass sie im Strommarkt zwei bis

Tim: vier Stunden vielleicht Speichertiefe haben.

Tim: Also dann ist es auch voll nach zwei Stunden oder vier Stunden Laden.

Tim: In anderen Ländern geht es hoch auf acht Stunden schon. Das sind so Zeiten,

Tim: das wird vielleicht noch ein bisschen höher gehen.

Tim: Aber klar, eine Dunkelflaute ist länger, die ist bis zu zwei Wochen.

Tim: Heißt das nicht, da ist gar kein Strom da.

Tim: Das heißt, die Mengenbilanz über zwei Wochen aufsummiert sozusagen an Angebot

Tim: aus Wind und Sonne reicht nicht, um den gesamten Verbrauch zu decken. Das ist Dunkelflaute.

Tim: Und mal ist es wie ein Tag Überschuss, aber die Gesamtbilanz ist vielleicht

Tim: für zwei Wochen nicht deckend.

Tim: Das können Batterien nicht, logischerweise. Aber wir haben die Flow-Systeme

Tim: noch gar nicht richtig auf dem Zettel.

Tim: Da werden auch tolle Fortschritte gemacht. Das sind also Speicher,

Tim: die viele Tage auch Energie speichern können, weil sie ein Speichermedium haben,

Tim: das sich trennen kann, räumlich trennen kann von der eigentlichen Batterie.

Tim: Die haben einen großen Tank mit dem Zeug drin.

ilan: Die Redox.

Tim: Ja, genau. Redoxflow, da gibt es

Tim: verschiedene Verfahren, auch ganz tolle deutsche Firmen, die das machen.

Tim: Und mal gucken, ob wir diesen Speicherbereich von drei, vier,

Tim: fünf Tagen nicht mit sowas auch ganz kosteneffizient hinkriegen.

Tim: Und dann brauchst du wieder weniger Moleküle. Also das ist meine Botschaft.

Tim: Nicht zu sehr denken, dass wir jetzt per Masterplan ausrechnen,

Tim: wir brauchen dann 60 Gigawatt Gaskraftwerke oder Wasserstoffkraftwerke.

Tim: Gucken mal, das wissen wir heute gar nicht. Sondern immer mit dem Hosenträger.

Tim: Bitte keine Blackouts, da müssen wir schon aufpassen. Aber trotzdem im Zweifel

Tim: zu etwas später entscheiden, neues Gaskraftwerk bauen und einen Hauch länger

Tim: sagen, ich lasse ein altes Kohlekraftwerk am Netz als Backup.

Tim: Weil das läuft ja eh nicht, ist ja fürs Klima egal. Aber ich habe nicht diesen

Tim: Lock-In gebaut, dass ich zu viele Gaskraftwerke baue, die dann den Markt für

Tim: Flexibilität kaputt machen.

Tim: Das ist die eigentliche Gefahr, dass wir uns da in irgendein tolles Geschäftsmodell

Tim: von Gaslieferanten und Kraftwerksbetreibern reinbegeben und das eigentlich Innovative

Tim: dann und das Billigere verdienen.

ilan: Mhm.

ilan: Und lass uns mal über sozusagen alternative Wege, die auch diskutiert werden, sprechen.

ilan: Wir haben hier schon mehrere Folgen in der Energiezone gehabt und versucht,

ilan: das so ein bisschen zu demystifizieren und so.

ilan: Aber warum glaubst du, also so Thema Luftschlösser, Wunschdecken, was nicht hilft,

ilan: was glaubst du, warum ist das Warten auf neue Atomkrafttechnik oder CCS oder

ilan: so für dich nicht unbedingt der beste Weg,

ilan: sozusagen trotz aller Hightech-Hoffnungen, die man immer wieder im Netz auch

ilan: außerhalb unserer Bubbles findet?

Tim: Ja. Also ich finde es wirklich erstaunlich, wie lange sich gerade das Thema

Tim: AKW oder Atomkraft so hält im Diskurs.

Tim: Gibt es wahrscheinlich auch wieder irgendwelche Gründe, die man im Lobbying finden kann.

Tim: Teilweise aber auch Menschen. Ich glaube, ganz viele, die die Entscheidungen

Tim: heute treffen müssen oder es auch tun, sind energietechnisch und energiewirtschaftlich

Tim: sozialisiert vor eher so 20 Jahren rum oder so.

Tim: Da gab es einen ganz spannenden Podcast über was Bill Gates da macht mit den Atomsachen.

Tim: Der hat vor 20 Jahren gelernt, wie Energie vielleicht funktioniert.

ilan: Welcher Podcast? Wir machen hier auch gerne Querverweise auf gute Podcasts.

ilan: Weißt du noch, was du sagst?

Tim: Das war von Redefining Energy. Das ist ein englischsprachiger Podcast.

Tim: Eine Folge zum Investmentportfolio von Bill Gates.

Tim: Der hat einfach vor 20 Jahren gelernt, was es gibt. Und der hat überhaupt nicht

Tim: wahrgenommen, die ganze Revolution, über die wir gerade gesprochen haben.

Tim: Das ist jetzt so schnell viel weniger geworden. Also ist er noch in der alten

Tim: Welt und denkt, das ist die Lösung.

Tim: Also das ist wahrscheinlich der Grund, weswegen es noch immer recht viele glauben,

Tim: dass es die einzige Lösung ist.

Tim: Aber die industriellen Logiken, und das beschreibe ich eben auch in dem Buch,

Tim: die lassen mich doch immer wieder zum Schluss kommen, dass das überhaupt,

Tim: nicht durchsetzen kann. In Deutschland sowieso nicht. Da gibt es noch politische

Tim: Gründe, Akzeptanzgründe.

Tim: Die Franzosen werden noch ein bisschen weitermachen, ein paar andere Länder

Tim: werden auch noch ein bisschen machen. Aber wenn man sich anguckt,

Tim: die kommerzielle Wirklichkeit.

Tim: Nur zwei, drei Argumente. Das eine ist, Atomschutz ist unfassbar teuer.

Tim: In Europa und den USA wurden in den letzten 20 Jahren zusammen überhaupt nur

Tim: vier Kraftwerke gebaut.

Tim: In 20 Jahren nur vier Atomkraftwerke. Wahnsinn. Wahnsinn wenig.

Tim: Und die sind so dermaßen Kostenexplodiert, dass alleine die Finanzierungskosten,

Tim: also nur ich pumpe da ja Milliarden rein, die auch erstmal 10,

Tim: 20 Jahre lang kein Geld verdienen, weil die in der Baustelle stecken.

Tim: Und diese Milliarden muss ich refinanzieren, zahle ich Zinsen für.

Tim: So einfach ist das. An Investoren, an Banken. Und selbst wenn ich die extrem

Tim: klein ansetze, also bei 6% nur hatten wir das gerechnet, dann sind rein die

Tim: Finanzierungskosten deutlich über 10 Cent pro Kilowattstunde.

Tim: Damit habe ich keinen Brennstoff gekauft, habe ich kein Personal eingestellt,

Tim: damit führe ich keine Reparaturen durch, nichts. 10 Cent.

Tim: Und jetzt ist schon klar, dass wir in ein paar Jahren aus Sonne,

Tim: Wind, Batterien und Wasserstoff das billiger können.

Tim: Also es ist einfach unfassbar teure Energieton. Das zweite ist,

Tim: sie ist unfassbar langsam.

Tim: Ich habe es schon gesagt. Also in Europa die durchschnittliche Bauzeit eher

Tim: 15 Jahre, planlose Bauzeit.

Tim: Selbst in China inklusive Planung wahrscheinlich 8, nur Bau 6 Jahre.

Tim: Stellen wir uns vor, du bist ein Investor oder ein Stromkunde,

Tim: Und muss jetzt entscheiden, ja, kauf so ein Ding, kostet 10 Milliarden.

Tim: Das entscheidst du heute.

Tim: Und dann fällt es 15 Jahre später vom Himmel und ist da.

Tim: In einem Energiemarkt, der sich aber weiter komplett auf den Kopf gestellt hat,

Tim: wo die Erneuerbaren weiter billiger geworden sind als Batterien und wo vor allem

Tim: ich Grundlast eigentlich gar nicht gebrauchen kann.

Tim: Weil Atomkraftwerke müssen durchlaufen. Die sind so teuer in der Investition,

Tim: die Stärke ist, wenn sie durchlaufen. Und dann sind sie schon teuer.

Tim: Was ich aber brauche, in zehn Jahren noch mehr als heute, ist Dunkelflaute, wie hat es uns davon?

Tim: Kraftwerke, die dann, wenn keine Sonne scheint und kein Wind weht,

Tim: Strom produzieren. Und die laufen im Jahr vielleicht 1.000 Stunden.

Tim: Die Kraftwerke brauche ich, das sind aber keine Atomkraftwerke.

Tim: Dann wird der Strom ja noch mal teurer, wenn ich die nur 1.000 Stunden im Jahr laufen lasse.

Tim: Es ist ein Logikbruch in der ganzen Argumentation.

Tim: Und deshalb bin ich total überzeugt, dass auch die Länder, die sich da irgendwas

Tim: zurecht planen und mal wieder prüfen und sowas, auch die werden die ökonomische

Tim: Realität irgendwann verstehen.

Tim: Und spannend ist, wenn man die Berichte dazu genau liest, von der Internationalen

Tim: Energieagentur beispielsweise, die auch ja so ausrufen, Renaissance der Atomkraft.

Tim: Also A, in den Zahlen liest du es nicht. Ich habe heute was gepostet,

Tim: dass gerade im April hat die Solarstromproduktion weltweit die Atomstromproduktion

Tim: überholt mit einer atemberaubenden Wachstumskurve.

Tim: Atomstrom sinkt halt weiter, ist halt so weltweit.

Tim: Da frage ich mich, diese Dynamik sollte ich auf einmal umdrehen,

Tim: glaube ich nicht und selbst die internationale Energieagentur sagt eben,

Tim: da kann es eine Renaissance geben, in Klammern wenn die Staaten es halt finanzieren

Tim: wer nimmt denn das Finanzierungsrisiko dass in 15 Jahren dein Kraftwerk was dann vom Himmel fällt,

ilan: Mit einem üblen Marktpreis.

Tim: Überhaupt nicht wettbewerbsfähig ist das können nur Staaten machen und die machen

Tim: das UK ist das abschreckendste Beispiel überhaupt Hinkle Point C der Strom kostet

Tim: feste Einspeisevergütung über 30 Jahre,

Tim: über 13 Cent pro Kilowattstunde, jetzt schon, es wird inflationiert,

Tim: jedes Jahr wird es mehr. Also es ist totaler Aberwitz.

ilan: Ja, zumal, wenn es denn bei diesem, um in deinem Beispiel zu bleiben,

ilan: bei den 10 Milliarden dann wirklich bliebe, die dann irgendwann mal vor 15 Jahren

ilan: veranschlagt wurden, meistens gibt es ja dann doch irgendeine Art von Kostenexplosion

ilan: und, naja, viel Klumpenrisiko.

Tim: Ich glaube, aber viel davon ist halt, dass die Menschen noch gerne glauben wollen,

Tim: dass wir gar nicht viel ändern müssen.

Tim: Weil es ist schon brutal anstrengend, diese Energiewende und diese Änderungen

Tim: und alles neue, neue Geschäftsmodelle und Netze und Märkte umbauen und jetzt

Tim: soll ich auch mal elektrisch fahren und Warnepumpe. Das ist ja echt total anstrengend.

Tim: Und ich kann mir schon vorstellen, dass die Geschichte das schön verfängt,

Tim: sagen, mach mal Atomstrom, total billig, ist zwar Quatsch, aber wir behaupten es halt.

Tim: Dann machen wir auch noch CCS, das heißt, wir scheiden Kohlenstoff von Gaskraftwerken

Tim: ab oder von was auch immer. Das ist auch super, weil dann musst du ja überhaupt nichts ändern.

Tim: Kannst zu Hause weitermachen wie bisher. Ändert sich gar nichts.

Tim: Lässt die alte Heizung drin, heizt sie mit Wasserstoff.

Tim: Ich glaube, diese versprochene Bequemlichkeit ist so mächtig,

Tim: dass viele Leute es gerne glauben.

Tim: Auch Politik das gerne glaubt, weil Politik nicht gerne führt.

Tim: Finde ich schrecklich. Früher war das anders, glaube ich. Aber heute führt Politik

Tim: nicht gerne und nimmt nicht gerne die Bevölkerung mit auf eine Reihe und sagt,

Tim: ja, wir haben ja hoch, wir müssen ja durch, aber macht Sinn.

Tim: Sondern versucht eher den Weg des kleinsten Widerstandes und den Leuten diese

Tim: blöden Heilsversprechen auch noch selber schmackhaft zu machen.

Tim: Und dann steht eben der Eiwanger vor der Wasserstoffheizung an.

ilan: Ja, eins meiner Lieblingsinhalte, Lieblingskapitel ist das, wo es dann nach

ilan: vorne geschaut wird und auch ein bisschen gesagt wird mit Optimismus und dem richtigen Mindset.

ilan: Also das, was fehlt, was können wir besser machen? und,

ilan: genau, du schreibst was zu Mindset, Fehlerkultur, was wirklich so Zukunftslust auslöst.

ilan: Magst du dazu nochmal kurz was sagen? Was glaubst du, was wäre das richtige

ilan: Mindset für die Transformation?

Tim: Zwei Hauptzutaten würde ich da jetzt mal rausgreifen. Das eine ist,

Tim: dass wir uns überhaupt wieder erlauben zu hoffen und zu wollen und Sachen schön

Tim: zu finden und nicht uns selber mit Defetismus im Weg zu stehen.

Tim: Früher war alles besser und es wird doch eh nichts. Und das ist ja eine Kulturregelrecht bei uns.

Tim: Und wenn einer eine Idee hat oder eine gute Analyse und eine Vision darauf entwickelt,

Tim: dann wird da sowas von gebasht. Mit irgendwelchen Dingen.

Tim: Das muss weg. Dass wir überhaupt mal wieder eine positive Erzählung rein wollen.

Tim: Und das Zweite ist, dass wir eben in diesem ganzen Diskurs ja auch mit Fehlern umgehen lernen.

Tim: Und dass Fehler zulässig werden. Weil man kann sich vorstellen,

Tim: wenn wir jetzt mal so eine Volkswirtschaft mal eben auf den Kopf stellen,

Tim: in 20 Jahren, dass man da Fehler macht, ist ja irgendwie logisch.

Tim: Und Fehler sind überhaupt nicht schlimm. Fehler sind super, weil man lernt draus.

Tim: Das Einzige, was an Fehlern schlimm ist, ist, wenn man sie wiederholt. Das ist das Einzige.

Tim: Und wir wiederholen gerade Dutzende Fehler. Mit dem russischen Gas hatten wir

Tim: schon, jetzt kommen die Leute auf

Tim: die Idee, wollen Nord Stream 2 wieder aufmachen. Wie absurd ist das denn?

Tim: Oder wir haben industriepolitisch was verschlafen bei E-Mobilität und so,

Tim: jetzt kommt dann wieder Verbrenner länger halten.

Tim: Also wir wiederholen gerade lieber Fehler, um bloß nicht die unbequeme Wahrheit

Tim: ins Auge zu blicken, dass vielleicht vor 10, 20 Jahren Leute recht hatten, die wir doof finden.

Tim: Das ist ja so ein Lagerbildungsding, so ein Stammesdenkungsding.

Tim: Und ja, man mag das Wie, das die Grünen am Leib hatten, wie genau baue ich dann

Tim: um, mag man ja falsch finden. Aber die Analyse war einfach an vielen Punkten richtig.

Tim: Und jetzt darf aber nicht das eine andere Partei dazu einladen,

Tim: zu sagen, nee, deshalb muss ich die Analyse ablehnen, weil die von den Falschen kommt.

Tim: Genau das findet statt am laufenden Band. In beiden Richtungen,

Tim: wurde bemerkt. Also es kann auch umgekehrt laufen. Auch aus unserer Bubble.

Tim: Viel zu häufig und viel zu schnell irgendwas abgelehnt. nur weil es von den

Tim: anderen kommt das muss weg und wenn wir dann die Fehler machen dürfen wir aber

Tim: eben auch nicht, weil die werden passieren nicht sagen, äh, Fehler, du bist doof

Tim: sondern wir müssen die Menschen und die Institutionen daran messen,

Tim: wie sie mit Fehlern umgehen nicht ob sie welche machen

Tim: Und das wirkt ja rein bis in die letzte Amtsstube. Wenn du jetzt bei der Genehmigung

Tim: für ein Windrad oder für irgendwas

Tim: nur Angst haben musst, was falsch zu machen, weil in der Verordnung von 1973

Tim: steht drin, du sollst Folgendes tun, dann machst du es nicht.

Tim: Dann sicherst du dich nur noch ab. Dann geht es nur noch darum,

Tim: auch in Gesetzen so fein aufzuschreiben, was die Regeln sind,

Tim: dass die Gesetze noch immer länger werden.

Tim: Und damit strangulieren wir uns selbst.

Tim: Das muss weg. Wir müssen sagen, wenn wir etwas gröber regulieren,

Tim: die harten, groben Leitplanken, aber innen drin lassen wir Interpretationsspielraum,

Tim: ja, dann passieren vielleicht Fehler, aber wir kommen schnell voran.

Tim: Und wenn wir merken, wir waren Fehler, können wir es ja auch wieder anpassen

Tim: und sagen nicht, der in der Amtsstube oder die in dem politischen Amt war doof,

Tim: solange die selber sagen, habe ich falsch eingeschätzt, ja, machen wir jetzt besser, ist alles gut.

Tim: Das sind so die beiden kulturellen Dinge, die ich mir echt wünsche,

Tim: weil in der jetzigen Art zu diskutieren und Politik zu machen,

Tim: sehe ich tatsächlich nicht, wie man große Veränderungen überhaupt hinbringen will.

Tim: Das gilt ja gar nicht nur für Energie, das gibt es ja bei vielen Themen bei uns gerade.

Tim: Und da müssen wir ein bisschen mehr Bock auf Zukunft haben und ein bisschen

Tim: mehr Bereitschaft, Fehler zuzulassen, auch zuzulassen, dass Leute damit Geld

Tim: verdienen, auch ganz schwierig.

Tim: Aber wenn jetzt Unternehmen da was machen und ins Risiko gehen und erfolgreich

Tim: sind, dann freue ich mich, wenn die Geld verdienen, weil so machen wir den Wandel schnell.

ilan: Also einen gewissen sozusagen Pragmatismus auch in vielerlei Hinsicht.

Tim: Pragmatismus, ein bisschen schon nemerischer, wieder ran, sagen,

Tim: lass uns, nach dem Zweiten Weltkrieg muss ja echt, diese Aufbruchstimmung muss

Tim: ja gigantisch gewesen sein.

Tim: Alle haben echt heftig gelitten, war schlimm und dann auf einmal machen wir Wirtschaftswunder.

Tim: Und das war immer mit der Aspiration, wir machen die Welt besser,

Tim: die Kinder haben es besser und so.

Tim: Und das müssen wir auch wieder kriegen. Aber die Kinder werden es nicht besser

Tim: haben, wenn wir die Wirtschaft ins Abseits schießen und das Klima verbrennen.

Tim: Da werden die Kinder nicht besser.

Tim: Sondern sagen, hey, lass uns mal echt selber in Frage stellen.

Tim: Wie cool ist das? Wir dürfen auch alte Gewohnheiten in Frage stellen.

Tim: Und da wird es wieder richtig weit. Auch Leistungsbegriffe und sowas.

Tim: Eine spannende Diskussion, was eigentlich Leistung ist.

ilan: Stimmt. Und also du schreibst auch von,

ilan: für mich ein bisschen unwahrscheinlicheren Vorbildern. Also,

ilan: okay, Dänemark hätte man noch vorhersehen können, aber Uruguay und Pakistan,

ilan: schreibst du, von denen können wir auch was lernen. Das geht auch so in die Richtung, ne?

Tim: Ja, total. Uruguay fand ich super spannend, weil das ein ziemlich junges Beispiel ist.

Tim: In Uruguay gab es auch, ich glaube 2007, 2008, ziemlich heftig Energiekrise

Tim: wieder mal. Die waren in der Energieversorgung sehr stark am Öl gehangen.

Tim: Und es ist ja kein sehr großes Land, keine sehr starke Volkswirtschaft und die

Tim: hat es echt übel geschüttelt, als die Ölpreise hochging.

Tim: Und dann hat die Regierung damals

Tim: gesagt, unter auch sehr visionären Umsetzern, wir müssen vom Öl weg.

Tim: Und haben ein Programm aufgelegt, massiv die Erneuerbaren auszubauen,

Tim: in der Energieversorgung auch Biomasse und Wasserkraft zu reaktivieren und,

Tim: und, und. Vor allem Windkraft war das in der Erneuerbaren.

Tim: Und sagen so, wir ziehen das jetzt durch. Da gab es natürlich auch Beharrungskräfte

Tim: und Unkenrufe. Das kostet aber Arbeitsplätze und so, wie es immer so geht.

Tim: Und unterm Strich haben die massiv Arbeitsplätze geschaffen,

Tim: für dieses kleine Land sehr, sehr viele sogar, sind jetzt Energieexporteur geworden,

Tim: haben sichere und billige Energie.

Tim: Und das Entscheidende, und das ist das Beispielhafte daran, die haben es geschafft,

Tim: das durchzuhalten über mehrere verschiedenartige Regierungen.

Tim: Und das ist immer wichtig, dass man sagt, das Ziel halten wir konstant,

Tim: auch über Generationen oder Regierungen hinweg.

Tim: Man kann am Wie wiederum optimieren, immer gerne.

Tim: Aber lasst uns nicht immer das Grundsätzliche in Frage stellen.

Tim: Und das war bei Dänemark, die haben in den 70ern damit angefangen.

Tim: Und durch alle Farben der Regierung hinweg haben die gesagt,

Tim: Nein, diese Wärmeversorgung, wie wir sie organisieren, sehr kommunal verankert

Tim: mit erneuerbaren Energien, das ist für alle super, das haben sie durchgezogen.

Tim: Davon können wir echt was lernen. Bei uns ist es das Gegenteil.

Tim: Atom rein raus, die ganze Zeit.

ilan: Ja, cool, cool. Nee, aber also ich habe auf jeden Fall beim Lesen Lust auf Zukunft,

ilan: bekommen und das ist auch diese sozusagen Mangel an Zukunftslust begegnet mir auch oft.

ilan: Also wir sprechen ja, wir haben eine Softwarelösung für Energieeinkauf und Transformation

ilan: für so produzierendes Gewerbe sozusagen kleine Industrie und mir kommt da schon,

ilan: also mir begegnet oft so das Ganze,

ilan: diese, so ein bisschen eine Schwerfälligkeit und ein Mangel an sozusagen positiver

ilan: Vision, wie es sein kann und das,

ilan: hält die Leute davon ab, dass sie überhaupt über ein bisschen sozusagen den

ilan: Tellerrand hinausschauen und nach Optionen suchen.

ilan: Ist das bei dir, du machst ja auch mit drei E-Punkt, machst du auch Beratung,

ilan: ich weiß nicht, wer deine Kunden sind da oder so typischerweise, aber,

ilan: geht das auch in die Richtung? Also was erlebst du da aktuell?

Tim: Naja, ich mache da viel Geschäftsentwicklung, neue Geschäftsmodelle aufsetzen

Tim: und Design und Also für große Corporates wahrscheinlich,

ilan: Ja.

Tim: Nur für Corporates, genau, das heißt das sind Unternehmen, die per se entweder

Tim: im Bereich erneuerbare Energien unterwegs sind, Speicherhersteller sind,

Tim: Banken, Projektentwickler sind, die also neue Sachen finanzieren wollen,

Tim: die haben alle tierischen Vorwärtsdrängen.

Tim: Im Moment ist das mit der Lust auf Zukunft, Lust haben sie,

Tim: aber die Hoffnung auf Zukunft ein bisschen gedämpft, weil wir eben in Deutschland

Tim: schon die Situation haben, dass wir sowohl den Markt als auch die Netze überhaupt

Tim: nicht ausreichend auf Energiewende vorbereitet haben und es jetzt gerade deutlich

Tim: schwerer wird, mindestens mal im Solarbereich

Tim: das Geschäft auszubauen.

Tim: Da ist Sorge da, auch Berechtigte.

Tim: Aber wir hätten die Lösung, wir müssen jetzt nur gucken, dass wir sie auch politisch schnell umsetzen.

Tim: Also Lust auf Zukunft ist ja immer da. Und da sind ja auch viele in der Bubble,

Tim: die die paar von den Mechaniken, die ich beschreibe, eigentlich kennen. Das ist so mächtig.

Tim: Das kannst du zum Glück gar nicht mehr stoppen.

ilan: Das heißt, du bist aber schon auch in der Energie-Bubble schon unterwegs, du bist jetzt gar nicht.

Tim: Also In meiner Beratung, ja, meine Beratung ist wesentlich in der Bubble,

Tim: da kommen auch ab und zu mal Unternehmen von

Tim: wo man eher überrascht ist also mit der Beratung bin ich so eher in der neuen

Tim: Energiewelt aber mit der Kommunikation halt nicht, also die Sachen,

Tim: die ich bei LinkedIn schreibe oder wenn ich Vorträge halten gehe oder so das

Tim: sind wirklich Unternehmen, wo ich positiv überrascht bin

Tim: aus welchen Ecken die kommen oder auch Personen, aus welchen Ecken die kommen

Tim: die haben eben nichts mit der Bubble zu tun

Tim: Und deshalb habe ich das Buch dann auch geschrieben, weil ich hoffe,

Tim: damit Leute erreichen zu können, die offen sind und gerne besser verstehen wollen, was da passiert.

Tim: Einerseits für eigene Entscheidungen, die man treffen muss, aber auch für die

Tim: eigene Meinungsbildung.

Tim: Um vielleicht dieser Verunsicherung, die da draußen eben ist,

Tim: durch auch diese ganzen komischen Narrative, um diese Verunsicherung selber für sich loszuwerden.

Tim: Und das geht immer ganz gut, wenn man was von den Mechaniken versteht.

Tim: Warum funktioniert das so? Nicht ganz genau, nur warum?

Tim: Dann kann man es einschätzen und dann fühlt man sich wohler und das versuche

Tim: ich jetzt für die Energiemärkte, für die Energieindustrie zu erklären.

ilan: Cool. Was war so das überraschendste Learning für dich selber beim Schreiben des Buchs?

ilan: Hast du irgendwas nochmal neu verstanden, neu entdeckt, was vorher gar nicht

ilan: so klar war oder war es eher so ein Zusammensammeln von Sachen,

ilan: die du eh schon unterwegs kanntest?

Tim: Ganz, ganz viel kannte ich halt, weil ich 30 Jahre in der Branche bin.

Tim: Ich hatte mich auch schon mit Negativ-Emissionen und CCS ein bisschen beschäftigt.

Tim: Aber da war noch am meisten für mich neu auch zu recherchieren, auszuarbeiten drin.

Tim: Da war ich nicht ganz so tief in den Marktlogiken und so drin.

Tim: Überraschend tatsächlich die Länderbeispiele, wenn man sich mal systematisch

Tim: umguckt, was da draußen geht.

Tim: Weil man ja hier aus Deutschland dann doch immer sehr mindestens europäisch schaut.

Tim: Das war echt überraschend teilweise. Wir hatten über Pakistan dann noch nicht

Tim: gesprochen, aber Uruguay, andere Länder, sehr krass. Das war cool.

Tim: Ja, ich glaube, das waren so die besonderen Highlights.

Tim: Und einfach immer noch wieder den, ich mache das lange, aber nochmal wieder

Tim: in der Studie auf schwarz, auf weiß zu sehen, wie krass das ist.

Tim: Oder nochmal eine Zahlenauswertung zu machen, wo ich denke, ey,

Tim: hätte mir das einer vor fünf Jahren gesagt, ich hätte ihn verrückt erklärt.

Tim: Das war schon cool und überraschend.

ilan: Cool, wir sind völlig über der Zeit. Alex Graf würde mir auf die Finger hauen,

ilan: aber ich habe jetzt irgendwie noch zwei, drei so Rapid-Fire-Questions,

ilan: die möchte ich unbedingt loswerden.

Tim: Mal ja, gute Antwort.

ilan: Welcher Gedanke hat dich am meisten weitergebracht von denen,

ilan: die du aufgeschrieben hast?

ilan: Oder was sollten Hörerinnen aus diesem Gespräch hauptsächlich mitnehmen,

ilan: wenn du es zusammenfassen würdest?

Tim: Fürs Thema Hoffnung, dass es keine Frage mehr ist, ob die Energierevolution so stattfindet.

Tim: Wir müssen was dafür tun, dass sie noch schneller wird. Das ist dann eher eine

Tim: Klimafrage, eine wirtschaftliche. Aber das ist für mich, bitte nehmt das mit.

Tim: Es ist viel besser und wir haben viel mächtigere Verbündete im Kampf,

Tim: auch gegen den Klimawandel. Das sind die Märkte, das ist die Industrie.

Tim: Ich glaube, das ist mir eine ganz wichtige Botschaft.

Tim: Ja, und das Zweite, dass man einfach wirklich unfassbar für sich selber auf

Tim: der Hut sein muss. Ich selbst ja auch.

Tim: Nicht zu sehr aus der eigenen Erfahrung und der eigenen Geschichte und dem eigenen

Tim: Wissen auf die Zukunft schließen zu wollen, weil diese ganzen innovativen und

Tim: exponentiellen Dinge, die unterschätzt man.

Tim: Und ich weiß jetzt auch gar nicht, was da irgendwie in 40 Jahren los ist.

Tim: Vielleicht kann man dann irgendwo Mini-Fusionskraftwerke rumstehen,

Tim: die Riesen-KI-Zentren, kann ja sein, aber nicht ablenken lassen.

Tim: Das ist heute nicht relevant.

Tim: Heute geht es um die Wirtschaft jetzt und das Klima jetzt. Und all das,

Tim: was in 50 Jahren auf der Raumschiff Enterprise rumfliegt oder in 100,

Tim: hat, das ist heute nicht relevant.

Tim: Muss ja auch wieder klar machen. Heute geht es darum, in den nächsten 20 Jahren

Tim: Wirtschaft gut zu modernisieren und Klima zu retten. Und das machst du nicht

Tim: mit Raumschirr-Wenterpreis.

ilan: Das ist doch ein schönes Plädoyer zum Schluss.

ilan: Wo kann ich denn Strom bekommen? Ich habe es sehr freundlicherweise von dir

ilan: zugeschickt bekommen, aber wenn ich jetzt den Podcast höre, wo findet man nicht? Also LinkedIn, klar.

ilan: Aber wo könnte man, kann man das irgendwie bei Amazon einfach stellen?

Tim: Das kannst du in jedem Buch laden. Also ich bin ja mal Für Buchladen um die

Tim: Ecke ist immer das Beste. Ich mache es gerne so. Ich bestelle dann da online

Tim: und hole nur ab. Das finde ich super.

Tim: Aber ansonsten auch bei jedem Online-Händler kannst du es kaufen.

Tim: Es ist noch nicht, dummerweise, überall als E-Book erhältlich.

Tim: Da steht der Verlag gerade noch auf dem Schlauch. Aber in einer Woche nicht

Tim: frustriert sein. In einer Woche müsstest du auch endlich als E-Book da sein. Ansonsten überall.

Tim: Und cool. Wenn es gefällt, ist eine positive Rezension oder Bewertung immer

Tim: total toll. Davon lebt man als Autor.

ilan: Ja, klar. Das stimmt. Und Tim, herzlichen Dank, dass du dir die Zeit genommen

ilan: hast, einmal hier mit uns durch dein neues Buch zu reiten und uns da so viel zu erklären.

ilan: Ich weiß es sehr zu schätzen. Ich bin großer Fan von deinen Inhalten und es

ilan: war so jetzt ziemlich toll, dich hier bei uns im Podcast zu haben.

ilan: Gibt es noch irgendwas, was du uns mitgeben wolltest? Sonst würde ich sagen herzlichen Dank.

Tim: Genau, das würde ich dir und euch auch mitgeben. Herzlichen Dank und macht einfach

Tim: weiter Zukunft. Das ist ja auch als Firma dann euer Job.

ilan: Das verspreche ich dir hiermit. Tim, danke dir.

Tim: Mach's gut.

ilan: So, das war's auch heute schon wieder aus der Energiezone.

ilan: Ich hoffe, ihr seid ein bisschen schlauer als vorher und falls nicht,

ilan: dann hört euch einfach nochmal diese oder andere Folgen an.

ilan: Was ich persönlich aus dem Gespräch mit Tim mitgenommen habe und ihr habt es

ilan: herausgehört, ich verfolge ihn schon länger und war total glücklich,

ilan: dass er bei unserer Energiefrühstücke mal dabei war und jetzt auch im Podcast endlich ist.

ilan: Dass die industrielle Revolution nicht nur eine grüne Agenda und nichts politisches

ilan: ist, sondern vor allen Dingen innovationsgetrieben.

ilan: Und wenn wir jetzt richtig in die Skalierung gehen, dass da ganz viel zu holen ist.

ilan: Auch das ganze Thema Zukunftslust versus Zukunftsangst.

ilan: Ihr merkt schon, Tims Plädoyer für mehr Optimismus und bessere Fehlerkultur

ilan: und den Mut, einfach alte Gewohnheiten infrage zu stellen, finde ich super wichtig.

ilan: Ich denke, wir haben so ziemlich das Ort geklärt und jetzt geht es nur noch ums Wie.

ilan: Aber genau, ich hoffe, ihr könntet auch einiges lernen. Jetzt seid ihr dran.

ilan: Was sind eure wichtigsten Erkenntnisse aus dem Gespräch mit Tim?

ilan: Könnt gerne auf LinkedIn posten oder uns schreiben.

ilan: Welche Luftschlösser seht ihr aktuell in der Debatte? Schreibt uns entweder

ilan: an team.energiezum.org oder slidet in meine LinkedIn-DMs.

ilan: Und naja, wie immer, falls ihr ein B2B-Unternehmen seid und euren Energieeinkauf

ilan: smarter und günstiger machen wollt, dann sind wir bei ONU Energy eure Sparring-Partner.

ilan: Auf jeden Fall jetzt schon mal bis zur nächsten Folge. Bleibt geladen und bleibt gut.

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